DER FILM: Leben und sterben lassen

  • In diesen Thread bitte alles rund um "LALD".


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    Hier geht es zur Diskussion auf Razyboard.


    Zitat von Kronsteen


    Alles um den Erstling Roger Moores mit einem legendären Titellied.
    Den häufig vorgetragenen Rassismusvorwurf kann ich nicht nachvollziehen.
    Übrigens der erste 007-Film, in dem kein Q/Major Boothroyd/R zu sehen ist.



    Zitat von Christian79


    LALD zählt zu meinen Favoriten. Gelungenes Debut für Roger Moore als Bond, aber auch die anderen Darsteller überzeugen. Titelmusik und die Musik generell während des Filmes sind einfach spitze, verleihen dem Film eine tolle Atmosphäre. Nur das Ende kann nicht mehr so ganz mit halten, liegt aber wohl auch a.d. nett gemachten Bootsjagd und dem leicht angestrengt wirkenden Sheriff Pepper davor ...















    Zitat von webster


    Nachdem ich neulich Thunderball wieder gesehen habe, hat LALD diesen Film jetzt in meiner Bestenliste wieder überholt.
    Das Stärkste an LALD ist die beste Chase-Sequenz der ganzen Serie: die Bootsjagd. Was ich nicht so gut finde, ist dieser ganze Voodoo-Quark, allen voran die Rückkehr des "Barons" am Ende des Films.
    Solitaires Weissagungen hingegen sind für den Spannungsaufbau sehr wirksam. Big Kananga gehört nicht zu den Top-Villains der Serie, was zum Teil auch an seiner "Doppelrolle" liegt - ein Effekt der an Bond/Hilary Bray erinnert. Tee Hee ist durchwegs überzeugend als Henchman. Und mit David Hedison kommt hier der Leiter der Leiters zum Zuge. Und Sheriff Pepper ist wundervoll witzig, aber nur hier. Sein Comeback in TMWTGG war unnötig (im Gegensatz zu Zukovskys Comeback in TWINE).
    Fazit: Zwar kein Top-Bond, aber er bildet die Spitze des oberen Mittelfeldes.



    Zitat von Carsten


    Leben und sterben lassen zählt nicht zu meinen Lieblingsbonds. Dies liegt überwiegend an der Machart des Films, mit der ich nicht so richtig warm geworden bin. Die wenigen Kulissen, die er hat, wirken auch wie Kulissen - zum Beispiel das Set von Kanangas Unterschlupf mit der Ein-Schienen-Bahn. Dem Set fehlt jede Tiefe, wohin die Bahn eigentlich führt, kann man nicht sehen, der Boden ist zu glatt für eine Höhle. Das ganze wirkt billig. Dieser Eindruck wird von dem benutzten Filmmaterial noch unterstützt. Das Format 1:1,85 sorgt zusätzlich für einen TV-Film-Look, dem Film fehlt jeder Glamour. Selbst die Karibik-Szenen wirken regelrecht trist.


    Die Stärken des Films liegen in den Action-Szenen, die jedoch manchmal etwas zu aufgesetzt wirken, und bei den Darstellern. Mein Besetzungsfavourit in diesem Film ist der unglaublich talentierte Geoffrey Holder, dessen Lachen einem einen echten Schauer über den Rücken jagt. Gott sei Dank hat die Synchro gar nicht erst versucht, das Lachen selbst zu sychronisieren.















  • Heute rückt also LALD, der erste Bondfilm mit Roger Moore als Hauptdarsteller, im Rahmen der Bondfilmwochen in den Fokus. Da mein letzter "Erlebnisbericht" zu diesem Film schon länger zurückliegt, versuche ich mich mal wieder an einer neuen Bewertung.


    "Leben und sterben lassen" ist sicher in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Bondfilm. Wir haben erstmals nicht John Barry als Komponisten, wir haben keinen Q und wir haben ein surreales offenes Ende. Und: Wir haben einen neuen Bond!


