DER VILLAIN: Raoul Silva

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    Zitat von Kevin17


    Silva (der Joker der Bondreihe) gespielt von Oscar Preisträger Javier Bardem. Der vielleicht beste Bond Villian aller Zeiten?[br][br][Dieser Beitrag wurde am 03.11.2012 - 20:10 von Count_Villain aktualisiert]







    Zitat von chrimarx


    Der perfekte Bond-Villan. Durchgeknallt, größenwahnsinnig, behindert und skrupellos.
    Dazu mit Javier Bardem, wie ChrisMainz zurecht schrieb, ein Schauspieler, der das Potenzial der Figur wirklich voll ausschöpfen konnte. Dabei half neben seiner fantastischen Schauspielkunst vor allem wohl auch Sam Mendes, der ja ein Könner in Charakterzeichnung ist. Nichts gegen John Glen und Co.: Aber da zeigt sich halt, was man als Top-Regisseur aus Top-Schauspielern alles rausholen kann...
    Bardem hätte wirklich einen Oscar verdient. Aber ein Bondfilm wird wohl niemals einen "richtigen", "wichtigen" Oscar kriegen...





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    Interessantes Gedankenspiel: "Rauol Silva = M's (ursprünglich konzeptionierter) illegaler Adoptivsohn?"


    Der nachfolgende englischsprachige Bericht stellt einen faszinierenden Gedankenansatz dar, wobei die Frage im Raum steht ob diese Ideenkonstellation primär wirklich zu Beginn der Drehbuchentwicklung existiert haben kann und die Verantwortlichen nur später nicht mehr den Mut aufgebracht haben, diese konsequent durchzuziehen.
    Die finale Begegnung zwischen Silva und M in der Sakristei würde mit diesem „Hintergrundwissen“ sich um einiges verständlicher erklären.




    Quelle:


    The Secret James Bond Missed in 'Skyfall'
    By Stephen L. Carter Nov 11, 2013 7:19 PM GMT+0100


    Last year, shortly after the excellent James Bond film “Skyfall” was released, I asserted in a column that an anagram at the heart of the film suggested that a critical subplot had been left on the cutting-room floor. I received several e-mails asking why I hadn’t disclosed what I thought I knew. The answer is that I couldn’t explain the anagram without including several spoilers. Now that a year has passed since the U.S. opening (November 9, 2012), I suppose it’s time to explain what I meant. (Warning: Those aforementioned spoilers are below!)


    You will remember that the plot revolves around the destruction wrought by Raoul Silva (Javier Bardem), a former MI6 agent who is angry at M (Judi Dench) for allowing him to be arrested in Hong Kong and then rot in prison rather than arranging an exchange. Now, everybody knows that Silva’s name is an anagram (“a rival soul”) -- but that’s not the anagram I mean.


    The key anagram is the cryptic message Silva sends to M shortly before all mayhem breaks loose: “THINK ON YOUR SINS.” The language is so highly stylized that I was certain, from the time the words appeared on the screen of M’s laptop, that there was a message hidden within. In the car on the way home after the film ended, I was already scribbling anagrams on a piece of paper. But I couldn’t solve it, even with the help of the Internet Anagram Server, until I remembered three bizarre aspects of the movie. (Here are the spoilers.)


    First, why on earth did the screenwriters go to the trouble of telling the audience that Silva had been arrested in Hong Kong and was thought to be still languishing in prison there rather than, say, transferred to the Chinese mainland, as a British spy likely would be? Second, why was Silva’s enmity toward M so intimate and full of moments of appalling grief? And third, why, after vowing revenge -- and spending the entire film seeking it -- did he find himself in the climactic scene unable to kill her?


    These clues came together, and the anagram was solved:


    THINK ON YOUR SINS


    became


    YOUR SON ISNT IN HK


    Suddenly, it all made sense. Silva, thought to be in Hong Kong, was M’s son -- adopted, possibly, but undeniably her son. (Why adopted? Because otherwise we can make no sense of M’s comment to Bond that orphans make the best recruits. Yes, Bond was an orphan, but the poignancy and faraway gaze as M says the words tell us she is thinking of somebody else.)


