DER FILM: Liebesgrüße aus Moskau


  • Ich glaube jetzt sucht ihr aber viel Logik in Filmen die sich meist nur wenig um Logik kümmern. Im Zweifelsfall stellt der Bond Zilm doch meist den Effekt weit über die Logik.


    Ja genau! Und diese Priorität teilt Blofeld mit dem Bond-Film. Das ist doch mal eine Synthese, oder?!

  • Zumindest bei OHMSS muss man wohl leider von einem Unentschieden sprechen (jeder zerstört dem anderen den Ausstieg ins Privatleben) ... ;(

    Das ist es: Sie brauchen einander! M: "Darf ich sie daran erinnern, dass Blofeld tot ist - ein für alle Mal - was wir jetzt von ihnen verlangen, das mag ihnen schmecken oder nicht, ist einfache und solide Handwerksarbeit." (DAF)
    Zumindest für Bond wäre ein Ende von Blofelds Karriere demzufolge eine Katastrophe! ;)

  • Wenn man bedenkt, wie sehr man Sam Mendes für SF seine Rückgriffe auf Nolans Dark-Knight-Trilogie aufrechnet, ist es ironisch, dass Nolan DEM Batman-Erzfeind Joker in TDK einen Satz in den Mund legt, den am Ende von OHMSS auch Blofeld sagen könnte: "Wir beide sind wohl verdammt, dieses Spiel wieder und wieder aufs Neue zu spielen." Nolan ist ja auch bekennender Bond- und v.a. OHMSS-Fan, insofern ist hier wohl schon ein Bond-Einfluss auf Nolan zu sehen (auch in TDK tötet der Schurke die große Liebe des Helden, der nicht zuletzt deshalb "Held" bleibt, und man kann nur vermuten, wie TDKR ausgesehen hätte, wäre Ledger nicht verstorben). Hieran zeigt sich aber auch die Pulp-Herkunft Bonds, der einfach eines großen Antagonisten bedarf. Dazu passt wiederum eine Batman-Einlassung in Richtung Joker, diesmal aus dem Mund von Michael Keaton aus Tim Burtons erstem Streich: "Du hast mich erschaffen, und ich habe dich erschaffen." Das hätte ein rachedürstender Lazenby in seinem zweiten Film durchaus ähnlich zum Savalas-Blofeld sagen können, auch wenn sie sich dabei sicher gesiezt hätten. Off-Topic ENDE. ;)

  • FRWL bleibt für mich das große Mysterium: Eigtl. macht der Film nicht zuviel verkehrt, trotzdem langweilt er mich die meiste Zeit, was wohl zum großen Teil an der Art des Humors, den Actionszenen und an den maßgeblichen Charakteren liegt (Kerim, Tanja, Grant; Klebb ist noch die unterhaltsamste). An genauen Details kann ich das gar nicht festmachen, daher verzichte ich hier auf eine Auflistung der besten/schlechtesten Szenen.

  • Hab' den Film gestern Abend mal wieder genossen. Im Original-Ton per Blueray an meiner Beamerwand, kulinarisch untermalt von einem schwarzen Mokka (Kurukahveci Mehmet Efendi - Istanbul) und Baklava vom türkischen Supermarkt um die Ecke.


    Filmwirkung: Absolut wunderbar ! Ganz klar eines der besten Werke die unseres hochgeschätztes Franchise zu bieten hat.
    Mein Bond-Darsteller-Favorit Sir Sean ist hier voll auf der Höhe, Bianchi als Romanova sowieso mein zweitliebstes Bondgirl nach Vesper Lynd,
    Lenya als Klebb "Come, come, my dear!" und Shaw als Grant "Orders, old man." spielen ebenfalls absolut herrlich,
    Armendáriz's Ali Kerim Bey-Rolle ist für mich bis heute der charismatischste Helfer,
    und Maxwel's Moneypenny-Szenen halte ich ebenfalls für die köstlichsten der ganzen Serie.


    Außerdem zählt FRWL - nicht zuletzt durch das beeindruckend abgelichtete Istanbul - zu den atmosphärischsten Bondfilmen,
    der auch in dieser Kategorie den Vergleich mit den viel höher budgetierten Nachfolgern nicht zu scheuen braucht.