    Wir schreiben das Jahr 1973. Sean Connery hat 2 Jahre zuvor mit "Diamantenfieber" seinen endgültigen Abschied aus dem offiziellen Franchise verkündet und als letzten Verdienst für selbiges die Serie in das neue Jahrzehnt geführt. DAF war überdreht, schrill, komisch.....und erfolgreich! Was könnte also näher liegen als 2 Dinge miteinander zu verbinden: Erstens diese neue Gangart im neuen Jahrzehnt zeitgemäß fortzusetzen. Und zweitens dennoch auf einen Darsteller zurückzugreifen, der das Britische verkörpert wie kaum ein anderer: Roger Moore. Der frühere Wunchkandidat ist die ideale Neubesetzung.
    Moore macht von Anfang an vieles richtig. Auch wenn ihm noch die Leichtigkeit fehlt, die ihn spätestens ab "Der Spion der mich liebte" auszeichnet, so lässt er vom ersten Moment an keinen Zweifel daran, dass er James Bond ist.
    Wir lernen den "neuen" Bond in einem Umfeld kennen, das wir bei Connery nahezu noch gar nicht wahrgenommen haben: Sein Zuhause. Diese neue Komponente wird "zur Sicherheit" aber gleich mit einem klassischen Bond-Schema verbunden: Einer Frauengeschichte. Eine Instruktion durch M und ein kleines Necken mit Moneypenny fügen umgehend etliche Eckpunkte der Bond-Kultur zusammen, so dass selbst an diesem außergewöhnlichen Ort des Briefings kein Zweifel besteht: Moore ist Bond!
    Im Gegensatz zur Einführung von Moores späterem Nachfolger Tim Dalton in "Der Hauch des Todes" 14 Jahre später, bei dem man anfänglich aufgrund mehrerer MI6-Agenten geradezu mit dem Zuschauer spielt, wer denn nun der neue Bond sein sollte, wollte man bei LALD den "Neuen" von Anfang an klarstellen.


    Die Spur im neuen Fall führt Bond nach New York. Mir gefällt, wie man das New York der 70er Jahre eingefangen hat. Ein historisches Dokument - ähnlich wie das von Las Vegas 2 Jahre zuvor oder das von Berlin 10 Jahre später. Gerade die Szenen im zerfallenen Stadtteil Harlem, der seinerzeit hauptsächlich als Zufluchtsort von Kriminellen diente und nur einen Bruchteil seiner heutigen Einwohner hatte (Harlem ist inzwischen ein schöner Stadtteil mit teuren Immobilienpreisen) wirken auf mich authentisch. Mich hat es dabei auch nie gestört, dass die meisten Bösen im Film Schwarze waren. Der häufig genannte Rassismus-Vorwurf wirkt auf mich deplaziert. Warum hätte in 23 Bondfilmen nicht auch 1 Mal ein Schwarzer der Böse sein sollen? Dieses Privileg des Bondbösewichts nicht zu haben, wäre wesentlich rassistischer gewesen.


    Die nächste Fährte führt Bond nach San Monique, eine fiktive Insel in der Karibik. An sich eine sehr schöne Idee mit San Monique - nur stören mich einfach fiktive Orte in Bondfilmen (San Monique wird lediglich noch durch LTKs "Isthmus" getoppt). Das raubt der Handlung einen gewissen Realismus. Nichts destotrotz sind die Szenen auf San Monique sehr schön. Auch der Score George Martins fügt sich hervorragend ein. Aufgrund Moores jugendlichem Aussehen stört es auch nicht, dass er der Vater von Jane Seymour, sprich "seinem" Bondgirl Solitaire, hätte sein können. Ich wundere mich immer wieder, dass Moore knapp 3 Jahre älter ist als Connery und somit rund 5 Jahre älter war als dieser bei "Diamantenfieber".


    Die weitere Handlung führt uns über New Orleans nach Louisiana. Eine eindrucksvolle Stadt wird ebenso gewüdigt (was für eine Bestattung!) wie die Landschaft. Leider fehlt mir bei der Bootsverfolgung immer das Bondthema. Sie kommt weitgehend ohne Musik aus. Dies ist an sich nicht schlimm, aber in diesem Punkt hätte sie einfach zu gut gepasst. Sheriff Pepper, eine Figur, die zur Belustigung eingebaut wurde, funktioniert bei LALD sehr gut. Leider hat man sie wegen ihrer Beliebtheit dann auch im Nachfolger TMWTGG eingebaut, was dort aber nicht mehr funktionierte. Ein Fehler, der sich einige Jahre später beim "Beißer" wiederholen sollte.


