Die verhinderten Bonds

  • Bei dem Bild sticht für mich immer Robert Campbell hervor, also der Typ unten Mitte.


    Unten Mitte ist natürlich auch die strategisch klügste Position. ;)


    Kann mich da aber Mister Bond nur anschließen. Lazenbys Wahl war schon OK. Campbell wirkt auch auf mich irgendwie zu "amerikanisch"!

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    "Mit einem Augenschmunzeln" - Michael Gambon gibt in diesem Fernsehinterview zu Protokoll, was er möglicher Weise alles zu 'erleiden' gehabt hätte, wenn er als Nachfolger von Sean Connery in der Rolle des James Bond als Sexsymbol kameratauglich zurechtgemacht worden wäre.




    Sam Neill stellt in diesem TV-Beitrag klar, wie es zu seinem Vorsprechen 1986 kam (ab 04.07 min) und seine distanzierte Eigenwahrnehmung hinsichtlich der Rolle.




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    Scheinbare Grundregeln hinsichtlich der Besetzung der James Bond-Hauptrolle bei EON Productions Limited



    Das „Spiel“ als Besetzungscoup zwischen der produzierenden Filmproduktionsgesellschaft EON Productions Limited und der jeweils gerade finanzierenden Filmverleihgesellschaft auf der einen Seite und den von Medien angefachten Hype und den britischen Wettbüros auf der anderen Seite divergiert fast ausschließlich wenn es um die Neubesetzung der berühmtesten fiktiven Agentenfigur der Filmgeschichte geht.


    Während es zu Anfang der Siebziger noch um die strategische Frage des reinen Überlebens ging oder ob man nach der finanziellen Kinokrise, welche die US-Filmindustrie zum Ausklang der Sechziger anheim fiel, die Serie ins Fernsehen transferiert sollte, hat man zu Beginn der Achtziger den fälligen Darstellerwechsel eher verschlafen und sich drehbuchtechnisch auf den Status quo vergangener Tage berufen, wodurch jegliche innovative Handlungsschübe seit der erfolgreichen Vermarktung von “The spy who loved me“ (1977) zum Erliegen kamen, so dass die Reihe sich im Kreis bewegte. Das Zeitfenster von '77 bis '85 stellt so eine einzige Wiederholungsschleife klassischer Komponenten der Erfolgsbeiträge der Sechziger dar, wobei man Regisseur Lewis Gilbert zugute halten konnte, das er seinen Originalbeitrag aus dem Jahre '67 nur verifizierte, während John Glen zum weniger erfolgreichen Blaupausenvermarkter von “From Russia with love“ (1963) und “Goldfinger“ (1964) im Doppelpack avancierte, bevor ein endgültiger Darstellerwechsel das Franchise in eine etwas andere Richtung lenkte. Mit “Licence to kill“ (1989) wurde der Filmfigur erstmalig ein realistischeres Sozialgefüge zugestanden, so dass der cinematischer Überheld im Laufe der nachfolgenden Beiträge immer mehr geerdet wurde und man seit den Neunzigern den Zeitgeschmack und die Machart der Filme dem aktuellen Zeitfenster wieder zu genüge angepasst hat, so dass sie Serie wieder auf Höhe der Zeit war und heute nicht nur die Hauptzielgruppe adoleszent angehender Jugendlicher anspricht.



    Während die Filmreihe zu guter letzt im dauernden Wechselspiel mal einen durch‘s Fernsehen international bekannten Schauspieler mit der Rolle des britischen Geheimagenten betraute, der dann von einem Darsteller abgewechselt wurde, welcher eher nur dem heimischen britischen Publikum im Ansatz vertraut war, können die Medien in der Regel nur jene Namen in Spiel bringen, bei denen das Massenpublikum ein Gesicht zum Namen verbinden konnte, wobei auch ein Teil der Rollen schon im Zusammenhang zur Filmserie stehen musste.


    So ist es halt kein Zufall, dass zu Anfang der Achtziger sowohl Medien als auch Zuschauer sich Lewis Collins, welcher durch die britische Krimi-Fernsehserie “Die Profis“ (1977 - 1981) bekannt geworden war, gut als James Bond haben ausmalen können.


    Sam Neills tauglichen Präferenzen sind auf seine Hauptrolle in der mehrteiligen Fernsehserie “Reilly, Ace of Spies“ (1983) zurückzuführen, denen ein damals noch wenig bekannter TV-Regisseur namens Martin Campbell seinen Stempel aufsetzte, nach dem er schon die Verantwortung für mehrere Folgen der “Profis“ übernommen hatte.


    Zu Pierce Brendan Brosnan muss wohl nichts gesagt werden.
    Bedenkt man dass Filmproduzentin Barbara Broccoli angeblich 1994 Liam Neeson ganz oben auf ihre Wunschliste stehen hatte, dürften damals auch die wenigsten sich vorgestellt haben, dass der als “Darkman“ und “Oskar Schindler“ bekannt gewordene Ire einen tauglichen Agenten abgeben könne.


    Auch der Hype um Clive Owen durch die Medien zu Beginn des neuen Jahrtausends als „nächster angehender Bond-Darsteller“ lässt sich erklären und analytisch zurückverfolgen: Er war der ‚Driver‘ einer Reihe intelligent gemachter Kurzfilme für BMW, die im Internet Kultcharaker hatten, an der sich verschiedene namhafte Regisseure ihre zusätzliche Sporen verdient haben.



    Dem gegenüber spricht es schon von selbst, dass ausserhalb Großbritannien sowohl die Verpflichtung von Timothy Peter Dalton als auch die von Daniel Wroughton Craig beim weltweiten Publikum für Überraschung gesorgt haben und man nicht vergessen sollte mit welch gravierenden Vorbehalten diese Besetzungen von den Medien angegangen worden sind.