    Once we see that Silva is her son, the steeliness with which she sacrifices agents at the beginning of the film (including, we believe, Bond himself) becomes more fundamental to her character. She has been steely because that is how she survives the memory of what she has done. Without the knowledge that she let her own son rot in prison for the sake of the Secret Intelligence Service, her death at the film’s end seems more contrivance than tragedy.


    Immediately after the film’s release, as audiences tried to understand the emotional weight of the final scene, there were whispers in the blogosphere that we were meant to believe that Silva was M’s son. But none that I have found mentioned the key clue: the anagram on M’s laptop.


    That, then, is my theory of what was left on the cutting-room floor: The anagram was meant to be translated for us and the family connection between Silva and M made explicit. If the filmmakers have a response, I’d love to hear it.




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  • Schon bei der ersten Sichtung im Kino sagte ich zu Pille, dass meine Vermutung dahin geht, Silva könnte wirklich Ms Sohn sein. Vielleicht aus einer Zeit, als Sie selbst noch aktive Agentin war. Später ist Sie dann nach HK zurückgekehrt um Ihn zu rekrutieren und hat Ihn dann wegen der Übergabe im Stich gelassen.
    Für einen finalen Twist wäre diese Konstellation überragend gewesen.

  • Eine interessante Theorie. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Kreativität manch ein Fan einsetzt (ist überhaupt nicht negativ gemeint).
    Ich bin aber eher skeptisch, ob man da nicht zu viel rein interpretiert, so faszinierend der Ansatz auch sein mag.
    Um ehrlich zu sein will ich aber auch nicht zu viel über Ms Privatleben wissen. Daher wäre ich ganz froh darüber, dass dieser Ansatz von den Produzenten fallengelassen wurde - sofern er denn existiert hat.


    Hab eben mal 10 Sekunden nachgedacht:
    Die Anfangsbuchstaben von "THINK ON YOUR SINS" ergeben "TOYS", was die Beziehung darstellt, wie M mit ihren Agenten umgeht.
    Man sieht also, dass man sehr schnell in wilde Spekulationen kommen kann. ;)


    Auf der anderen Seite ist es natürlich schon auch wahr, dass das "THINK ON YOUR SINS" und die "MUTTER"-Rufe Silvas geradezu demonstrativ im Film platziert werden.
    Mein erster Gedanke damals im Kino war auch, dass der Spruch "THINK ON YOUR SINS" noch eine größere Rolle spielen sollte als er es dann tatsächlich tat. Ich war schon fast etwas enttäuscht darüber, dass dieses Fragment ähnlich im Sand verläuft wie die Geschichte um die Festplatte. Vielleicht hat man den Ansatz daher tatsächlich als zu riskant empfunden - aus einer persönlichen Geschichte von Bond und M hätte plötzlich eine zu persönliche werden können...
    Aber auch die "Mutter"-Bezeichnung Silvas für M hat mich etwas irritiert.
    Insofern könnte es natürlich durchaus Sinn ergeben.


    Meine Frage wäre aber: Wenn sich der Drehbuchautor tatsächlich etwas dermaßen Spezielles ausdenkt wie das Anagramm "THINK ON YOUR SINS" -> "YOUR SON ISNT IN HK", dann muss er doch damit rechnen, dass dies niemals erkannt werden wird.
    Wobei...wie oben erwähnt: Es gibt immer wieder Freaks, die alles durchleuchten. Und für genau jene könnte das ein Happen sein, der niemals ganz geklärt werden wird.


    Aber dann fände ich wiederum die Botschaft "YOUR SON ISNT IN HK" etwas schwach. Dann hätte man sich was Besseres einfallen lassen können.


    Wie dem auch sei: Ein Lob an den Kreativkopf, der sich das ausgedacht hat - ob es denn nun stimmt oder nicht.