    Den Showdown finde ich hingegen etwas uninspiriert. Das Versteck des Schurken wirkt gegenüber früheren Verstecken (man denke nur an Piz Gloria) schlicht und künstlich. Vielleicht passt dies aber zur Drogengeschichte ganz gut.
    Gerade über jene Drogengeschichte bin ich mir aber immer wieder unschlüssig, ob ich sie eines Bondfilmes würdig empfinde oder ob sie mir etwas zu profan ist. Jedenfalls passt sie gut zu den Protagonisten um Kananga. Die Idee, der literarischen Figur Mr. Big noch ein 2. Gesicht, den Diplomaten Kananga, hinzuzufügen, gefällt mir sehr gut. Ich könnte wetten, dass jedem, der den Film zum ersten Mal sieht, die Kinnlade runterfällt, als aus Mr. Big Kananga wird. Eine der wenigen Szenen in der Bond-Historie, in denen die Bond-Macher den Zuschauer im Unklaren laen (erwähnenswert wäre vielleicht noch die Geschichte um Columbo und Kristatos, bei der der Zuschauer auch erst den Falschen verdächtigt). Ansonsten sind die Bondfilme i.d.R. so deutlich strukturiert, dass man "Gut" und "Böse" sofort unterscheiden kann.


    Die Figuren von LALD gefallen mir im Großen und Ganzen gut, wobei ich zugeben muss, dass mir der Handlanger Tee Hee mehr zusagt als der Oberschurke Kananga. Die Darstellung von Yaphet Kotto wirkt auf mich wenig bedrohlich. V.a. im Schlusskampf mit Bond wirkt er lächerlich. Bezeichnenderweise explodiert er in einem absolut unglaubwürdigen Knall, der dem künstlich anmutenden Finale die Krone aufsetzt.
    Ganz anders Tee Hee: V.a. seine Rückkehr im Zug nach dem Showdown macht ihn zu einer erinnerungswürdigen Figur. Seine Rückkehr war das typische Element der 3 Hamilton-Bonds Anfang der 70er: Der Henchman, der beim Showdown nicht dabei war und den man quasi schon vergessen hatte, kehrt noch einmal zu einer finalen Schlacht zurück, bei der er den toten Villain rächen will. Bei DAF waren es Wind und Kidd, bei TMWTGG war es Schnickschnack und bei LALD war es eben Tee Hee.
    Mit Whisper, Damballa / Baron Samedi und Adam hat man weitere interessante Henchmen integrieren können. Solitaire hingegen ist ein weitgehend hilfloses Bondgirl, das für mich nicht unbedingt zu den Highlights der Serie gehört.


    Mal eine kurze Zusammenfassung der Vorzüge und Nachteile von "Leben und sterben lassen" aus meiner Sicht:


    Pluspunkte:

    • Tolle Drehorte, v.a. New York und New Orleans
    • Bootsverfolgung (wenn auch leider ohne Musik)
    • Tee Hee
    • Score von George Martin
    • Tolle Stunts (Krokodil-Farm, Bootsverfolgung, Bus-Verfolgung)
    • Genialer Titelsong
    • Absolutes 70er Flair


    Minuspunkte:

    • Schwacher Showdown
    • Mittelmäßiges Bedrohungsszenario
    • Ein wenig bedrohlicher Villain


    Alles in allem berücksichtigt landet LALD bei mir im hinteren Mittelfeld - sowohl was alle Bonds betrifft, als auch, was die Moore-Bonds anbelangt. Ich finde LALD sehr unterhaltsam, aber es fehlen ihm Spannungsbogen und Glamour. Dennoch ein wichtiger Bestandteil der Serie, der mit Roger Moore ein neues Bond-Zeitalter einläutete.

  • Schönes Review, Kronsteen!
    Ich kleckse auch meinen Senf dazu, der sich aber in vielem an deinen Kritikpunkten anschließt.


    Für meine persönliche Wahrnehmung ist es irgendwie immer schwer, in LALD einen glasklaren Bondfilm von ANfang bis Ende zu sehen.
    Das ist aber gar nicht so brutal gemeint, wie's sich vielleicht anhört. Bond kommt in der Pretitle nicht vor, es gibt fiktive Inseln und überhaupt hat die Haupthandlung eine Ausnahmestellung im Bonduniversum: sonst steht der Drogenhandel (ein sehr weltliches Thema) bei Bond eher nicht im Mittelpunkt, trotzdem wurde das Geschehen noch nie davor und danach derart außerweltlich. Es gibt Stellen, da meint man den Voodoozauber als bloßen, von Kananga geschürten Hokuspokus zu erkennen, dann steht Baron Samedi plötzlich nach seinem zweifellosen Ableben erneut vor einem. Solitaires Fähigkeiten scheinen auch real zu sein. Im nächsten Moment erkennt man, dass das vermeintliche Grab Samedis ein Lift zum Versteck von Kanaga ist. Der Film ist sich in diesem Thema lange mit sich selbst uneins, schließt aber mit dem lachenden Samedi auf dem Zug und nimmt somit klar Stellung: Voodoo works! Ob das zum sehr weltlichen Bond so gut passt, überlasse ich jedem selbst, mich stört es ein bißchen.