    Während ich der Überzeugung bin, dass Dalton von Anfang an nur den Rückhalt der/des Filmproduzenten hatte und der US-Verleiher von Stunde Null an gegen ihn war und den Waliser nur als Notnagel ansah, weil Pierce Brosnan aufgrund vertraglicher Verpflichtungen gegenüber dem amerikanischen Networksender ABC mit der Serie “Remington Steele“ der Bond-Rolle wieder enthoben wurde, sahen die anglo-amerikanischen Medien Dalton auch immer nur als Thronräuber und zweite Wahl, so dass der ewige Zweitenfaktor auch immer wieder aufgewärmt wurde. Dazu kam noch dass Dalton die medienwirksame Verpflichtung, die die Rolle auch ausserhalb des Drehs mit sich brachte, verweigerte, so dass man auf anderer Seite nur darauf wartete seine Fallstricke auslegen zu können.


    Im Gegensatz dazu war es ein Glücksfall, dass die im Vorfeld der Dreharbeiten zu “Casino Royale“ (2006) aufgestellten, abstrusen Behauptungen der negativ agierenden Yellow Press der vollständigen Lügen überführt worden sind, so dass gerade diese Negativkampagne sich für Daniel Craig am Ende dermassen ins Positive verkehrt hat, dass selbst der wenig(er) geliebte “Quantum of solace“ (2008) seiner Popularität wenig Abbruch als Bond-Darsteller gegeben hat und die Dreharbeiten beim 23. offiziellen Bond-Film “SkyFall“ dann kaum mit Häme kommentiert wurden.



    Wie gut sich ein Bond-Darsteller als Boxoffice-Star etabliert, zeigt sich weniger an den Einspielergebnissen der Bond-Filmreihe, sondern was ausserhalb der Serie abgeht:


    Sir Thomas Sean Connery hat über eine Dekade gebraucht und erst nach einem Imagewechsel im Rollengefüge vom Heldendarsteller zur Berater- und (Über)-Vaterfigur den zweiten gewaltigen Karriereschub gehabt.


    Sir Roger George Moore hat in seiner aktiven Bond-Zeit sowohl in zahlreichen Söldnerfilmen im Zusammenspiel mit anderen Stars als auch in Selbstparodie anderen Produzenten noch gutes Geld bescherrt, während er als alleiniger Act nicht wirklich einem Film zum Großerfolg verhelfen konnte.


    Pierce Brosnans Hiatus vom erstmaligen Bekanntwerden seiner Verpflichtung als Bond-Darsteller 1986 bis zur wirklichen Beförderung im Jahre '94 stellt zelluloidtechnich betrachtet einen Dornröschenschlaf dar, so dass man sich fragen kann, wohin seine Karriere sich ohne die Bond-Rolle entwickelt hätte. Umgekehrt weiß man nicht ob eine Verpflichtung schon in '86 unter einem dauerhaft guten Stern gestanden hätte, da Brosnan mit Bekanntwerden der Krebserkrankung seiner ersten Frau Cassandra Harris nur das nötigste an Rollen übernommen hat um den Rest der Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Wer weiß ob er ohne diese familiäre Tragödie dann als Tim Burtons “Batman“-Darsteller seinen weltweiten Durchbruch im Filmbusiness gehabt hätte und die Bond-Rolle dann niemals mehr sein Eigen geworden wäre. Jedenfalls hat Brosnan es sowohl während seiner aktiven Bond-Phase als auch danach immer wieder geschafft mal mehr oder weniger respektable Erfolge einzufahren.


    In dieser Hinsicht hat Daniel Craig bisher wenig Glück gehabt. Obwohl er im Gegensatz zu seinen Vorgängern ausserhalb der Serie bei zahlreichen Blockbusterproduktionen als Hauptdarsteller Rollen ergattert hat, sind die meisten Beiträge hinsichtlich der Einspielergebnissen hinter den Erwartungen zurückgegeblieben. Wie sich seine Leinwandkarriere außerhalb des Bond-Filmreihe weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten - trotz des Übererfolgs den er mit "Skyfall" eingefahren hat.


    Im Endeffekt hat der Wahlspruch der Filmproduzenten somit auch heute noch Gewicht hat:
    „Nicht der Darsteller steht für den alleinigen Erfolg der Bond-Reihe, sondern das Konzept dahinter.“



    So wird der jeweils akuell agierende Darsteller immer eher das Sahnehäubchen bei einem Bond-Film für das Massenpublikum sein. So bleibt die Kontinuität und die Langlebigkeit der Serie gewährleistet im Unterschied zu den von Erfolgsstars geschaffenen anderweitigen Kunstfiguren, deren Schicksal auch mit dem jeweiligen Mimen unzertrennbar verbunden ist und mit dessen Abgang auch zum Erliegen kommt- egal ob diese Helden und Heldinnen nun Namen wie Ellen Ripley, Ethan Hunt, Indiana Jones, John J. Rambo, John McClane, Mad Max Rockatansky, Martin Riggs oder Rocky Balboa tragen. Hier macht dann die reale Sterblichkeit der Protagonisten dem Treiben am Kinofirmament ein Ende.



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  • Mit “Licence to kill“ (1989) wurde der Filmfigur erstmalig ein realistischeres Sozialgefüge zugestanden, so dass der cinematischer Überheld im Laufe der nachfolgenden Beiträge immer mehr geerdet wurde und man seit den Neunzigern den Zeitgeschmack und die Machart der Filme dem aktuellen Zeitfenster wieder zu genüge angepasst hat, so dass sie Serie wieder auf Höhe der Zeit war und heute nicht nur die Hauptzielgruppe adoleszent angehender Jugendlicher anspricht.