    PS:(nicht ganz ernst gemeint) Hab nochmal 2 min nachgedacht.
    Vielleicht passt auch "YOUR THIN SKIN SON" - "DEIN DÜNNHÄUTIGER SOHN". :D

  • Ich finde alle genannten Aspekte sehr interessant, auch deinen, Kronsteen. Chapeau. :thx:
    Ich stimme zu, dass der Spruch "Think ..." zu prominent dargestellt wird (mehrmals und ich glaube auch immer in Großbuchstaben), als dass er keine zweite Bedeutung verdient hätte - die Großbuchstaben würden dann darauf hinweisen, dass die Buchstaben austauschbar sind. Bei aller Mühe, die sich die Autoren mit der Namensgebung zweifellos gemacht haben, fällt es mir immer schwerer, an Zufälle zu glauben. Aber wie dem auch sei, ich finde zumindest den Akt des Interpretierens interessant genug, mir den Film nochmal anzusehen und finde jegliche Beschäftigung damit höchst lobenswert. Eine endgültige Bewertung a la "Ist doch alles Mist" oder "Ja, so ist das 100%" steht uns m.E. allen nicht zu. :stop:

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    Wer sich noch daran erinnert, wie Peter Morgan in der Vorproduktion zu „Skyfall“ als Drehbuchautor seinerzeit den ersten Entwurf zu Bond XXIII eingereicht hat, wird auch noch wissen, dass der Autor nach seinem Ausstieg darauf in den Medien von einer sensationelle Idee sprach. Vermutlich ist diese Mutter/Sohn-Komponente des Rätsels Lösung. Gerade der Aspekt, dass M ihren „eigenen“ Sohn wegen moralischer Verfehlungen – ähnlich wie Matteo Falcone in der berühmten Erzählung von Prosper Merimée - dem Tode überantwortet und dieser den Gräbern entsprungen zurückkehrt um an ihr Rache zu nehmen, ist im Kern im Film in vielerlei Hinsicht noch immer auszumachen.



    Betrachtet man mal die chronologische Entwicklung der Leinwand-Vita von M unter der Autoren-Ägide Neal Purvis und Robert Wade, so zeichnet sich von Seiten der Drehbücher meines Erachtens immer wieder ein unmenschliches Monster und weniger ein menschliches Wesen ab, das bei immer wieder währenden Bauchentscheidungen versagt und dann dafür Sorge trägt, dass das eigene Versagen im Nachhinein möglichst kaschiert wird:

    • So widerspricht schon Ms Ratschlag an Sir Robert King in „The world is not enough“ (1999) jeglichem normalen Mutterinstinkt. Während der Millionär das geforderte Lösegeld aus der eigenen Westentasche locker bezahlen könnte, wird die Geisel, Tochter Elektra, einem unnatürlichen Schicksal ausgeliefert. Nach Tim Burtons Definition der Entstehung des Bösen aus einem Fehlverhalten des Helden in „Batman“ (1989) erweist M sich als Doktorandin „Frankenstein“, da sie nicht nur Renard mit der Kugel neu erschafft, sondern Elektra erst durch ihr unsinnige Strategie zu einer mörderischen Industriellen werden wird, die hasszerfressen Vater und Mutterersatz mordet bzw. morden will.


    • In „Die another day“ (2002) bezichtet M Bond des Fehlverhaltens, nicht sein Zyankali genommen zu haben. Dass Verrat in ihrem eigenen Ministerium herrscht und eine Doppelagentin ihr Unwesen treibt läuft für sie am Ende auf eine scheinbar, schnell abzuhakende, unwichtige Lappalie hinaus.


    • In „Casino Royale“ (2006) stellt Judi Dench zwar offiziell weiterhin eine Bonds Chefin M dar, die jedoch zur Brosnan-Ära einen anderen Namen in der Sreen-Welt hatte. Auch hier scheitert sie wieder im hohen Masse. Sie schickt zwar Leute um einen beschuldigten René Mathis aus dem Verkehr zu ziehen, psychologische Betreuung für die beiden Folteropfer und jemanden abzustellen der statt Bond den horrenden Casino-Gewinn von der Basel-Bank abholt, kommt ihr nicht in den Sinn.


    Hauptproblem der – ich ordne sie jetzt mal Peter Morgan – Mutter/Sohn-Idee zu, dürfte meines Erachtens weniger die konsequente Umsetzung gewesen sein, sondern eher der Tatbestand, dass bei Festhalten des Grundkonzepts vermutlich auch der letzte Zuschauer im Saal begriffen hätte, was Judi Dench eigentlich für ein pervertiertes Monster und Miststück als Bonds Chefin M gespielt hätte und das dies auch rückblickend auf ihre vorangegangen filmischen Einsätze dann verändert wahrgenommen worden wäre. „Darth Mother“, die ihre eigenen Kinder zur Schlachtbank führt, wäre nicht gerade ein reputationswürdiger Abgang in diesem bekannten Franchise.