    Wenn man diesen Zwiespalt aber hinter sich lassen kann, erwartet einen ein sehr gut aufgelegter Sir Roger, der Bond schon sehr souverän meistert (Verführung Solitaires, "Vorher hätte ich dich bestimmt nicht umgebracht." zu Rosie) und überhaupt ein toller Bondfilm, tolle Henchmen (TeeHee, Whisper, der Taxifahrer), passables Bondgirl, die nicht viel macht außer gut auszusehen. Der Song ist überhaupt nicht mein Stil (bin kein Beatles-Fan), die musikalische Einbindung in den Score ist aber fantastisch. Einzig der Villain bleibt recht blass (no pun intended), auch seine "Verwandlung" konnte mich noch nie schocken. Zu offensichtlich die Maskierung von Big.


    Im übrigen finde ich hier die Neuinterpretation des Urstoffes durch die Produzenten wirklich bereichernd, denn die Romanhandlung um einen Piratenschatz finde ich arg dröge und unpassend (ich mag LALD als Roman gar nicht).
    Nach kurzen Zwischentiefs in meiner Bestenliste ist LALD mit Platz 12 im gesicherten Mittelfeld und ein Film, dem ich insgesamt doch positiv gegenüberstehe.


    Mich interessiert: Stehe ich mit dieser Wahrnehmung des Voodoostoffes alleine da (dass es mich stört) oder geht es euch in Ansätzen ähnlich?


    PS: Eine Machoanmerkung noch: als Jugendlicher konnte ich Rosie wegen der kurzen Haare nichts abgewinnen, heute finde ich sie mit ihrem durchtrainierten Äußeren richtig heiß. :blush:

  • Hm, komischerweise behauptete dies auch ein Freund von mir als wir den Film das vorletzte mal sahen. Also Rosie im Bikini.
    Na ja, für mich etwas zu dünn.
    Jane Seymour ist da schon eine ganz andere Liga :love:
    Da stört es mich auch nicht, dass Sie nicht so viel zu tun hat. Immerhin bringt Sie Bond ja nicht in unnötige Situationen wie Tiffany oder Mary.


    Ansonsten stehen ja meine früheren Aussagen und Kronsteens letzte Bemerkungen kann ich auch sehr gut nachvollziehen.
    Wobei mir persönlich Yaphet Kotto gefällt, gerade weil er auch recht emotionell ist.
    Am Erinnerungswürdigsten sind aber tatsächlich Tee Hee und Baron Samedi. Für mich die geilste Bösewicht-Lache überhaupt.
    Und die Voodoo-Story faszinierte mich als kleinen Bub schon am meisten, auch mit seinem "skurilen" Ende ;)


  • Mich interessiert: Stehe ich mit dieser Wahrnehmung des Voodoostoffes alleine da (dass es mich stört) oder geht es euch in Ansätzen ähnlich?


    Eigentlich nicht. Der einzig wirkliche Voodoo in LALD, der relevant ist für die Handlung, sind Solitaires übersinnliche Fähigkeiten. Alles andere kann man sich "wegdenken". Aber es stimmt schon: in einen Bond-Film passt das nicht so recht (wir sind ja schliesslich nicht bei Indiana Jones :D ). Fragt sich aber auch, was unglaubwürdiger ist: Ein Voodoo oder Science Fiction... :rolleyes:

  • Eigentlich nicht. Der einzig wirkliche Voodoo in LALD, der relevant ist für die Handlung, sind Solitaires übersinnliche Fähigkeiten. Alles andere kann man sich "wegdenken". Aber es stimmt schon: in einen Bond-Film passt das nicht so recht (wir sind ja schliesslich nicht bei Indiana Jones :D ). Fragt sich aber auch, was unglaubwürdiger ist: Ein Voodoo oder Science Fiction... :rolleyes:

    Ich finde aber grade den Voodoo-Stoff sehr interessant. Ohne diesen wäre LALD irgendwie recht fade. :sleeping:

  • Ich finde aber grade den Voodoo-Stoff sehr interessant. Ohne diesen wäre LALD irgendwie recht fade. :sleeping:

    Im Roman ist dieses Thema noch viel extremer dargestellt. Die Handlanger von Mr. Big erstarren vor Angst, wenn sie Baron Samedi sehen, dabei ist es im Buch nur eine Statue.
    Das Bild vom ängstlichen Schwarzen wird im Film zum Glück nicht vermittelt. Fand' ich in Dr. No. (Quarrel) schon nicht so gut. Aber man sieht daran gut, wie sich die Zeiten
    zwischen 1962 und 1973 in Bezug auf dieses Thema geändert haben.