    Also diese Erdung konnte ich in der Brosnan-Ära nur sehr bedingt wahrnehmen. Und was inhaltliche Innovationen angeht, gab es doch auch wieder nur Killersatelliten, WWIII-Szenarien, GF-Monopol-Pläne, verrückte Industrielle und teutonische Henchmen gewürzt mit ein bisschen Pseudo-Emotionalität. Wenn Darsteller-Wechsel mit Innovationen einhergehen (was dein Beitrag suggeriert), hätte Brosnan nach TND wider gehen müssen. Wenn man sich aber sagt, frei nach Spielberg, dass es Zeiten für Kunst gibt und Zeiten, in denen man Autos verkaufen muss, dann sollte man weder die Brosnan- noch die späte Moore-Ära zu hart ins Gericht nehmen. Eine Serie, die im Zweijahrestakt Filme auf den Markt bringt, kann schlicht und einfach nicht immer das Rad neu erfinden (ich beziehe das jetzt auf Prä-Craig-Zeiten). Zumal sich zu Cubbys Zeiten Experimente eher selten (OHMSS, LTK) als oft (LALD) ausgezahlt haben.


    Sicher ist man in den frühen 80ern etwas zu routiniert mit den Versatzstücken der Serie umgegangen und der Darsteller-Wechsel hätte nach OP Not getan. An der Box-Office blieb man indes solide, der Über-Bond Connery konnte, kommerziell gesehen, auch keinen drauflegen. Und der große Big-Bang blieb mit Dalton bekanntlich aus.

  • Deutschlands Wallace-Ikone Blacky Fuchsberger berichtete vor einigen Jahren in einem Stern-Interview von dem Angebot seines Wallace-Produzenten Horst Wendlandt mit ihm in der Hauptrolle Flemings Erstling Casino Royale zu verfilmen. Fuchsberger reagierte jedoch skeptisch und Wendlandt soll daraufhin kalte Füße bekommen haben.
    http://www.stern.de/kultur/tv/…bond-geworden-583528.html
    Die Frage bei diesem Interview ist nur was tatsächlich von Blacky stammt und was vom Sternautor ausgeschmückt bzw Fuchsberger in den Mund gelegt wurde. Da Wendlandt erst 1961 zur Rialto gekommen ist und zuvor noch bei Brauners CCC tätig war müsste das ganze im Jahr 1961 gewesen sein, da Blacky ja das ganze zeitlich vor den Karl May-Filmen einordnet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Harry Saltzman gerade die Flemingschen Rechte erworben gehabt. Aber Blacky spricht ja auch von Flemings erstem Roman, also Casino Royale, dessen Rechte bereits ein Jahr nach Bucherscheinen ja von Gregory Ratoff gekauft worden waren. Da es Saltzman und Broccoli nicht gelang die CR nachträglich zu erwerben bzw diese nicht bereit waren astronomische Summen hinzulegen wäre das Thema wohl auch für Wendlandt nicht wirklich finanzierbar gewesen. Die Anekdote, dass Blacky Wendlandt quasi das Ganze ausgeredet hat klingt zwar schön, richtiger wird wohl aber sein dass Wendlandt, der durch die Wallace- und später auch durch die May-Verfilmungen in engster Berührung mit Rechteproblematiken war, frühzeitig die Unmöglichkeit einer Durchführung erkannt hat und es daher im Sande verlief. Dass das Thema zur Debatte stand kann ich mir schon vorstellen, da Wendlandt gleich zu Beginn seiner Rialto-Tätigkeit ja nach einer neuen Serienidee ausschau hielt und diese in den Karl May-Büchern dann letztlich auch fand (die ihm wie eine andere schöne Legende besagt von seinem Sohn vorgeschlagen wurden). Man sollte bei dem ganzen Thema aber auch nicht übersehen, dass der über-80jährige Fuchsberger eine sehr bewegte und umfangreiche Vita hat und sich mittlerweile nicht mehr an jedes Detail erinnern kann (so konnte er sich in der Vergangenheit an einige Filmprojekte bei denen er mitgewirkt hat nur noch sehr dunkel erinnern). Spannend ist das Thema potenzieller deutscher Bondfilme und wie sie möglicherweise ausgesehen hätten aber allemal. Vermutlich hätten die Produktionen aus der Wendlandt-Schmiede gar nicht mal allzu viel mit den Wallace-Filmen gemein gehabt (abgesehen von Stab und Besetzung), sondern wären in Punkto Budget und Aufwand viel eher in die Richtung der im Schnitt viemal so teuren Karl-May-Filme gegangen. Farbe, Scope, bildgewaltige internationale Locations (Spanien? Vielleicht ja auch hier Jugoslawien?), sicherlich auch der ein oder andere internationale Bestzungscoup. Vielleicht hätte sich Wendlandt nach dem Erfolg von Brauners "Im Stahlnetz des Dr Mabuse" ja analog zu seinen Gedankenspielen bei den Karl May-Filmen letztlich auch gegen Fuchsberger als Bond und für den international wesentlich bekannteren und zugkräftigeren Lex Barker entschieden. Ebenso ist zu vermuten, dass Wendlandt in Analogie zu seinen Wallace-Filmen den Kontakt und die Kooperation mit internationalen Produktionspartnern gesucht hätte, aufgrund des Themas Bond sicherlich in erster Linie in England. Vermutlich wäre ihm das aufgrund der in den 60er Jahren deutlich größeren internationalen Popularität von Fleming gegenüber Wallace sogar geglückt und er hätte dann nicht nur mit allenfalls zweitklassigen Produktionsfirmen wie der Omnia zusammenarbeiten können. Gerade diese Konstellation hätte, nicht zuletzt im Hinblick auf das dadurch wohl größere Budget, sicherlich den Filmen ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Es darf aber auch als sicher angesehen werden, dass im Zuge einer solchen Kooperation die englischen Partner nicht einen urdeutschen Darsteller wie Fuchsberger in der Bondrolle geduldet hätten (und wohl auch nicht den damals im englischsprachigen Raum als ausrangiert geltenden Amerikander Lex Barker) sondern gerade auch im Hinblick auf den Erfolg an der Kinokasse mit Nachdruck auf einen britischen Schauspieler gedrängt hätten.