    Überraschend positiv viel mir dieses mal zudem der anzügliche Vorspann von Robert Brownjohn auf,
    den ich gar nicht so superb in Erinnerung hatte. Selbst in dieser Beziehung spielt FRWL in der oberen Liga mit.


    Fazit: Einer der ultimativen Hochkaräter der Reihe. Bei Imdb steht er 7,5/10 - ich gebe ihm 9,5/10.

  • Ein spannender Agenten-Thriller ist es in der Tat. Mit welcher teuflischen hintergründigen Brillianz die Geheimdienste zweier Nationen gegeneinander ausgespielt zu werden scheinen, wie Connery als Bond agiert und wie gut zudem selbst die Nebenrollen besetzt wurden. Und im Übrigen ist Miss Romanova eine Schönheit.
    Für mich persönlich eher weniger berauschend sind in diesem Film die Schauplätze, doch das ist definitiv Geschmackssache und gefällt ja auch vielen.
    Nicht uninteressant ist auch, dass kein anderer Film des Franchises derart gekonnt die Atmosphäre des "Kaltkriegsplots" einzufangen vermag.

  • Nicht uninteressant ist auch, dass kein anderer Film des Franchises derart gekonnt die Atmosphäre des "Kaltkriegsplots" einzufangen vermag.


    Ich finde, dass TLD und OP dem zumindest recht nahe kommen, wenn nicht sogar NOCH besser sind, da sie in Ländern des Kalten Krieges spielen (CSSR, DDR) und nicht in einem neutralen Land wie der Türkei.


    Ansonsten natürlich Zustimmung für die lobenden Worte bzgl. FRWL.

  • Ich finde, dass TLD und OP dem zumindest recht nahe kommen, wenn nicht sogar NOCH besser sind, da sie in Ländern des Kalten Krieges spielen (CSSR, DDR) und nicht in einem neutralen Land wie der Türkei.

    Durch die Fahrt mit dem Orient-Express spielt aber auch FRWL in zwei Ländern des Ost-Blocks,in Bulgarien und im sozialistischen (zweiten) Jugoslawien.


  • Ich finde, dass TLD und OP dem zumindest recht nahe kommen, wenn nicht sogar NOCH besser sind, da sie in Ländern des Kalten Krieges spielen (CSSR, DDR) und nicht in einem neutralen Land wie der Türkei.

    Ich finde ebenfalls, dass die von dir erwähnten Filme die Kalter-Krieg-Stimmung sehr gut eingefangen haben - allerdings auf eine etwas andere Art als FRWL. OP und TLD erinnern mich in ihrer vergleichsweise nüchternen Präsentation der Ost-West-Thematik und der entsprechenden Schauplätze eher an den kalten Realismus der Welt eines John Le Carré. Bei FRWL steht meinem Empfinden nach immer auch der Abenteuraspekt im Fokus. Istanbul und die Orientexpress-Passagen zielen wie ich finde in ihrer bunten und pittoresken Präsentation gerade darauf ab. Dennoch lassen Youngs straffe Regie und die ausgeklügelte (Zitat: "teuflische") Story keinerlei Zweifel am Ernst der Lage. Irgendwie erscheint dennoch die Welt des Kalten Krieges in FRWL so exotisch und farbenfroh wie sie wohl nur im Paralleluniversum der Bondfilme sein konnte - glücklicherweise, denn auch für mich ist die Atmosphäre einer der großen Trümpfe von FRWL und einer der Hauptgründe, warum dieser Film für mich einer der drei besten Serienbeiträge ist.

  • Durch die Fahrt mit dem Orient-Express spielt aber auch FRWL in zwei Ländern des Ost-Blocks,in Bulgarien und im sozialistischen (zweiten) Jugoslawien.


    Ist natürlich richtig, aber Bulgarien ist nur eine Bond'sche Randnotiz und Jugoslawien war zwar sozialistisch, hat aber nie zum Warschauer Pakt gehört. Daher sind für mich die Tschechoslowakei und die DDR die Länder, in denen dieses "Ostblock-Feeling" am besten rüberkommt, v.a. die Tschechoslowakei.


