Die Romane von Ian Fleming

  • Nachdem ich derzeit dabei bin, mir die Fleming-Romane auf deutsch per Audiobook reinzuziehen (das itunes-lastige/lästige Audible kann ich leider nicht empfehlen), folgt hier eine Kurzbewertung der ersten 5 Romane.
    Über Feedback würde ich mich sehr freuen.


    Casino Royale
    Guter Erstling, der leider - besonders zum Ende hin - nicht ganz das Spannungslevel der filmischen Umsetzung von 2006 erreicht.
    4/5 Punkten


    Leben und sterben lassen
    Irgendwie hat mich das Szenario um den Piratenschatz und die vielen Tauchszenen am Ende schon immer gelangweilt. Nicht mein Ding.
    1/5 Punkten


    Moonraker
    Tolle Charaktere mit Drax und Gala Brandt. Spannendes Finale. Toll!
    5/5 Punkten


    Diamantenfieber
    Die Cowboy-Brüder und das Thema Diamantenschmuggel sind nicht so mein Ding, aber Tiffany ist ein toller Charakter und das Finale bietet viel Spannung.
    3/5 Punkten


    Liebesgrüße aus Moskau
    Wow! Mein absoluter Favorit von Fleming (ich habe die übrigen Romane vor einiger Zeit ja auch als englische Audiobooks gehört bzw.
    die gekürzten Scherz-Übersetzungen gelesen).
    Hat man sich erstmal durch den Prolog um die russischen Smersh-Generäle gekämpft, platzt der Roman nur so vor Spannung. Tolles Finale mit Klebb.
    Ist mir deutlich lieber als die filmische Umsetzung, bei der die Involvierung von Spectre eher stört.
    5/5 Punkten

  • Auf Razyboard war mein vorläufiges Resumee:


    Also ich weiß ja nicht recht... nach den ersten vier Romanen ist mein
    Eindruck doch eher durchwachsen. Was für Räuberpistolen! Ich denke mal,
    ohne die Verfilmungen wären die Romane doch recht schnell dem Vergessen
    anheim gefallen.


    Dass die Bücher mehr von Flemings skuriller Fantasie leben als von
    literarischer Qualität, dürfte wohl unstreitig sein. Im Gegensatz zu
    Autoren wie le Carre oder Ludlum, die nicht nur großartige Schreiber
    sind, sondern deren Werke auch von Authentizität leben, trägt Fleming
    das ganze Agenten-Ding doch recht plakativ und stereotyp vor sich her.


    LALD habe ich als Abenteuerroman ganz gerne gelesen, bei CR, MR und DAF
    habe ich mich doch relativ schwer getan, ich finde manche Beschreibungen
    doch extrem langatmig. Dass Fleming als Autor unübertroffen ist, wie es
    eines unserer geschätzten Forenmitglieder auf dem Buchrücken von MR
    ausdrückt, sehe ich deutlich anders.


    Und so dürfte es wohl nur die Liebhaberei sein, die mich in die Arme der anderen sieben Bücher treiben wird.


    Inzwischen sind es fünf, meine Meinung hat sich nicht geändert.


    MR fand ich mit Abstand am schwächsten, fad und langweilig. Hatte wohl mit etwas mehr Exotik gerechnet. Dagegen gefiel mir LALD eigentlich ziemlich gut, gerade weil es mehr ein Abenteuerroman als ein Agententhriller ist.

  • Lieber Herr xxx,


    vielen Dank für Ihre Nachricht.


    Wir sind ständig bemüht, unser Angebot zu vergrößern und weitere Hörbücher online anzubieten.


    Weitere Hörbücher aus der "James Bond" - Reihe bislang leider noch nicht konkret in Planung. Wir wollen aber weitere Bände veröffentlichen. Dieser Prozess kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, da wir uns für eine Produktion erst um die Produktions- und Downloadrechte bemühen müssen. Ob und wann wir weitere Bände veröffentlichen können, kann ich Ihnen deshalb nicht sagen. Ich bitte um Verständnis.