    1985 soll Simon MacCorkindale, dessen wohl bekannteste Rolle die als Ehemann von Bondgirl Lois Chiles in Tod auf dem Nil war, als Nachfolger von Roger Moore gehandelt worden sein.
    http://www.telegraph.co.uk/new…/Simon-MacCorkindale.html
    Eine interessante Idee, ich denke dass hätte gut passen können. MacCorkindale hatte das gute Aussehen von Moore und Brosnan, gleichzeitig aber auch etwas kühl-gefährliches.






    Ellen Cheshires Kapitel über TLD in den James Bond Chronicles gibt Auskunft darüber, wer alles für die Nachfolge von Roger Moore in Betracht gezogen wurde. So wurden 1986 Tests mit folgenden Darstellern durchgeführt:


    - Michael Praed, englischer Darsteller Jahrgang 1960, seinerzeit recht populär durch die Rolle des Robin Hood in der britischen TV Serie "Robin of Sherwood" (in welcher er übrigens in der 3. und letzten Staffel von Sean Connerys Sohn Jason beerbt wurde)
    http://skeletonpete.com/wp-con…loads/2012/03/loxley2.jpg


    - Mark Greenstreet, britischer TV- und Theater-Darsteller Jahrgang 1960
    http://3.bp.blogspot.com/-wPNt…600/brat-farrar_simon.jpg


    - James Healey, australischer Darsteller mit irischen Wurzeln über dessen Geburtsjahr sich das Internet ausschweigt und dessen bekannteste Rolle wohl die als 4. Serien-Ehemann von Denver-Clan Biest Joan Collins alias Alexis war
    http://2.bp.blogspot.com/-gt5K…1600/picture_dynseas8.jpg


    - Lambert Wilson, französischer Darsteller Jahrgang 1958, dessen wohl bekannteste Rolle die des "Merowinger" in den Matrix-Filmen war
    http://www.superiorpics.com/pictures2/6273_wilson61525.jpg


    - Finlay Light, australisches Model, dessen Spuren sich selbst in den Weiten des Internets nur schwerlich nachvollziehen lassen
    http://cache3.asset-cache.net/…IbmRVzQII4jwxlGHa80JbJKlq


    Neben den allseits bekannten und getesteten Kandidaten Sam Neill, Timothy Dalton und Pierce Brosnan war laut Cheshire United Artists-Boss Jerry Weintraub stark daran interessiert Mel Gibson als neuen Bond zu gewinnen und hatte offensichtlich auch schon die finanziellen Modalitäten für einen 2-Film-Deal mit dem amerikanisch-australischen Superstar vorgefühlt (10 Millionen $). Das ganze scheiterte aber an Cubbys Veto, der Gibson nicht in der Rolle wollte. Laut Tom Mankiewicz soll dies nicht zuletzt an Gibsons geringer Körpergröße von 1,75 Meter gelegen haben, wohl in erster Linie aber an dessen Starstatus ("I don’t want to make a Mel Gibson movie, I want to make a James Bond movie" - Cubby Broccoli)
    http://www.sify.com/movies/why…ollywood-kkfrq0eghfd.html
    http://www.klast.net/bond/images/height.jpg
    Gibson kam Anfang der 90er dann nochmals mit der Rolle in Berührung, als Lethal Weapon-Produzent Joel Silver laut eigenem Verlauten die Bondrechte erwerben und mit Gibson in der Hauptrolle 007-Filme produzieren wollte. Diese Konstellation bietet eine tolle Ausgangsbasis für ein "was-wäre-wenn"-Szenario. Wie hätte also ein Bondfilm mit Gibson unter der Federführung von Joel "Kawumm" Silver ausgesehen? Es wäre wohl nicht gänzlich unwahrscheinlich gewesen, dass auf dem Regiesessel mit Richard Donner ein alter Bekannter der beiden Platz genommen hätte, mit dem Gibson neben den 4 Leathel Weapon Filmen auch noch Maverick und Conspiracy Theory drehte. Ebenfalls nicht ausgeschlossen ist, dass Silvers hochbezahlte Schreiberkanone Shane Black von ihm den Auftrag bekommen hätte den ersten "Silver-Bond" drehbuchgerecht umzusetzen. Musikalisch liegt - nicht zuletzt durch seine Beteiligung an LTK - Silvers Haus- und Hof-Komponist Michael Kamen auf der Hand. Ob man dann aber auch noch so weit gegangen wäre und Gibsons Lethal Weapon-Buddy Danny Glover als Felix Leiter installiert hätte (man bedenke Glovers Cameo in Maverick!) muss aber wohl eher bezweifelt werden. :D