    Life's a Blast... even when you're different. :thumbup:


    "you dirty double-crossin limey fink, these god-damned diamonds are phoneys" X(

  • Auch wenn der Film nach heutigen Maßstäben mit Klisches und negativen Vorurteilen nur so um sich wirft... Der Grund, warum der Film aber trotzdem ein ganz besonderer und einzigartiger Bond für mich ist liegt darin, dass er diese Voodoo Sachen doch nicht komplett als Hokuspokus abstempelt, sondern etwas Mystisches und Undurchschaubares bis zum Schluss (mit Samedi) bleibt. So gesehen ist der Film dann mehr als Märchen zu sehen als so mancher over the top Bond es offensichtlich ist.

  • Aaaahhhh...Roger Moores bester Bondfilm!


    Hatte bereits alles was einen 70er Moore ausmachte: Sich durch die Welt knattern, charmanter Witz, Over the Top Gadgets, einen überselbstbewussten Villain, einen übermenschlich starken Handlanger mit Deformationen und Bondgirls die im Gegensatz zu Connerys Girls von Film zu Film doofer wurden.

  • Hatte mir gestern mal wieder LALD angeschaut. Dabei sind mir etliche Parallelen zwischen Connerys Erstling DN, den ich am Tag zuvor gesehen hatte, und Moores Erstling LALD aufgefallen:

    • Ganz am Anfang werden Geheimdienstkollegen Bonds ermordet.
    • Man lernt als nächstes Bonds Zuhause kennen.
    • Bond vergnügt sich dort mit einem Mädchen.
    • Bond hat nicht viel Zeit zum Packen, da er von M den Auftrag bekommt, dem Mord nachzugehen.
    • Bond fliegt mit Pan Am Richtung Amerika.
    • Bond wird am Flughafen von einem Taxifahrer abgeholt.
    • Dieser Taxifahrer wird die Taxifahrt nicht überleben.
    • Bond trifft auf Felix Leiter.
    • Der weitere Verlauf der Handlung führt Bond in die Karibik.
    • Jamaika dient dabei als Drehort.
    • Aberglaube spielt eine Rolle (Drache, Vodoo)
    • Bond wird vor Ort von Quarrel (Junior) unterstützt
    • Auf der Seite des Gegners gibt es jemanden, der einen Arm verloren hat, und diesen durch eine Prothese ersetzt hat.
    • Bond begegnet einem Menschen, der (die) sich als Freund ausgibt, eigentlich aber für die Gegeneite arbeitet, und Zyankali dabei hat.
    • Die Schurken versuchen Bond mittels eines giftigen Tieres zu ermorden. Bond bemerkt das Tier, er bewegt sich kurz nicht (um das Tier nicht auf sich aufmerksam zu machen), dann tötet Bond das Tier

    Vielleicht ist das alles weit hergeholt, aber es fiel mir eben auf, da ich beide Filme nacheinander geschaut habe. :coffee: Vielleicht hat ja jemand noch weitere Parallelen parat. :pop: Die eine oder andere Parallele (z.B. Quarrel) dürfte natürlich auch auf die Verwandtschaft der beiden Romane Flemings zurückzuführen sein.

  • Schöne Aufzählung Kronsteen! :thumbup:
    Mir sind fast alle diese Punkte selbst schon irgendwann mal aufgefallen (ich weiß, kann ja jetzt jeder sagen :D ),
    was dazu führte das ich LALD seitdem stets als engen Verwandten von DN wahrnehme.
    Allein schon das fehlende franchise-dominierende '2.35:1'-Bild-Format von Moore's Beginn läd zu einem Vergleich mit Connerys Erstling ein.
    Da mit beiden Filmen jeweils eine lange Darsteller-Ära beginnt, wirken die Parallelen auf mich auch überhaupt nicht störend,
    sondern im Gegenteil geradezu angebracht im Hinblick auf die Perspektive das mit jedem neuen Darsteller die Serie auf gewisse Art quasi neu beginnt.
    Und DN hat sich nunmal als wunderbares Erstlingswerk etabliert, so das es nicht verwundert das mit LALD und, auf nicht ganz zu plakative Weise mit GE,
    der Beginn mehrerer Darsteller-Epochen mit vertrauten Elementen aus DN ausgestattet wurden.