    Ich finde ebenfalls, dass die von dir erwähnten Filme die Kalter-Krieg-Stimmung sehr gut eingefangen haben - allerdings auf eine etwas andere Art als FRWL. OP und TLD erinnern mich in ihrer vergleichsweise nüchternen Präsentation der Ost-West-Thematik und der entsprechenden Schauplätze eher an den kalten Realismus der Welt eines John Le Carré. Bei FRWL steht meinem Empfinden nach immer auch der Abenteuraspekt im Fokus. Istanbul und die Orientexpress-Passagen zielen wie ich finde in ihrer bunten und pittoresken Präsentation gerade darauf ab. Dennoch lassen Youngs straffe Regie und die ausgeklügelte (Zitat: "teuflische") Story keinerlei Zweifel am Ernst der Lage. Irgendwie erscheint dennoch die Welt des Kalten Krieges in FRWL so exotisch und farbenfroh wie sie wohl nur im Paralleluniversum der Bondfilme sein konnte - glücklicherweise, denn auch für mich ist die Atmosphäre einer der großen Trümpfe von FRWL und einer der Hauptgründe, warum dieser Film für mich einer der drei besten Serienbeiträge ist.


    Du bringst es auf den Punkt, Anatol! :thumbup:
    Ich liebe die Istanbul-Szenen auch und finde, dass sie vielleicht sogar den am stärksten eingefangenen Schauplatz aller Bondfilme darstellen.
    Aber der Kalte Krieg wird im wirklichen Ostblock für mich eben greifbarer.

  • AnatolGogol:


    Dass die Filme der 60er (in diesem Falle ganz klar Liebesgrüße aus Moskau) und jene der 80er (in diesem Falle OP und TLD) in unterschiedlicher Weise die Kalter-Kriegs-Atmosphäre zum Zuschauer transportieren, wird man wohl so unterschreiben können ;)


    Was mich ein wenig verwundert, ist Dein/Ihr recht "buntes" Bild von From Russia With Love. Freilich: der Film verbindet seine düstere Thematik mit einer exotisch angehauchten Atmosphäre und in Anbetracht des Themas unkonventionellen Schauplätzen, aber ich bin dennoch der Meinung, dass es einer der ernsthafteren Beiträge zur Serie ist. Auch die Kulissen sind nicht unbedingt zu farbenfroh geraten, der Film wirkt auf mich für Bond-Verhältnisse ausgesprochen nüchtern.
    Ein außerordentlich angenehmer Film insofern, als dass er kaum etwas falsch zu machen pflegt, aber eben dem Plot angepasst: ein harter Thriller.

  • Ich muss Kronsteen Recht geben: FRWL spielt zwar vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, ist aber - im Gegensatz zu Flemings Roman-Basis - kein "Kalter Krieg-Thriller". Die Sowjets sind nur Statisten (okay, besonders gut kommen sie nicht weg). Hätte SPECTRE die beiden Parteien nicht gegeneinander ausgespielt, wäre es in Istanbul weiterhin "ruhig" geblieben. Aber dass die Sowjets und der Westen vom Villain gegeneinander aufgehetzt wurden und diese beinahe einen Krieg angezettelt hätten, gab es auch in YOLT und TSWLM, aber wohl niemand würde diese beiden Filme mit dem Kalten Krieg in Verbindung bringen.


    Bezüglich Kaltem Krieg sind die bereits erwähnten OP und TLD, aber auch FYEO, deutlich "härter" und "unverblümter". Ja, sogar AVTAK geht mit den Sowjets mindestens so stark ins Gericht wie FRWL.

  • Bezüglich Kaltem Krieg sind die bereits erwähnten OP und TLD, aber auch FYEO, deutlich "härter" und "unverblümter". Ja, sogar AVTAK geht mit den Sowjets mindestens so stark ins Gericht wie FRWL.