    Der Schotte Ewan McGregor war im Vorfeld zu CR wohl ein ernsthafter Kandidat für die Nachfolge von Pierce Brosnan. Regisseur Martin Campbell bestätigte bereits 2006, dass McGregor der Wunschkandidat für die Rolle gewesen sei, dieser aber aus Angst vor einer Rollenfestlegung das Angebot ablehnte. McGregor selbst äußerte sich hingegen 2012 so, dass er die Rolle nicht abgelehnt hätte, da er nie ein konkretes Angebot vorliegen hatte. Er bestätigte Gespräche mit den Produzenten, stellte aber richtig dass diese zu keinen weiteren Verhandlungen geführt hatten. Im Zusammenhang damit, dass Campbell 2006 Daniel Craig als Kompromisslösung bezeichnet hatte könnte man hier zu dem Schluss kommen, dass der Schotte die Wunschbesetzung des Regisseurs war, die Produzenten jedoch Craig durchsetzten. In jedem Fall wäre McGregor eine interessante Wahl gewesen und dadurch dass er drei Jahre jünger als Craig ist und jugendlicher wirkt die vielleicht sogar passendere Besetzung hinsichtlich des Reboot-Gedankens. Fraglich bleibt, warum Campbell öffentlich die Version von McGregors Absage wegen einer befürchteten Rollenfestlegung lancierte. Hatten die Produzenten ihren Regisseur möglicherweise im Glauben gelassen, es hätte ein von McGregor abgelehntes Angebot gegeben um ihre eigene Wunschbesetzung einfacher durchsetzen zu können?
    http://www.spiegel.de/kultur/k…zweite-wahl-a-444053.html
    http://www.gq-magazin.de/unter…ternsorgen-und-james-bond






    Der vielleicht interessanteste Kandidat für die Brosnan-Nachfolge war der Schotte Ewan Stewart, der zur Zeit seines Screentests immerhin schon 47 Jahre alt war und zur zur Uraufführung von Casino Royale mit dann 49 Jahren schon fast die große 5 erreicht gehabt hätte. Interessant ist die Personalie Stewart vor allem wenn man bedenkt, mit welch großen Risiken die Einführung eines neuen Bonddarstellers verbunden ist und dass die Macher offenbar tatsächlich eine zeitlich überschaubare Lösung in Erwägung zogen (es ist aufgrund Stewarts Alter kaum anzunehmen, dass er für mehr als 2-3 Filme in Frage gekommen wäre). Bedenkt man zudem, dass mit der Wahl Stewarts die Reboot-Idee unmöglich durchführbar gewesen wäre und dass der beinahe 26 Jahre jüngere Henry Cavill ebenfalls unter den letzten vier Kandidaten für die Rolle im 21. EON-Bond war stellt sich die Frage, ob die Macher bei der Suche ihres neuen Hauptdarstellers tatsächlich eine konkrete Vorstellung davon hatten nach wem sie eigentlich suchten.
    http://imagebox.cz.osobnosti.c…-stewart/ewan-stewart.jpg






    Bekanntlich spielte bis zum heutigen Tag noch kein US-amerikanischer Schauspieler die Rolle des britischen Geheimagenten James Bond. Konkrete Angebote von Seiten der Produzenten bekamen im Laufe der Jahre allerdings einige amerikanische Darsteller – darunter einige die entweder bereits einen enormen Star-Status innehatten oder diesen noch erlangen sollten. Einer davon war Burt Reynolds.
    http://burtreynolds.unblog.fr/…2012/06/BR-Delivrance.jpg
    Reynolds, geboren 1936, begann seine Karriere zunächst als ernsthafter Theatermime auf den Bühnen New Yorks bevor es ihn Ende der 50er Jahre nach Hollywood zog und er dort mit diversen wiederkehrenden TV-Rollen (u.a. Riverboat und Gunsmoke-Rauchende Colts) eine erste Bekanntheit beim Publikum erlangte. Ab Mitte der 60er Jahre nahm auch seine Filmkarriere allmählich Fahrt auf, wenngleich er sich vorerst noch mit Rollen in B-Filmen oder Italowestern zufrieden geben musste. In dieser Phase seiner Karriere erhielt Reynolds 1969 von Cubby Broccoli das Angebot die Bond-Rolle zu übernehmen. Die Filmserie hatte gerade ihren Hauptdarsteller Sean Connery verloren und stand vor einer kritischen Neubesetzung der weltweit geliebten Rolle. Für Reynolds bot sich dadurch eine große Chance mit einem Schlag der B-Film-Nische zu entkommen und zum internationalen Superstar aufzusteigen – und dennoch sagte er Broccoli ab, da er das Gefühl hatte, die Bondrolle sollte und könnte nicht mit einem US-amerikanischen Schauspieler besetzt werden. Auch ohne James Bond gespielt zu haben wurde Reynolds in den 70ern und frühen 80ern zum größten Kassenmagneten der Kinolandschaft und hätte demnach eigentlich keinen Grund seine Entscheidung zu bereuen. Dennoch äußerte er sich vor einigen Jahren mit Bedauern über seine Entscheidung in der Form, dass ihn die Absage noch heute um seinen Schlaf brächte.
    http://www.mi6-hq.com/news/ind…?itemid=2652&t=mi6&s=news
    Wobei man davon ausgehen kann, dass diese Aussage auch ein gutes Stück ein Kokettieren mit seiner vermeintlichen Fehlentscheidung ist. So äußerte es sich in seiner in den 90ern entstandenen Autobiographie so, dass es rückblickend wohl die richtige Entscheidung gewesen sei (wenn gleich er sich auch hier über seine Entscheidung mehrfach lustig macht).