    Abgesehen davon finde ich es aber auch interessant, das in den 80ern gleich 2 Bondfilme entstanden, die wiederum viele Elemente aus LALD wiederholen,
    so das Moore's Erstling nicht nur als eine Art Wiederkehr von DN gesehen werden kann, sondern gleichzeitig auch wiederum selbst als prägendes Werk für spätere Jahrgänge
    gesehen werden kann.


    Die offensichtlichsten Parallelen finden sich natürlich in LTK, den ich oft als eine Art düsteren Bruder von LALD wahrnehme.
    Die Liste der LALD-LTK-Ähnlichkeiten ist ja lang. Angefangen vom gleichen Leiter-Darsteller, Haien, Kokain, bis hin zum sehr komplex strukturierten 'Staat im Staat'-Aspekt der Villain-Seite.


    Der zweite Film der kein Debüt-Werk ist, aber dennoch erstaunlich viele kleine Ähnlichkeiten aufweist, ist Moores Abschiedsfilm AVTAK,
    was ich genau wie bei den DN-LALD-Parallelen als naheliegend und konsequent empfinde, dadurch das die Moore-Ära am Ende teilweise zu ihrem Beginn 'zurückkehrt' und damit irgendwie rund wirkt.


    LALD-AVTAK-Parallelen die mir bisher aufgefallen sind:


    - Es sind die einzigen beiden Moore-Filme in denen eine Band mit männlichem Sänger den Titelsong singt und beide Songs haben sich zu den populärsten Langzeit-Hits der Ära entwickelt.
    - In beiden Filmen sticht die jeweilige Mode ihrer Dekade am extremsten hervor: Mr. Big's grellbunte Blaxploitation-Gang und Zorin's total popige Hardcore-80er-Truppe.
    - Beide Filme bemühen sich darum Spaß zu erzeugen in dem von Bond geführte Fahrzeuge systematisch von ihm zerlegt werden: LALD: Bus- & Flugzeug; AVTAK: Das Taxi in Paris.
    - In beiden Werken klaut Bond ein öffentliches Gefährt um vor der Polizei zu flüchten: LALD: Doppeldeckerbus, AVTAK: Feuerwehrauto
    - In beiden Filmen versucht ein übereifriger US-Sheriff erfolglos Bond aufzuhalten und dient als wiederkehrende Slapstick-Nummer
    - In beiden Filmen macht die Frau an der Seite des Villians am Ende mit Bond gemeinsame Sache
    - In beiden Filmen wird eine Hochzeitfeier terrorisiert und die jeweilige Hochzeitstorte vernichtet
    - In beiden Filmen führt ein getarnter Lift Bond in eine unterirdische Villain-Location (LALD: unfreiwillig in New Orleans, AVTAK: freiwillig im Pferdestall)
    - In beiden Filmen ist das Ziel des Villains die totale Marktdominanz seines Produktes (trifft natürlich auch auf andere Bondfilme zu - aber das ist eher eine Minderheit)

  • James Bond Rewatched


    # 08: Leben und Sterben lassen (1973)


    OT: Live and Let Die; GB 1973; 121 Min.; R: Guy Hamilton; D: Roger Moore, Yaphet Kotto, Jane Seymour, Clifton James, Gloria Hendry, Julius W. Harris, Geoffrey Holder, David Hedison, Bernard Lee, Lois Maxwell


    Da nun auch Erfolgsbond Sean Connery keinen weiteren Film mehr drehen wollte, mussten sich die Macher wieder nach einem neuen Hauptdarsteller umsehen. Schließlich einigte man sich auf Roger Moore, der bereits schon vorher für die Rolle in Betracht gezogen worden war und sich bei den Zuschauern durch Serien wie "The Saint" und "The Persuaders" zunehmend zum Publikumsliebling entwickelte. Dennoch war man auf Seiten der Macher – wegen des neuen Stils und des neuen 007 – unsicher und nervös, was sich auch an manchen Justierungen in "Live And Let Die" noch zeigt. Dennoch geriet der Streifen in der Folge zu einem guten Bondfilm.


