DER VILLAIN: Hugo Drax

  • Trotzdem finde ich Drax keines falls "einen miesen Villain" (okay, ein mieser Typ ist er natürlich :D ). Seine unendliche Arroganz ist einfach herrlich.


    Die herrliche Arroganz ist aber auch alles, wodurch sich der Charakter definiert. Vielleicht auch noch sein Reichtum, aber ansonsten ist er doch nichts weiter als ein Pappkamerad mit schöner Fassade. Was erfährt man über seinen Werdegang? Seine Beweggründe? Nichts. Das ist kein Charakter, das ist personifizierter Größenwahn mit gutem Dialog. Bei Stromberg einen Film vorher war das alles noch sehr viel greifbarer (Reeder, Meereskundiger, Visionär, altersmüde vom Treiben der Menschheit).


  • Bei Stromberg einen Film vorher war das alles noch sehr viel greifbarer (Reeder, Meereskundiger, Visionär, altersmüde vom Treiben der Menschheit).

    Das finde ich nun überhaupt nicht. Strombergs Beweggründe werden nie detaillierter erörtert als Drax'. Nur hat letzterer die besseren Oneliner.

  • Count Villain Sehe ich genauso .Den Psychopathen Stromberg wird glaubwürdig dargestellt,seine Ermüdung durch die menschliche Zivilisation und seine"Ersatzwelt" kommt gut rüber.Bei Drax finde ich es
    1.abgekupfert
    2.das mit den " Supermenschen " nur bescheuert
    3.Beweggründe ?
    Das meine ich mit mies und sein Tod ist der schwächste Tod von allen Villains. Er will Bond umbringen,doch Bond bringt ihn um.Sehr originell !

  • Oha ,ganz schön viele Fragen.
    Count Villain Sehe ich genauso .Den Psychopathen Stromberg find ich richtig glaubwürdig,seine Ermüdung durch die menschliche Zivilisation und seine " Ersatzwelt " kommt gut rüber.


    Genau. Dieser ich nenne es mal Zivilisationspessimismus macht auch für mich den entscheidenden Unterschied zwischen Stromberg und Drax aus. Zudem menschelt es mehr (Schwärmerische Faszination für das Meer, Interesse an Anya). Drax wirkt mit seiner stoischen Ruhe und Asexualität hingegen beinahe schon roboterhaft. Damit will ich Drax jetzt nicht schlecht reden, aber er ist für mich mehr Form als Inhalt. Ein Produkt des "größer, weiter, höher", das ja unzweifelhaft das Credo des gesamten Films war.


    Womöglich ist es auch diese Aura der "Unmenschlichkeit", die Drax umgibt, die da eine Distanz zwischen mir und der Figur schafft. Stromberg ist für mich ein glaubhafter wohlhabender Forscher und Visionär, der in seiner Radikalität den berühmten Schritt zu weit geht. Drax ist ein reicher Irrer, ein eindimensionaler Größenwahnsinniger, den ich irgendwie nicht fassen kann und der wohl mehr oder weniger nach Checkliste erstellt worden ist.


    Bedrohung der Welt - Check
    Genug Geld für seinen Plan (und prächtige Kulissen) - Check
    Moore ebenbürtige Oneliner - Check
    Blofelds Mao Anzug - Check
    Dr. No-artige Aura - Check


    Für jeden Versuch, mir diesen Charakter doch noch irgendwie näherzubringen, bin ich allerdings dankbar. Vielleicht klappt es ja. ;)

  • Schon witzig, wie die Meinungen über Drax und Stromberg auseinandergehen.
    Für mich sind beide in ihrer stoischen Ruhe, ihrer Gleichgültigkeit gegenüber der jetzigen Welt und ihrem Auftreten fast ebenbürtig.
    Drax hat in der Tat die cooleren One-Liner und den vielleicht noch durchgeknallteren Plan, aber in ihrer Person als reiche Industrielle sind sie sich sehr ähnlich. Man erfährt bei beiden wenig über den Hintergrund und über die Beweggründe ihres Hasses auf die Menschheit. Brüder im Geiste.


    @ Chris
    Mir ist Lonsdale v.a. als Abt in "Der Name der Rose" im Gedächtnis und da ist sein Spiel recht ähnlich wie bei MR.

  • Ich empfehle dir mal "Der Schakal" mit Lonsdale und Edward Fox und auch "München" mit Craig, Amalric und Lonsdale...rein exemplarisch jetzt genannt, da beide Filme Bondbezug haben und lange auseinender liegen...du wirst feststellen, Lonsdale hat dort eine extrem hohe Bandbreite, weit mehr als in MR und Rose!

  • Ich empfehle dir mal "Der Schakal" mit Lonsdale und Edward Fox und auch "München" mit Craig, Amalric und Lonsdale...rein exemplarisch jetzt genannt, da beide Filme Bondbezug haben und lange auseinender liegen...du wirst feststellen, Lonsdale hat dort eine extrem hohe Bandbreite, weit mehr als in MR und Rose!


    Danke für die Tipps! Muss ich mir mal zu Gemüte führen!