    Hätte also Reynolds in der Bondrolle funktioniert? Rein optisch und vom Typ her ähnelte Reynolds Urbond Connery wie wohl kaum ein anderer Schauspieler. Auch der „good ol´Boy“ hatte in seiner Glanzzeit die vielzitierte „animalische Maskulinität“, die Frauenherzen höher schlagen liess. Gleichzeitig wäre er auch für die gerade in den 70er Jahren unentbehrlichen leichteren, humoristischen Tendenzen geradezu prädestiniert gewesen – wie er in vielen erfolgreichen Action-Komödien unter Beweis stellen konnte. Bliebe das alte Verdikt, dass nur ein Brite die Bondrolle spielen könne. Hinter dieser „eisernen Regel“ steckt natürlich in erster Linie die Furcht der Macher, dass ein solcher Regelbruch sich negativ auf die Einspielergebnisse auswirken würde. Der (mehr oder minder) feine Unterschied zwischen Briten und US-Amerikanern macht sich ja in erster Linie an ihrer gemeinsamen Sprache fest. Dieses Thema wäre aber für den Rest der Welt, in welchem die Filme entweder synchronisiert liefen oder wo das Thema Sprachunterschiede nur eine untergeordnete Rolle spielte vermutlich kein allzu großes Problem gewesen. Dass die Briten über einen Yankee in der Rolle nicht besonders euphorisch gewesen wären ist anzunehmen – aber der britische Kinomarkt ist dann doch recht überschaubar und Umsatzeinbussen wären hier zu verschmerzen. Entscheidend – wie so oft – ist auch hier der US-Markt und hier fokussiert sich alles auf die Frage: möchte das US-Publikum einen Landsmann in einer typisch britischen Rolle sehen?


    Bezogen auf den konkreten Fall Reynolds könnte man zu folgendem Urteil kommen: das US-amerikanische Publikum wollte Reynolds spätestens ab Mitte der 70er eigentlich in jeder Rolle sehen – sie wollten in erster Linie ihn sehen und vermutlich hätten sie ihn in einem Multi-Millionen-Dollar-Spass-Spektakel erst recht sehen wollen. Hierbei ist zu bedenken, dass Reynolds sich seinen Superstarstatus hauptsächlich durch seine Ausstrahlung und sein Charisma erwarb – seine darstellerischen Leistungen und die Qualität der Filme in denen er mitspielte war da eher zweitrangig. Reynolds verkörperte geradezu auf ideale Weise den Typus Filmstar, den das Publikum der 70er Jahre sehen wollte. Von daher liegt der Schluss nahe, dass Reynolds als Bond in den 70ern eine perfekte Wahl gewesen wäre, die gleichzeitig durch Reynolds Äusseres und seinen Typ eine Verbindung zu den Connery-Filmen der 60er hergestellt hätte wie auch durch seine unbekümmerte, lockere Präsenz prädestiniert für den humorvollen Over-the-Top-Ansatz der Mooreära gewesen wäre (Auto- oder Speedbootverfolgungen waren zudem seine Domäne, humoristische Kabbeleien mit Südstaaten-Sheriffs ja sowieso). Durch seine Beliebtheit – gerade beim US-amerikanischen Publikum – hätte man ihm zur damaligen Zeit den „genetischen Nachteil“ nicht als Brite geboren worden zu sein wohl am ehesten von allen anderen potenziell in Erwägung gezogenen Yankees nachgesehen. Allerdings wäre 1969 wohl dennoch der falsche Zeitpunkt für eine Rollenübernahme durch Reynolds gewesen. Zum einen war er der breiten amerikanischen Öffentlichkeit damals noch eher unbekannt, zum anderen wäre ein Film im Stile von OHMSS wohl ebenfalls das falsche Vehikel für Reynolds gewesen. Nach dem Connery-Intermezzo in DAF wäre dagegen 1972 genau der richtige Zeitpunkt gewesen für Reynolds, der durch seine Dauerauftritte bei Johnny Carson und seine Glanzleistung in Deliverance sowie (nicht zuletzt) durch seinen publicityträchtigen Fotoshoot auf dem Bärenfell in aller Munde war.


    Das Ganze hätte nur einen Haken gehabt: Reynolds hätte wohl als Bond auf seinen geliebten Schnauzbart verzichten müssen. ;(

  • Zitat

    Das Ganze hätte nur einen Haken gehabt: Reynolds hätte wohl als Bond auf seinen geliebten Schnauzbart verzichten müssen.


    Ach was. Einfach überschminken wie bei Cesar Romeros Joker. :thumbup:

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    Quelle: SPIEGEL online unter der Rubrik "Zeitgeschichten"


    James-Bond-Besetzungen
    Ene, mene, muh, Agent bist du!



    Mel Gibson? Zu teuer. Cary Grant? Hatte keine Lust. In 50 Jahren James-Bond-Geschichte hatten die Produzenten mal schräge und mal geniale Ideen, wer den Geheimagenten spielen sollte. einestages über ein wild rotierendes Besetzungskarussell, in dem sich oft die 007. Wahl durchsetzte. Von Christian Gödecke



    Sie wollten James Bond auf die Jagd nach Dr. No schicken, doch alles, was die Filmproduzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman bekamen, waren jede Menge "No".


    Es begann schon bei der Suche nach dem Regisseur, der den ersten James-Bond-Film 1962 auf die Leinwand bringen sollte. Es habe "nicht gerade großen Andrang" auf den Job gegeben, erinnerte sich Broccoli. Der Grund: Das Budget für "007 jagt Dr. No" war klein und das Risiko zu scheitern groß. Broccoli fragte nacheinander bekannte Regisseure wie Ken Hughes ("Der Mann mit der grünen Nelke") oder Guy Greene ("Zorniges Schweigen"). Keiner hatte Lust. Terence Young sagte schließlich zu. Sein Gehalt: 17.500 Dollar für 26 Wochen Arbeit. Das "allergrößte Problem" (Broccoli) lag da allerdings immer noch vor dem Team: das Casting des Hauptdarstellers.