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  • Schön geschrieben, photographer. Diese Aspekte waren mir bisher gar nicht so recht bewusst.


    So oder so: Für mich hatte Judi Denchs M stets eine zu dominante Position in den Filmen. Ich will einen Bond-Bond sehen - nicht einen M-Film (die dazu noch haufenweise Mist baut, denn Bond dann "geradebiegen" muss).

  • . Betrachtet man mal die chronologische Entwicklung der Leinwand-Vita von M unter der Autoren-Ägide Neal Purvis und Robert Wade, so zeichnet sich von Seiten der Drehbücher meines Erachtens immer wieder ein unmenschliches Monster und weniger ein menschliches Wesen ab, das bei immer wieder währenden Bauchentscheidungen versagt und dann dafür Sorge trägt, dass das eigene Versagen im Nachhinein möglichst kaschiert wird:

    • So widerspricht schon Ms Ratschlag an Sir Robert King in „The world is not enough“ (1999) jeglichem normalen Mutterinstinkt. Während der Millionär das geforderte Lösegeld aus der eigenen Westentasche locker bezahlen könnte, wird die Geisel, Tochter Elektra, einem unnatürlichen Schicksal ausgeliefert. Nach Tim Burtons Definition der Entstehung des Bösen aus einem Fehlverhalten des Helden in „Batman“ (1989) erweist M sich als Doktorandin „Frankenstein“, da sie nicht nur Renard mit der Kugel neu erschafft, sondern Elektra erst durch ihr unsinnige Strategie zu einer mörderischen Industriellen werden wird, die hasszerfressen Vater und Mutterersatz mordet bzw. morden will.



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    Genau dieser Punkt qualifiziert sie m. E. aber für eine solche Führungsposition! Mir fällt sofort Helmut Schmidt ein, der aus einigen Fehlern bei Verhandlungen mit den Terroristen gelernt hatte und fortan nicht mehr bereit war, sich ihren Erpressungen in irgendeiner Weise zu beugen. Er und seine Frau gingen so weit, schriftlich festzulegen, dass keiner von ihnen reagieren würde, wenn der andere entführt werden sollte. Diese unbeugsame Haltung kommentierte er damals, wenn ich mich recht erinnere, sinngemäß: Der deutsche Staat verhandelt nicht mit Terroristen. Möglicherweise hat diese Position Schleyer das Leben gekostet, aber sicher viele gerettet.


    Hätte diese Mutter/ Sohn-Variante im fertigen Film Platz gefunden, wäre SF viel von seiner Tiefgründigkeit abhanden gekommen! Das symbolisch gebrauchte Wort "Mutter" für die extreme Bindung eines Waisen an einen Dienstherrn - quasi als Ersatz für bisher fehlende Familie - wäre durch seine biologische Bedeutung als Symbol unbrauchbar geworden. Die Fragwürdigkeit Silvas, geboren aus dem Verlust dieses einzigen Halts in seinem Leben, hätte dann auch nicht mehr irgendwie auf Bond bezogen werden können. Auch dessen Bindung an M übersteigt ja alle anderen Beziehungen und ist daher durchaus wert, auf Gründe und Haltbarkeit abgeklopft zu werden. Wäre also M Silvas leibliche Mutter gewesen, so hätte Bonds Auftrag nur noch beruflich bestanden, und man hätte James Bond nicht so kennenlernen können, wie SF es letztlich ermöglicht hat.

  • Bin auch fasziniert von euren Theorien, Gedanken und den Ausführungen!


    Meine Frage wäre aber: Wenn sich der Drehbuchautor tatsächlich etwas dermaßen Spezielles ausdenkt wie das Anagramm "THINK ON YOUR SINS" -> "YOUR SON ISNT IN HK", dann muss er doch damit rechnen, dass dies niemals erkannt werden wird.
    Wobei...wie oben erwähnt: Es gibt immer wieder Freaks, die alles durchleuchten. Und für genau jene könnte das ein Happen sein, der niemals ganz geklärt werden wird.