    Für weitere Fragen bin ich gerne für Sie da.


    Herzliche Grüße
    xxx


    -------------------
    Das war die Antwort von audible, wie es mit den Hörbuch-VÖ der Bond-Neuauflagen weiter geht, da seit FRWL kein neues Hörbuch erschienen ist. Könnte also sein, dass die Reihe wieder eingestampft wird, wäre ja nicht das erste Mal. :autsch:
    So kundenunfreundlich wie der itunes-Mist, den audible anbietet, ist, müssen die sich auch nicht wundern, wenn die Kunden und somit der Gewinn ausbleiben, was eine VÖ weiterer Bände eben erschwert (Preis). Ich habe nach DAF auch nichts mehr bei denen gekauft. :pah:

  • Ich habe in meinem Urlaub nun die ersten beiden Bände (CR und LALD) in den neuen, ungeschnittenen Übersetzungen gelesen. Beide Bücher hatte ich bereits vor mehreren Jahren in der alten deutschen Fassung gelesen.


    Einige Gedanken:
    CR: Ich muss gestehen, dass ich weder Dinge bemerkt habe die in der alten Fassung fehlten (das gilt für beide Bücher), noch ist mir die neue Übersetzung groß aufgefallen. Es war eigentlich alles wie ich es in Erinnenrung hatte. Aber nach wie vor liebe ich dieses Buch. Es ist kurzweilig aber aber trotzdem, und vor allem trotz des Themas Baccarat, sehr spannend erzählt. Lediglich zum Ende, und das gilt ebenso für den Film, gibt es eine kurze schleppende Phase.
    Da ich ja nun die Verfilmung des Buches kenne, kam ich natürlich nicht drum herum Vergleiche zu ziehen und Unterschiede zu suchen. Interessant dabei ist vor allem die Struktur des Films. Nicht unbedingt die Tatsache, dass man die Handlung im Film chronologisch erzählt (das Buch springt am Anfang hin und her), sondern viel mehr wie die Geschichte sich entwickelt. Ich hab die genauen Zeiten des Films nicht im Kopf, aber in meiner Wahrnehmung ist es so, dass das große Pokerspiel in etwa der Mitte des Films kommt (vermutlich etwas früher). Alles davor (Jadg auf Bombenleger, Bahamas, Anschlag auf Flugzeug etc.) dient im Film dazu, zu erkären, warum genau Le Chiffre Geld benötigt. Das soll kein Kritikpunkt sein. Es wertet die Story sogar in meinen Augen auf. Im Buch geht es im Prinzip direkt im Casino los. Le Chiffres Hintergrund erfährt man nur aus M's Dossier in einer Rückblende. Im Buch wird der Grund, warum Le Chiffre all dies tut mit einem Satz erklärt. Er hat in Bordelle investiert und diese wurden dann verboten. Somit war sein Geld futsch. Ich fand dies immer sehr amüsant und genial einfach. Es ist eine einfache Erklärung, die uns gleichzeitig auch den Charakter Le Chiffres näher bringt. Jemand der sein Geld mit Prostitution verdient (oder verdienen will) kommt ganz anders daher, als jemand der komplizierte Börsentricks versucht. Nicht besser, oder schlechter. Nur halt anders. Dazu kommt natürlich, dass Le Chiffre im Buch eher ein schwitzender, dicklicher Perverser ist, als der smarte Pläneschmieder. Ein Schwein eben. So wie er im Buch beschrieben wird, sieht er eher aus wie Gerd Fröbe in Goldfinger.
    Mit all dem im Hinterkopf fand ich es interessant mir zu überlegen, wie die Adaption des Drehbuches so ablief. Im Prinzip hat man 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens dachte man sich sicher, dass man die Hintergrundgeschichte mit dem Erwerb der Bordelle und deren Verbot heute nicht mehr machen kann. So etwas hat heute eher einen schmuddeligen Beigeschmack und nichts, was zu einem "Casino-Roman" passt. Außerdem war das entsprechende Pariser Gesetz aus den 50ern. Also hat man sich wohl den Aktien-Plot überlegt. Somit hat man auch direkt dafür gesorgt, dass aus dem recht dünnen Buch ein Film mit mehr Handlung (und Action) wurde.
    Die Figuren Mathis und Vesper sind im Film mehr oder weniger genau so im Buch. Vesper ist zwar nicht vom Schatzamt, sondern eine Mitarbeiterin von Abteilung S (Russland) und auch etwas weniger tough, aber alles in allem doch ähnlich. Felix Leiter ist um einiges weniger cool als im Film (optisch natürlich auch). Ich find von der Darstellung aus dem Buch, passt die Dartellung von David Hedison noch am besten. Optisch allerdings nicht. Bei der Beschreibung von Leiters Aussehen musste ich eher an diesen Herrn denken.