    Was in den nächsten Wochen passierte (oder besser: nicht passierte), sollte sinnbildlich werden für die nächsten 50 Jahre Bond-Geschichte. Denn so spielerisch leicht der Geheimagent auch seine Gegner erledigte, so mühsam, skurril und langwierig verliefen die Besetzungen des Geheimagenten im Dienste ihrer Majestät. In dem jetzt erschienenen famosen Band "Das James Bond Archiv" aus dem Taschen Verlag erinnern sich Regisseure, Schauspieler und Produzenten an das irre Casting-Karussell und enthüllen, dass mancher Schauspieler Jahrzehnte auf seine Chance hoffte. Aber, auch das lehrt der Rückblick: Nicht jeder, der einen Vertrag für die Bond-Rolle unterschrieb, spielte ihn auch.


    Nachdem Broccoli und Saltzman, die beiden Chefs der britischen Produktionsfirma Eon, ihren Regisseur gefunden hatten, schickten sie Terence Young gleich auf eine aussichtslose Mission: Young sollte in Hollywood den perfekten Bond für eine Low-Budget-Produktion auftreiben - und ihn gleich für vier Filme verpflichten.


    Sein erster Kandidat war ausgerechnet Superstar Cary Grant. Und der lehnte auch umgehend ab. "Junge, auf keinen Fall! Ich mache einen Film und verpflichte mich nicht für drei oder vier", so beschreibt Terence Young Grants Reaktion auf das Angebot. Immerhin habe er gleich eine Alternative vorgeschlagen. "Wenn ihr schon mal da seid: Fragt doch James Mason." Aber auch Grants Co-Star aus der "Unsichtbare Dritte" hatte keine Lust, sich lange zu binden. Seine Forderung: zwei Filme oder keiner.


    Nach der Abfuhr der Hollywood-Stars konzentrierten sich die Briten Broccoli und Saltzman auf die Talente aus der Heimat. Patrick McGoohan kam ins Spiel, ein englischer Theater- und TV-Star, den Orson Welles für eines der größten Talente der ganzen Branche hielt. Aber McGoohan lehnte ab. "Er wäre ein guter Bond gewesen", schreibt Broccoli in "Das James Bond Archiv" - "aber er war stark religiös und hatte Probleme mit all dem Sex und der Gewalt." James Fox, die vierte Wahl, lehnte aus diesem Grund ab.


    Und dann ging es doch noch ganz schnell. Young erinnerte sich an einen Schotten, mit dem er 1957 für den Film "Operation Tiger" gearbeitet hatte - und der großgewachsene, athletische Schauspieler überzeugte sofort das gesamte Team. Sein Name: Connery. Sean Connery. Bei der Vorstellungsrunde im Londoner Eon-Büro, so erinnert sich Produzent Broccoli, sei der Kandidat Nummer fünf überaus freundlich und verbindlich aufgetreten, "da war kein Dünkel und auch keine falsche Bescheidenheit". Nur als das Gespräch auf die Bezahlung kam, änderte sich die Stimmung kurz. "Er haute auf den Tisch und sagte in seinem schottischen Akzent: 'Ich will verdammt noch mal soundso viel, sonst mach ich euren verdammten Film nicht. Ich werde hier verdammt noch mal nicht für umsonst arbeiten.'" Er bekam, was er wollte "und verließ das Büro happy".


    John Gavin?


    Ganz und gar nicht wohl im Büro der Produzenten fühlte sich sieben Jahre später der Mann, der Connerys Nachfolger werden wollte: George Lazenby. Der Australier mit viel Erfahrung als Modell, aber wenig als Schauspieler, hatte zuvor alles dafür getan, seine Chancen auf die Rolle zu erhöhen. Er ging zum selben Schneider wie Connery (und bekam einen von dessen abgelegten Anzügen). Er ging zum selben Friseur (und bemerkte nicht, dass Produzent Broccoli im Stuhl hinter ihm saß). Schließlich hatte er sich sicherheitshalber noch eine schwer nachprüfbare Lebensgeschichte ausgedacht mit angeblichen Stationen in Hongkong und Deutschland.


    Doch bei dem entscheidenden Gespräch im Büro von Harry Saltzman wollte Lazenby plötzlich nur noch eines: weg. Als ihn der Produzent für den nächsten Tag einbestellte, traf Lazenby eine Entscheidung: "Ich weiß nicht, warum ich das dann gesagt habe - ich glaube, es war Furcht", erinnert er sich, "aber ich antwortete: 'Da kann ich nicht, habe einen Job in Paris.'" Er habe in diesem Moment flüchten wollen, so Lazenby, offenbar war ihm Bond plötzlich eine Nummer zu groß geworden. Doch es gab kein Zurück: Saltzman fragte nur kühl nach dem Salär des Paris-Jobs - 500 Pfund - und bat Lazenby, sich den entsprechenden Scheck im Erdgeschoss abzuholen.


    Lazenby ging schließlich als der Mann in die Geschichte ein, der Bond nur ein einziges Mal spielte. Der Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" floppte 1969. Sein Nachfolger wurde ein US-Amerikaner, John Gavin. John Gavin? Nie gehört? Am 29. Januar 1971 unterzeichnete der Schauspieler, der unter anderem 1960 in Stanley Kubricks "Spartacus" mitgespielt hatte, einen Vertrag mit den Bond-Produzenten für "Diamantenfieber". Dass die Martinis dann doch wieder Sean Connery kippte, lag an dem hinterlistigen Spiel eines anderen Produzenten.


    David Picker, bei United Artists für die Bond-Reihe zuständig, war auf eigene Faust nach London geflogen und hatte Connery einfach so viel Geld geboten, dass dieser nicht ablehnen konnte. So beschreibt es der Filmjournalist Jamie Russell im "James Bond Archiv" (Preis beim Verlag: 150 Euro). Der Altmeister nahm die Millionen dankbar an, John Gavin war düpiert. Der US-Amerikaner wurde zwar abgefunden, den ewigen Ruhm einer Bond-Rolle aber konnte er sich nicht sichern.