    Da würde ich mal nachdrücklich widersprechen. Dass die Sowjets in "From Russia With Love" nicht die Hauptgegner sind, bedeutet ja nicht, dass der Film nicht hart mit ihnen ins Gericht geht. Ganz im Gegenteil. Immerhin arbeiten für den sowjetischen Geheimdienst Figuren wie Krilencu und die eiskalte Rosa Klebb stand ebendiesem einst vor! Und hier ist der Film doch sehr stark am Fleming-Duktus, wonach SPECTRE seine Leute hauptsächlich aus dem Ostblock rekrutiert. Ergo: Solche finsteren Gestalten findet man vor allem auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Wie sagt Bond im Vorgängerfilm zu Dr. No so passend: "Bei der Ihnen eignen Menschenverachtung arbeiten Sie wahrscheinlich für den Osten." Das ist meilenweit von der Zeichnung der Sowjets in der Moore-Ära entfernt, wo Bond mit der schicken Anya kooperiert oder die "netten" Generäle Gogol und Pushkin ein Gleichgewicht zu den Fieslingen Kristatos, Zorin und Whitaker bzw. zu den Systemabweicherln Orlov (Hardliner) und Koskov (Verräter) bilden. Ja, selbst im ernsteren "For Your Eyes Only" macht man aus Gogol schlussendlich den Sportsmann, den fairen Verlierer.


    Da bietet "From Russia With Love" noch eine ganz andere Sicht auf die Realität des Kalten Krieges. Natürlich ist der Film auch übertrieben - gar keine Frage - aber gerade das Argument, dass die exotischen Schauplätze den Film "unrealistischer" machen würden, kann ich nicht nachvollziehen. Das sehe ich - wie Daniel Schweikert 1996 - genau andersherum. Der Film ist über die gesamte Laufzeit sehr nüchtern, in kühlen Braun- und Blautönen abgelichtet und wirkt auf diese Weise viel mehr wie ein "klassischer" Agententhriller. Noch dazu waren die Machtblöcke dafür bekannt Stellvertreterkriege zu führen. Was "From Russia With Love" so auszeichnet, ist, dass er die Mechanismen des Kalten Krieges sehr gut rüberbringt. In den späteren Filmen geht es meist um abstrakte, aber keinesfalls unrealistische atomare Bedrohungen, während hier hingegen der beinharte Alltag regiert. "From Russia With Love" ist - meiner Meinung nach - noch immer einer der härtesten Bondfilme: Grant tötet den Fahrer, Bombenattentat auf Kerim, Überfallkommando aufs Zigeunerlager, Kerim erledigt Krilencu, Grant tötet den Bulgaren in der Moschee, Benz, Kerim und Nash, Bond tötet Grant, Morzeny tötet Kronsteen... Andere Bonds (v.a. die Moore- und Brosnanfilme) haben sicher einen höheren Bodycount, aber in "From Russia With Love" wird noch der Reihe nach gemordet und das ziemlich brutal. Jede Aktion innerhalb des "Burgfriedens" in Istanbul führt zu einer direkten Gegenreaktion. Klebb: "Ich bin überzeugt davon, dass der Kalte Krieg in Istanbul nicht mehr lange kalt bleibt." Und genau diese Labilität des "Kalten Krieges" zeigt dieser Film meines Erachtens besser als jeder andere der Reihe.

  • Vollste Zustimmung.
    Der Film ist in seiner Darstellung auf sehr unschöne Weise einer der realistischsten Bonds. Die Morde sind kaltblütig, so kalt wie der kalte Krieg.
    Dieses unbehagliche Gefühl bezüglich der damaligen politischen Lage kommt in den späteren "Spielzeug-Bonds" weniger intensiv auf.
    Unabhängig von der Thematik des kalten Kriegs, sind Dr. No, FRWL, LTK und CR 06 in meinen Augen die härtesten Beiträge zur Serie.
    Leider sind die brutalsten Bondfilme in vielerlei Hinsicht auch jene, die sich am ehesten der realen Welt anpassen (wo doch Moonraker z.B. nicht gerade der glaubwürdigste Bondfilm ist und -wer hätte es gedacht- auch bei weitem nicht der gewalttätigste...)

  • Hatte ich denn je behauptet, FRWL sei kein "harter" Bond-Film :D? Okay, die SPECTRE-Crew setzt sich schwergewichtig aus ex KGB-Leuten zusammen. Aber sonst werden die Sowjets in FRWL eher als Leute gezeichnet, die nicht auf Konfrontation aus sind und sich - sofern nicht "provoziert" - sogar ziemlich passiv verhalten. Und Krilencu ist schliesslich Bulgare, bloss ein "Handlanger" der Sowjets.