    Die Darstellerriege verkündet zwar abermals keine großen Namen, macht dafür insgesamt wieder einen etwas souveräneren Eindruck. Neuling Roger Moore macht von Beginn an eine sehr gute Figur. Bei seinem Einstand spürt man kaum Unsicherheiten und seine Performance zählt auch eindeutig zu den gelungensten seiner sieben 007-Auftritte. Mit dem doppelgesichtigen Drogenbaron Mr. Big ist ein ganz neuer Villain-Typus auf dem Bond-Parkett präsent, der allerdings im Laufe der Serie noch öfter auftreten sollte. Kotto vermag es den zielgerichteten Kriminellen glaubhaft zu interpretieren und darf zudem den bisher menschlichsten 007-Schurken zeichnen. Bei den Bondgirls sieht es dagegen schon durchwachsener aus. Mag man Jane Seymour als naiv-verschlagene Solitaire noch eine gute Leistung attestieren, so kann man Gloria Hendry die ihr angedachte Figur in all ihren interessanten Facetten zu keinem Zeitpunkt abnehmen. Eine der ersten großen Fehlbesetzungen innerhalb der Reihe. Ähnlich sieht es auf der Helferseite aus. David Hedisons Felix Leiter-Darstellung ist überzeugend, während Clifton James` leidlich-klamaukiger Part eindeutig zum Vergessen ist. Durchgängig überzeugend sind dagegen sind die Handlanger, von denen insbesondere Julius W. Harris und Geoffrey Holder lobend hervorgehoben werden müssen. Für das Fehlen von Desmond Llewelyn wird der Serien-Fan mit einem herrlichen komischen Besuch von M und Moneypenny in Bonds Wohnung entschädigt.


    Erneut gibt sich Guy Hamilton als Spielleiter die Ehre und dieses Mal muss man seinen Namen in den Kredits zum Glück nicht als Drohung verstehen. Von seinen Versäumnissen aus dem Vorgänger bleiben eigentlich nur der Klischee-Polizist Pepper und einige billige Szenen wie die des explodierenden Villain übrig. Ansonsten spürt man mehr Ernst, mehr Spannung, mehr Dynamik. Wären Hamiltons typische Anflüge von Ironie und Sarkasmus nicht allgegenwärtig, könnte man bei der geradlinig-harten Inszenierung fast Terence Young auf dem Regiestuhl vermuten. Guy Hamilton knüpft mit "Live And Let Die" wieder an den Stil der Filme vor 1967 an. Mit dem Drehbuch von Tom Mankiewicz kann man eigentlich nicht sonderlich hart ins Gericht gehen. Das Skript ist auf der Höhe der Zeit und ersetzt den Plot der Vorlage effektiv durch eine zeitgemäße Geschichte über die Monopolisierung des amerikanischen Drogenmarktes. Und doch kann man Kritik nicht völlig aussparen. Neben dem verunglückten Pepper fällt vor allem ins Auge das Mankiewicz die Romanhandlung doch gar zu sehr kürzte. Auf die Ikonenhaftigkeit des Schurken und die Möglichkeiten zur Spannungssteigerung, die eines der packendsten Fleming-Werke hergegeben hätte, werden unverständlicherweise verzichtet. Dennoch ist das Filmskript als solches sehr gelungen.


    Nach der schier ungebrochenen Dominanz John Barrys erleben wir nun einen neuen Komponisten. George Martin gibt sein Gastspiel und das kann man nur begrüßen. So grandios Barrys Arbeit auch ist, eine Abwechslung tut immer mal gut. Besonders, wenn sie so gelungen ausfällt wie bei Martins dynamisch-atmosphärischen Klängen. Paul McCartney interpretiert einen der besten und einprägsamsten Titelsongs, während Maurice Binder eines seiner besten Titeldesigns beisteuert. Selten innerhalb der Serie hatte die Titelsequenz in Verbindung mit dem Song und in Relation zum (Gesamt-)Film solch einen atmosphärischen Biss. Abermals musste Ken Adam durch Syd Cain vertreten werden und wieder konnte der Ersatzmann nicht groß punkten. Die Sets bleiben kaum in Erinnerung und auch das Bösewicht-Versteck enttäuscht weitgehend. Die Locations präsentieren sich durch die Bank großartig. Vom New Yorker-Stadtteil Harlem über die Sümpfe Louisianas und die Clubs von New Orleans bis hin zum karibischen Jamaika unterstützen alle Schauplätze ganz prächtig die exotische Voodoo-Thematik. Die Cinematographie von Ted Moore zeigt sich wieder erdiger und weniger farbenfroh, was aber gut zur Stimmung des Streifens passt. Hingegen stellt die Verwendung des Normalformats gegenüber dem Cinemascope-Verfahren einen eindeutigen Rückschritt dar. In dynamischer Hinsicht ist die Kameraführung aber stets auf der Höhe des Geschehens. Die Verfolgungsjagden zu Land, zu Wasser und durch die Insellandschaft zeigen sich wieder intensiver und packender als im unmittelbaren Vorgänger.