    Also ich kann dir als Musiker der selbst seine Texte schreibt folgendes berichten: Ich schreibe relativ persönliche Texte, welche dies allerdings oft nicht sofort preisgeben. Es reicht mir schon zu wissen was in ihnen Steckt. (Ein Stück weit ist das ja auch Therapie für meine kaputte Seele ;) )
    Falls aber jemand drauf kommt und mich darauf anspricht, ist das für mich die größte Wertschätzung meiner Kunst überhaupt. Da also hat jemand zugehört und sich Gedanken dazu gemacht! Was besseres kann mir als Künstler nicht passieren. Ich kann mir so etwas ähnliches bei Drehbuchautoren auch gut vorstellen.


    Die Menge der Interpretationsmöglichkeiten die SF durch seine Handlung und seine Charaktere bietet lässt auf jeden Fall darauf schließen, dass von der Seite der Schreiber echte Begeisterung vorhanden gewesen sein muss. Natürlich ist es handwerklich kein perfektes Drehbuch, es holpert und poltert schon an so mancher Stelle. Ich ganz persönlich lege aber auf Ideen und Verspieltheit mindestens so viel wert wie auf einen möglichst plausiblen und handwerklich sauberen (Handlungs-)Verlauf.

  • Für mich ein großartiger Villain,dessen Hass auf den MI6 und vor allem auf M von Javier Bardem vorzüglich verkörpert wird.
    Seine sadistische Ader kommt ebenso sehr gut rüber,als er Severine ermordet.
    Ein Highlight ist auch,wie er völlig durchgeknallt ein Massaker auf der Konferenz anrichtet.
    Nach den eher mittelmäßigen Greene und Chiffre wieder ein ganz großer Villain !


    PS:Ist Silva der einzige Villain,der nie mit seinem Henchman zusammen auftritt ?

  • Zitat

    IMO um Längen besser als Le Chiffre oder Dominic Greene ,weil tausendmal vielschichtiger.


    Das finde ich eben gerade nicht. Klar - Silva ist ein spannender Charakter, aber er wirkt auf mich auch in höchstem Massen unglaubwürdig und sein Psycho-Getue geht mir ziemlich auf den Sack. Auch wirkt er nicht in gewissen Zügen irgendwie "sympathisch" wie etwa ein Scaramanga. Le Chriffre und Greene wirken auf mich wesentlich bedrohlicher, da sie viel realistischer charakterisiert sind.

  • Gemessen an seinen Möglichkeiten ist Silva leider ein enttäuschender Bösewicht. Bardem ist in SF immer noch gut, ja, das schon, aber er ist hier nur halb so gut wie in allen anderen Filmen in denen ich ihn in den letzten 15 Jahren gesehen.habe.
    Ein verschenkter Matchball.
    Daß er evtl. mal als Ms leiblicher Sohn angedacht war passt zu den vielen anderem was an verschenkten Potential vorhanden war. Alles was ihn mit M verbindet, und alles was ihn mit Bond verbinden soll bleibt nur halbgares Stückwerk.


    Mikkelsen ist klasse wie (fast) immer, und bei Almaric habe ich jede kleine Geste, jede kleine Modulation seiner Stimme genossen.

  • Schließe mich Django & Maibaum an. Ich würde nicht so weit gehen, Silva "verschenkt" zu nennen, aber zusammenhangloses "Stückwerk" wie Maibaum es nannte trifft es schon sehr gut. Vieles wirkt hier etwas konzeptlos zusammengeschustert, wie z.B. seine "Homo-Attacke" aus dem Nichts.
    "Verrückt" darf man bei einem Schurken nicht mit "gut" gleichsetzen, auf mich hat es sogar eher eine gegenteilige Wirkung, wenn man die Motive einer Figur nicht mehr nachvollziehen kann.
    Und Mikkelsen als LeChiffre wird als Bösewicht für mich nur von Fröbe übertroffen. :pah:

  • Ich komme ohnehin mehr und mehr zum Schluss, dass (für mich) SF - wenn auch sicher kein schlechter Bond-Film - ein ziemlicher "Blender" ist. Sieht man ihn zum ersten Mal, ist der unreflektierte Eindruck sehr gut. Danach verliert der Film aber stetig... Bei QOS ging's mir übrigens genau umgekehrt :)

  • Bei QOS ging's mir wie du, :prost: allerdings fand ich SF schon beim ersten Sehen nur in wenigen Momenten grandios (Q-Einführung, Severines Angst, bewaffneter DB5) und sonst über weite Strecken unbefriedigend. Nicht schlecht, aber eben letzlich nicht auf einem Level mit den beiden Vorgängern. Was mir allerdings nachträglich am Film gefällt, sind die versteckten Anspielungen z.B. in den Schiffs-Bildern.
    Aber so ein bombastisches, augenöffnendes Erlebnis wie bei CR werde ich wohl längere Zeit bei keinem Bondfilm mehr haben.