    Zwölf Jahre Warten


    Ebenso skurril wie die Rückkehr Connerys verlief sein Abschied zwei Jahre später. Drehbuchautor Tom Mankiewicz hatte noch versucht, Connery bei einem Essen für "Leben und sterben lassen" zu gewinnen. "Sean, wir machen was mit Krokodilen und einer Verfolgungsjagd in Rennbooten", erinnert sich Mankiewicz. Aber der Schotte zeigte kein Interesse. Stattdessen antwortete er: "Es gibt nur zwei Dinge, die ich immer in meinem Leben besitzen wollte - einen Golfplatz und eine Bank. Den Golfplatz hab ich schon, und ich bin kurz davor, dass auch das mit der Bank klappt. Ich werde nicht zurückkommen."


    Es kam: Roger Moore. Niemand war so oft nicht Bond geworden, bevor er endlich Bond wurde. Der Brite Moore war schon 1961 die erste Wahl des Romanautoren Ian Fleming gewesen, doch es wurde Connery. Auch für "Diamantenfieber" war Moore 1971 der Topkandidat, musste damals aber absagen, weil er einen Vertrag als TV-Schauspieler in der Serie "Die Zwei" hatte. 1973 kam schließlich zusammen, was nach Meinung von Albert Broccoli immer zusammengehört hatte: Moore wurde der dritte Bond-Darsteller und gab sein Debüt in "Leben und sterben lassen". Erst zwölf Jahre später verabschiedete er sich als dienstältester Bond in den Ruhestand - mit 57 Jahren.


    Wirklich verflixt wurde es noch einmal 1987. Eigentlich sollte Mel Gibson James Bond werden, aber zehn Millionen Dollar für nur zwei Filme waren den Produzenten zu viel. Ganz England fragte sich, wer es stattdessen werden sollte. Sam Neill ("Enigma") galt als Favorit bei den Buchmachern, aber die Verantwortlichen hätten am liebsten Pierce Brosnan genommen. Der wollte auch liebend gern, stand aber gerade für die TV-Serie "Remington Steele" unter Vertrag. Also wurde es - Timothy Dalton, was dem Ganzen nur noch die Krone aufsetzte. Denn Dalton war schon 1968 ein heißer Kandidat gewesen, als damals 25-Jähriger aber zu jung, weshalb George Lazenby die Rolle bekam.


    Und Pierce Brosnan? Der hatte sich 1994 damit abgefunden, nie mehr seine Traumrolle spielen zu können. Nein, die werden mich kein zweites Mal anrufen, dachte der Ire. Dann klingelte das Telefon.



    Zum Weiterlesen:


    Paul Duncan: "Das James Bond Archiv". Taschen Verlag, 2012, 600 Seiten.



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  • Und wieder mal wird die Reihenfolge der Kontaktaufnahme bei TLD hinsichtlich Dalton/Brosnan falsch dargestellt bzw. der Anschein erweckt, Dalton wäre der Lückenbüßer und die Notlösung der Macher. Merkwürdig auch die Formulierung des Herrn Gödecke: „schreibt Broccoli in "Das James Bond Archiv"“ - ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Broccoli Autor in der Zitatesammlung der Archives gewesen wäre. Auch dass Gödecke den aufgrund diverser Rollen in durchaus namhaften Filmen nun wirklich nicht ganz unbeleckten John Gavin als filmisch völlig unbekannt hinstellt mutet merkwürdig an.

  • Für OHMSS kamen wohl ausschließlich Jünglinge in Frage, d.h. Timothy Dalton, Sky und auch George, der die Rolle letztlich auch erhielt.
    Sky als Bond kann ich mir keineswegs vorstellen, überhaupt vermag er nicht so recht die gänzliche Sympathie auszustrahlen, wobei ich das nur schwer beurteilen kann.
    Und tatsächlich wäre ein Deutscher ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende nur sehr schwer akzeptiert worden. Das gilt womöglich auch noch für die 70er, wurde doch Kurt Jürgens für seine Darbietung auch recht gern kritisiert, obwohl er die Rolle meiner Meinung nach eigentlich recht interessant gestaltet hat...

  • Andererseits: Warum sollte Sky so was erfinden?


    Das denke ich auch, zumal er ziemlich dumm dastehen würde, wenn jemand vom Broccoli-Clan das dementieren würde (wobei die vermutlich besseres, oder zumindest anderes zu tun haben als die Äusserungen deutscher B-Prominenz zu verfolgen. Andererseits: deren hochbezahlte Medienanwälte wollen ihr zweifellose fürstliches Salär ja auch irgendwie rechtfertigen. Ich denke, EON hat Dumont damals wirklich einen Vertrag gegeben, allerdings steht zu vermuten, dass er da nicht der einzige war, der ein solches Schriftstück unterschrieben hat. War also wohl eher eine Art Vorvertrag für den Fall der Fälle und wohl eher weniger eine recht bindende Zusage, wie sie John Gavin im Vorfeld zu DAF unterschrieben hat (welcher dann ja auch großzügig abgefunden wurde, was bei Dumont offenbar nicht der Fall war, zumindest wird davon nix erwähnt). Dumont wäre aber ohne Zweifel 1968/69 viel zu jung gewesen, er wirkte ein jahrzehnt später in den Boys from Brazil und in Omar Mukhtar ja immer noch wie ein Mit-20er. Immerhin kann man sich in ersterem gut ausmalen, wie er in potenziellen Szenen mit General Gogol gewirkt hätte :D :
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