    Gesamtwirkung: Trotz eines betont ironisch-dandyhaften neuen Hauptdarstellers kehrt man mit dieser Produktion weitgehend zu Härte und Zynismus der frühen Filme der Serie zurück. Das Ensemble, der Score und der neue Mann sorgen für jede Menge Frische. Lediglich eine zu laxe Handhabung der Vorlage durch den Skriptautor, leichte darstellerische Defizite, durschnittliche Dekors, das Drehen im Normalformat und kleine technische Pannen schmälern den Eindruck des dynamisch-mysteriösen Voodoo-Trips.


    Meine Wertung: 4 von 5 Punkten

  • Also ich fand den Roman eher schwach, teils auch langweilig da die Charaktere alle sehr blaß bleiben, und wie alle frühen Bond Romane untauglich für eine Verfilmung innerhalb der Bond Serie.


    Dagegen ist der Film sehr schön durchkonstruiert, und ist schon rein auf die Handlungsentwicklung bezogen einer der Besten der Serie. Und der Vodoo Kram ist sehr raffiniert integriert, und gibt dem Film eine sehr schöne Atmosphäre. Und ist damit untypisch für Hamiltons Bond Filme.


    Der beste Hamilton Bond, und vielleicht sogar der beste Moore Bond.


  • Interessante Auflistung. War mir so noch nie aufgefallen...


    Bond schläft mit einem verräterischen Girl und serviert sie dann ab (Rosie Carver, Miss Taro).
    Und wo wir schon dabei sind: In beiden Filmen spielt Taro(t) eine Rolle. :D


    :thumbup:


    [...], während Clifton James` leidlich-klamaukiger Part eindeutig zum Vergessen ist.


    Ich muss zugeben, dass ich ihn in LALD sehr mag. Sein "Seeeecret Aaaagent" hat schon Kultcharakter.
    Leider hat man bei ihm den gleichen Fehler gemacht wie später auch bei Jaws: Man ließ ihn in einem 2. Film auftauchen.


    Ansonsten: Wie gewohnt eine tolle Rezension, Scarpine, der ich mich nahezu in allem anschließen kann.

  • @Kroni & Dr. moVe:
    Nette Aufzählung, höchst interessant.



    Scarpine:
    Toll geschrieben, wobei ich da bei Sheriff Pepper mit Kroni konform gehe. Der ist für mich, zumindest in LALD, absolut Kult.



    Maibaum:
    Ui, gewagte These. Weniger dass LALD vielleicht sogar Moores bester Bond ist, als dass es Hamiltons bester Bondfilm wäre. Da scheint normalerweise GF der Überkandidat zu sein, aber mich freut deine exklusive Meinung. Mal was anderes.

  • Auch ich bedanke mich bei Scarpine für sein Review, muss aber ebenfalls sagen, dass ich Pepper in LALD klasse und erst in TMWTGG schrecklich finde. Außerdem finde ich Flemings Vorbildroman eins seiner schwächsten Werke: diese Story um den Piratenschatz finde ich sehr lahm und albern (die Nachfolger haben deutlich mehr Pep). Diesbezüglich auch von mir daher eher ein Lob an Mankiewicz' Screenplay als eine Kritik.

  • @Kroni & Dr. moVe:




    Maibaum:
    Ui, gewagte These. Weniger dass LALD vielleicht sogar Moores bester Bond ist, als dass es Hamiltons bester Bondfilm wäre. Da scheint normalerweise GF der Überkandidat zu sein, aber mich freut deine exklusive Meinung. Mal was anderes.


    Na ja, weniger eine These als eine Geschmacksfrage. Für den besten Moore kommen nur LALD und TSWLM in Frage, die liegen klar und weit vor den anderen. Das wechselt beständig, aber momentan würde ich wahrscheinlich LALD sagen.


    GF ist natürlich auch ein starker Film mit schönen Ideen, aber die Inszenierung überzeugt mich da nicht. Da ich GF trotz seiner Stärken für etwas überschätzt halte, bin ich mir hier ziemlich sicher. Eindeutig LALD.


    Sheriff Pepper: Da würde auch ich sagen er ist in LALD zwar immer nah dran am Klamaukabgrund, und manchmal auch knapp drüber hin, aber er funktioniert da ziemlich gut. Während er in TMWTGG eher nervt. Und stört.


    DN und LALD: Die Parallelen, die mir bislang nie bewußt geworden waren, sind tatsächlich erstaunlich, zumal ich beide Filme für Bond Verhältnisse als sehr unterschiedlich empfinde. Interessant ...
    Aber war das Absicht, oder nur Zufall?


    Die Parallelen mit AVTAK empfinde ich dagegen als etwas konstruiert. Ich glaube da würde ich ähnliche Überschneidungen mit fast jedem Bond Film finden.

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