    LALD folgt

  • Ich finde daß Mathis und Vesper vollkommen andere Charaktere im Film sind als im Roman. Le Chiffre sowieso. Und Bond eigentlich auch. Eigentlich ist CR ein Film der sich nur ganz vorsichtig auf seine Vorlage bezieht. Was ich auch als vernünftig empfinde da der Roman kaum für einen modernen Bond Film taugt.


    Bei Leiter kommt vielleicht tatsächlich Jack Lord dem Roman Leiter noch am Nächsten, obwohl ich sein Aussehen eher bei van Nutter aus TB wiederfinde. So stelle ich ihn mir jedenfalls beim Lesen der Romane immer vor.

  • Nachdem ich nun "TSWLM" in der Neuübersetzung gelesen habe muss ich dem Buch attestieren, dass es gar nicht so schlecht ist, wie ich es in Erinnerung hatte. (Ähnlich ging es mir bei DAF, welches in der alten Übersetzung jedesmal eine Qual für mich war.)


    Klar, der Plot ist fürn Arsch und hätte maximal eine Kurzgeschichte abgeben sollen, aber Fleming schreibt die Gedanken der Protagonistin nachvollziehbar und vor allem recht klischeefrei, was ich ja nicht gerade von Ihm gewohnt bin.


    Es wird nie in die Riege meiner liebsten Flemingwerke aufsteigen, aber es hat deutlich gewonnen.


    Jetzt freue ich mich auf die 4 die noch kommen (OHMSS, YOLT, TMWTGG und vor allem zum ersten mal "007 in New York" auf Deutsch in der Kurzgeschichtensammlung "Octopussy"!)

  • Habe jetzt auch kürzlich die Neuübersetzung gelesen. Muss aber ehrlich gesagt nicht unbedingt sein ;)


    Nur eine kurze Frage: in der neuen Übersetzung nennt einer der beiden Ganoven Viv permanent "Mieze". Ich dachte mir zuerst, dass das im Fleming-Original "Pussy" entsprechen würde. Und dann die große Überraschung: beim Überblättern meiner englischen Ausgabe habe ich gesehen, dass sie hier "Baby" genannt wird - wie auch bei der alten deutschen Übersetzung. Interessant wäre jetzt, ob es sich hier wirklich um eine Freiheit bei der neuen Übersetzung handelt - oder ob meine englische Ausgabe zensiert wurde. Ähnliche Probleme gab es bei der amerikanischen Auswertung von "Goldfinger" - und das Buch ist immerhin zuvor erschienen. Weiß zufällig jemand, ob es eine Buchfassung mit "Pussy" gab? :)

  • Relativ witzig fand ich, dass Fleming im Roman "Im Geheimdienst ihrer Majestät" Ursula Andress unter die Besucher des Piz Gloria gemogelt hat. :)


    Starker Roman übrigens. Fleming hat sich tatsächlich von Buch zu Buch gesteigert.