    Natürlich kommt in FRWL starkes Kalter Krieg-Feeling auf, aber von der eigentlichen Aussage her, werden die Sowjets nicht als Aggressoren dargestellt, sondern bloss als etwas tumbe Staatsdiener, die sich wehren, wenn sie angegriffen werden und dazu auch die Hilfe einiger ziemlich unsympathischen Typen in Anspruch nehmen. Diese Darstellung entsprach auch dem damaligen Zeitgeist - ein Jahr nach der Kubakrise herrschte eine gewisse Entspannung, die bis Ende der 1970er mehr oder weniger bestehen bleiben sollte. Danach verschärfte sich die Situation wieder, was sich auch im Plot von FYEO widerspiegelt: Die Sowjets beziehungsweise der KGB treten hier ganz klar - und erstmals explizit in einem Bond-Film - als Aggressoren auf. Dass sie nicht direkt aktiv werden, sondern "Verbündete" beauftragen, ändert nichts an der Tatsache, dass die über Leichen gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Und man darf auch nicht vergessen, dass Bond am Schluss von FYEO um ein Haar von Gogols Bodyguard abgeknallt worden wäre... Man sollte sich da nicht von der generellen "Leichtigkeit" der Moore-Filme täuschen lassen: FRWL ist zwar der "härtere" Film, aber effektive Problematik und Gefährlichkeit des Kalten Krieges wird in FYEO und OP viel stärker thematisiert.


    Noch was: Die PTS von TSWLM ist insofern bemerkenswert, als dass es in etwa die einzige Szene im Bond-Universum ist (oder zumndest die Erste), in der Bond direkt von im Auftrag handelnden KGB-Schergen nach dem Leben getrachtet wird und in der es auch Tote gibt. Okay, es musste drehbuchtechnisch sein, wegen der Anya-Sache und die eigentliche Bedeutung dieser Szene gerät mit der anschliessenden Zusammenarbeit zwischen dem KGB und dem Secret Service sofort wieder in Vergessenheit - dennoch definitiv ein bemerkenswertes Stück Bond-Film.

  • Ich glaube, da habt ihr mich etwas missverstanden oder ich mich missverständlich ausgedrückt. Mir ging es in meinem ersten Post ausschliesslich um die - übertrieben gesagt – „Schizophrenie“ des Filmes zwischen exotisch-pittoresker Atmosphäre einerseits und hartem Agententhriller andererseits. Was ich jedoch in keinster Weise als Makel ansehe sondern im Gegenteil für mich eine der ganz großen Stärken von FRWL darstellt. Ohne Frage ist gerade der Blutzoll in dem Film nicht zu verachten und anders als das wahllose, unpersönliche „Massenumgeniete“ in manch späterem Bondfinale sind es gerade die „Einzelschicksale“ der Ermordeten, welche die Taten um so härter zur gelten kommen lassen.


    Andererseits mildert der Film dies sehr geschickt durch seine exotischen Schauplätze ab: wenn in der wunderschön eingefangenen Hagia Sofia ein Mord begangen wird wirkt dies eben dann doch deutlich weniger drastisch als zB in einem dreckigen Hinterhof in Berlin, von der launigen Liquidierung eines aus dem Mund eines üppigen Filmstarlets steigenden Ost-Agenten ganz zu schweigen. Ich finde schon, dass FRWL innerhalb der Bondserie mit die am schönsten und exotischesten eingefangenen Locations zu bieten hat. Das hängt zT sicher auch mit dem in den 60er Jahren verwendeten Filmmaterial zusammen, welches eine wärmere Optik ermöglichte als praktisch alles, was ab den 70ern verwendet wurde (Ausnahmen sind hier in meinen Augen nur die „Hochglanz-Bonds“ TSWLM und MR, wobei auch diese nicht mehr den klassisch-warmen Look der 60er Jahre haben).