  • CR ist das Meisterwerk, QOS der Film für Hardcorefans und SF spricht eben die Massen an...wenn Craig jetzt noch einen MR Over-the-Top Bond macht, hat er eigentlich alle Facetten durch!



    Ich halte Bardem/Silva nicht für überschätzt, aber bei weitem nicht so brilliant wie Mads Mikkelsen. Für mich wird LeChiffre wohl der bedeutendste Villain in der Post-Cubby Ära bleiben.
    Amalric ist sicherlich ein großartiger Schauspieler, der auch richtig gut "Psycho" kann. Allerdings bleibt mir zu wenig von Greene im Gedächtnis, so dass wenn ich an Bondvillains denke, dieser eher weiter hinten landet. So in der Region Kristatos/Drax: Gute Schauspieler, farblose Charaktere.

  • Gemessen an seinen Möglichkeiten ist Silva leider ein enttäuschender Bösewicht. (...)
    (...) verschenkten Potential (...) halbgares Stückwerk.


    (...) zusammenhangloses "Stückwerk" wie Maibaum es nannte trifft es schon sehr gut. Vieles wirkt hier etwas konzeptlos zusammengeschustert, wie z.B. seine "Homo-Attacke" aus dem Nichts. (...)


    (...) ein ziemlicher "Blender"(...)


    (...) SF spricht eben die Massen an.(...)

    Dieses "Bombardement" auf SF überrascht mich! Erst "Hosianna", dann "Kreuzige ihn" - wenn man mir den kühnen Vergleich bitte verzeihen möchte. Ich kann den hier zitierten Äußerungen so wenig wie selten zustimmen. Jedes Mal, wenn ich den Film sehe, möchte ich den Hut ziehen vor diesem Werk, das das goldene Jubiläum würdiger zelebrierte, als ich es je für möglich gehalten hätte! Nicht nur, dass das Drehbuch von offensichtlichen und versteckten Einfällen wimmelt, es ist auch noch in der Lage, die Bedürfnisse der Klassik-Fans wie der jüngsten Modernisten zu bedienen. Quasi die Quadratur des Kreises!
    Was aber den Bösewicht angeht, so präsentiert uns Skyfall etwas noch nie Dagewesenes: Sein Motiv. Nur eine winzige Nuance und Bond hätte selbst so ein Villain sein können. SF präsentiert uns einen zerbrochenen Mann, und läßt ihn durchweg seine Verletzung bekennen, seine Schwäche, seine Ohnmacht. Paradoxerweise all das durch den sehr wirkmächtigen Racheakt. Er will nicht Macht, Geld oder Weltherrschaft - das sind verglichen damit alles Profanitäten, die ihn nicht ansatzweise reizen. Er will - und das ist eigentlich das Verblüffendste an diesem Charakter - das, was jedem verheissen ist und jedem zusteht: Erlösung und Heil. Die Darstellung Bardems bietet eine ständige Grat-Wanderung zwischen Weinen und Lachen, vielleicht könnte man sagen: Ein tieftrauriger Clown unter der gönnerhaft - diabolisch grinsenden Maske.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es sich bei SF um ein Werk handelt, das viel "Mitarbeit" vom Zuschauer verlangt und daher vielleicht unter Umständen obig zitierte Wirkungen hervorruft - daher irritiert mich die zitierte Kritik ganz besonders, da mir ihre Autoren immer wieder als profunde und begeisterte Kenner der Materie aufgefallen sind. Natürlich halte ich eine massive Fehleinschätzung meinerseits für möglich, was aber nichts daran ändern wird, dass nur ein kleiner Impuls noch fehlt, damit SF GF von Platz 3 meiner Bestenliste verdrängt.

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