  • Finde ich nicht... (also das mit der Steigerung)


    Nüchtern betrachtet hat Fleming nach GF gerade mal einen wirklich guten "eigenen" Bond-Roman abgeliefert: OHMSS (der ist dafür gleich hochkarätig). TB (ebenfalls ein sehr guter Roman) klammere ich hier jetzt absichtlich aus, da die Plotidee nicht von Fleming stammt). Dafür hat Fleming in den 1960ern mit TSWLM einen Total- und mit TMWTGG einen Halbausfall geliefert (okay, TMWTGG konnte er nicht mehr fertig redigieren, bevor er starb. Vermutlich wäre das Buch sonst etwas besser geworden). Auch YOLT ist wohl nicht gerade ein geeigneter Roman, um einem Neuling Flemings Bond schmackhaft zu machen... Ein ziemlich seltsamer Roman, der lange so gut wie gar keine richtige Handlung hat. Da hat Fleming in den 1950ern durchs Band wesentlich Besseres abgeliefert.

  • YOLT ist als Roman ein zweischneidiges Schwert für mich. Lange Zeit passiert nicht wirklich etwas, aber als es dann in Blofelds Garten des Todes geht, fasziniert mich der Roman total. Diesen Garten würde ich wahnsinnig gerne mal in einem Film umgesetzt sehen.
    Auch in YOLT wird ein Name aus dem realen Filmgeschäft erwähnt: David Niven.


    OHMSS ist für mich ein Top-Bond-Roman. Ansonsten steht bei mir CR besonders hoch im Kurs, den ich wohl am häufigsten gelesen habe.

  • Ganz soweit bin ich noch nicht - gerade mit OHMSS durch. GF, TB, OHMSS, auch DN haben mir gut gefallen, während ich mich mit CR, MR und DAF doch sehr schwer getan habe. TSWLM ist ein komischer Twitter, wirkte auf mich eher wie zwei Kurzgeschichten.

  • Ich habe bisher nur die Romane in der Uralt-Fassung von Bastei Lübbe.
    Wenn man diese mit den aktuellen Neuübersetzungen vergleicht, ist dann der Unterschied so groß (und positiv), dass sich eine Neuanschaffung lohnt?

  • Ich habe bisher nur die Romane in der Uralt-Fassung von Bastei Lübbe.
    Wenn man diese mit den aktuellen Neuübersetzungen vergleicht, ist dann der Unterschied so groß (und positiv), dass sich eine Neuanschaffung lohnt?

    Welten.


    Schon allein was Du an "neuem" Material bekommst. Ich habe mir vor Jahren mal den Spaß gemacht und habe bei Moonraker die alte deutsche Übersetzung detailliert mit dem Original verglichen. Auf der neuen Übersetzung müsste eigentlich ein Sticker drauf sein wie auf einer Waschmittelpackung "Jetzt mit 20% mehr Inhalt!". Da fehlte bislang immer der komplette Nebenplot mit den Schnurrbärten (insgesamt war der ganze Nazi-Aspekt doch stark abgeschwächt – warum bloß?)... Bei OHMSS habe ich es irgendwann aufgegeben. Da war es so schlimm, dass sogar zwei Kapitel zu einem zusammengefasst wurden (die Geschichte der Familie Bond und des Familienwappens wurde z.B. fast komplett unterschlagen).


    Zu den Übersetzungen an sich: in weiten Teilen ist das sehr ordentlich, da steckt viel Mühe und Arbeit drin. Manchmal habe ich aber ein wenig den Eindruck, man habe hin und wieder etwas zu sehr versucht, sich von der alten Übersetzung zu unterscheiden, aber das kann subjektiv sein. Ich habe bei der alten Übersetzung immer kritisiert, dass sie mitunter etwas zu bieder und altbacken ist. Die neue Übersetzung schafft hier zwar Abhilfe, das ist alles ein Stück flotter. Aber manchmal ist es etwas zu viel geworden, der sprachliche Charakter der Spät-50er/Früh-60er geht mir hin und wieder etwas zu sehr verloren (ähnlich wie wenn man an altem Silberzeug zu viel rumputzt und dabei die stellenweise etwas zuviel Patina wegpoliert).

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