  • Unter einem Gesichtspunkt erscheint mir Michael Lonsdale allerdings etwas fehlbesetzt, nämlich, wenn man seine Ideologie bedenkt, "eine neue Superrasse" züchten zu wollen, in welcher - so macht Bond es ja plausibel - Physiognomien wie die des Beissers oder dessen kleiner Freundin nicht geduldet werden können. Gerade im Kielwasser von Curd Jürgens, dem "normannischen Kleiderschrank", aber auch im Vergleich mit dem teutonischen Gert Fröbe fällt auf, dass Lonsdales Drax so überhaupt kein Merkmal einer "Überrasse" an sich trägt. Paradoxerweise erscheint der einzige Schurke, der wirklich eine rein rassistische Motivation hat, eher wie das Anti-Bild seines Wunsch-Menschen - er geht etwas steif, ist nicht groß und besonders dunkelhaarig. Dieser Eindruck wird noch unterstrichen durch den direkten Vergleich mit dem blonden Moore, dessen Augen in der ersten Begegnungs-Szene extrem strahlend blau wirken. Jürgens hätte in dieser Rolle optisch weit besser gepasst.

  • Da ist was dran, aber auf der anderen Seite entsprachen z.B. die Ober-Nazis ja auch nicht dem von ihnen propagierten "Herrenmenschen"-Bild. Insofern ist MR hier also schon fast realitätsbezogen.

  • Dass Drax kein klassischer Rassist wird wie im Buch, darauf haben die Macher großen Wert gelegt. So nimmt er in seiner "Arche Noah" gezielt alle Menschentypen mit (europäisch, asisatisch, dunkelhäutig,...). Ich denke, dass Drax alle Menschenreassen gleichermaßen hasst. Er sieht sich eher als eine Art reinigender Arzt, der rassen-unabhängig die besten Gene weiterleben lassen möchte und das aus seiner Sicht Minderwertige (das es für ihn gleichermaßen in allen Rassen zu geben scheint) ausmerzen möchte.


    Der Vergleich zu den Nazi-Größen, die auch nicht dem Idealtypus entsprachen (Hitler, Himmler, Goebbels usw.) kam mir auch als erstes in den Sinn.


    Ich bin aber froh, dass man Draxens Figur nicht als Nazi dargestellt hat.

  • In dem Zusammenhang ;Gab es schon mal einen Main Villain ,der im Film Deutscher ist.
    Außer Max Zorin


    Der einzige andere (Film-)Main-Villain, ist Karl Stromberg. Im Roman heißt er - glaube ich - sogar Siegmund Stromberg? Bin da gerade nicht mehr sicher.


    Ansonsten ist Hugo Drax im Film wohl ein Amerikaner (?), im Roman jedoch ein Deutscher, der die Identität eines Briten angenommen hat. Sein wirklicher Name ist Hugo von der Drache.


    Ich bin insgesamt ganz froh, dass die Macher uns weitgehend von bösen Klischee-Deutschen bzw. stereotypen Nazi-Schergen verschont haben. Das wirkt in Action-Filmen meist etwas trashig und 08/15 (siehe "Indiana Jones").

  • .


    Karl Strombergs Wurzeln sind in der Romanvorlage von Christopher Wood Schwedisch.



    Stellt man sich die Frage nach Max Zorins leiblichen Eltern verwundert es eigentlich im hohen Maße, dass das "Wunderkind" seinen Ziehvater Carl Mortner nicht als Mörder seiner Mutter erkennt. So mag er zwar in Dresden geboren sein, muss aber nicht unbedingt Kind deutscher Juden sein.

    .

  • Lonsdales Darstellung scheidet in der Tat die Geister, wo wir wieder beim Thema underacting wären. Ich persönlich finde sie grandios, ich finde es vor allem aszinierend, dass er gleichsam vordergründig versucht, Bond in der Rolle des zurückhaltenden Gentlemans noch zu überbieten, wobei er sich aber andererseits wiederholt über die "Britshness" lustig macht. Allerdings finde ich es dabei auch etwas störend, dass die amerikanische Herkunft von Drax im Film hierzu eigentlich wenig passt und seine Beweggründe eine Spur zu wenig ausgeleuchtet werden. Im Buch ist Drax, wie hier ja dankenswerterweise bereits erwähnt, ein Deutscher namens Hugo Drache, der den Engländer nur spielt und sich für den zweiten Weltkrieg rächen will. Allerdings ist der Roman- Drax, wie alle Schurken bei Fleming, in seinem äußeren Verhalten eher eine Karikatur eines Anti-Gentleman, die sofort ins Auge fällt. Es wäre wirklich faszinierend gewesen, Draxs Spielweise ein wenig mehr mit dem Original aus Flemings Roman zusammenzuführen...das hätte einen wirklich ebenso genialen wie subtilen Superschurken ergeben.

  • Lonsdales Darstellung scheidet in der Tat die Geister, wo wir wieder beim Thema underacting wären.


    Ich würde eher das Gegenteil sagen. Er hat die Zurückhaltung des englischen Gentlemans so overgeacted, dass er für viele einfach nur steif und gelangweilt herüberkommt. :rolleyes:

  • denke, dass eben gerade die aristokratisch-gelangweilte, blasierte Pose den besonderen Reiz seiner Rolle ausmachte. Jemand mit solchen Plänen wie Drax interessiert sich für so nebensächliche Dinge wie einen unterbezahlten britischen Agenten oder Geheimdienstchef oder auch Minister eben nur marginal...aber da gehen eben, wie gesagt, die Meinungen auseinander..interessant jedenfalls die Frage, ob man underacting oberacten kann...;)

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