    Aber es ist darüberhinaus eben auch die liebevolle, romantisierende Art und Weise mit der gerade Istanbul verewigt wird, man wird durch die Inszenierung wie von Geisterhand durch die schönsten und exotischsten Plätze der Metropole geleitet ohne dass es jedoch so aufdringlich wirkt wie in manchen „Sightseeing-Bonds“ der 80er Jahre. Diese Atmosphäre, dieses Flair steht dann schon in deutlichem Kontrast zur eigentlich harten Story und ist nicht zuletzt dadurch in meinen Augen deutlich weiter weg vom „schmutzigen Agentenalltag“ des kalten Krieges, der in Filmen wie zB Ipcress oder Der Spion, der aus der Kälte kam (wohl) deutlich realistischer portraitiert wurde als in FRWL, welcher fraglos innerhalb der Serie als weitgehend ernsthafter und realistischer Film durchgeht, aber für mich eigentlich auch nur dort.

  • @ AnatolGogol & Django


    Sehr interessante Beiträge. Ich fand immer, dass "From Russia With Love" von allen Bondfilmen (damit keine Missverständnisse aufkommen) das Knistern zwischen den Weltmächten am spannendsten, atmosphärischsten und direktesten vermittelt. Eben weil man sich so belauert und Schritt für Schritt ein Mitspieler nach dem anderen aus dem Spiel genommen wird. Insofern ist Kronsteens Schachpartie am Anfang auch eine Metapher für die beiden Machtblöcke, die sich bekriegen, nur das nun eben mit SPECTRE eine dritte Macht mithilfe eines Schachgroßmeisters versucht, die Großmächte mit einem unerwarteten Zug zu überlisten. In dieser Hinsicht erschien mir der Film in den letzten Beiträgen etwas unterbewertet und die Kalte Kriegs-Thematik etwas zu sehr heruntergespielt. Daher sah ich es - als alter "From Russia With Love"-Anhänger - als meine Pflicht an hier mal zu intervenieren.


    Die Gefahr einer Eskalation des Kalten Krieges bzw. eines atomaren Konfliktes, werden in "Thunderball", "You Only Live Twice" und vor allem "The Spy Who Loved Me" sicherlich mehr thematisiert. Wieso hier allerdings "For Your Eyes Only" und "Octopussy" so oft genannt werden, überrascht mich schon ein wenig. Im Ersteren geht es "nur" um einen Computer (analog zu einer Dechiffrier-Maschine anno 1963) und außerdem schien es mir immer so als ob Kristatos der federführende Mann ist und erst nach Anlauf der Aktion die Russen kontaktiert und mit ihnen handelseinig wird. Sieht man einmal von Kriegler ab, so agiert der KGB hier wie jeder anderer Geheimdienst agieren würde. Er ergreift eine Chance, die ihm der Gangster Kristatos eröffnet. Und von der Schießszene mal abgesehen wurde Gogol sowieso schon als recht entspannter und deeskalierender Geheimdienstchef gezeichnet. In "Moonraker" lässt er den Amerikanern den Vortritt, um Drax auszuschalten, in "A View To A Kill" versucht er Zorin in die Schranken zu verweisen und in "Octopussy" schlägt er dem Grenzposten noch die MP zur Seite, nachdem dieser den flüchtenden Verräter Orlov niedergestreckt hat.


    In diesem Film geht die Gefahr allein von dem Hardliner Orlov aus, während Gogol und das gesamte sowjetische Kommitee gegen ihn sind. In dieser Lesart von Drehbuch und Regie erscheint es nicht glaubwürdig, dass die Russen in Europa eingefallen wären, selbst WENN Orlovs Plan aufgegangen wäre (auch wenn der Zuschauer in der Realität es freilich anderes erwartet hätte). Gerade in den Glen-Filmen empfinde ich die Kalten Kriegs-Momente ziemlich unaufgeregt umgesetzt. Selbst in "The Living Daylights", dem Film der 80er Jahre, der die Stimmung des Kalten Krieges noch am nachhaltigsten zu beschwören versucht, wirkt der aufgebaute Smiert Spionem-Konflikt sichtlich bemüht, da sich der neue sowjetische Geheimdienstchef schnell als Good-Guy entpuppt und sich die Aggression allein als Teil der Verschwörung einer russisch-amerikanischer Individualistenclique herausstellt...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!