DER FILM: Der Mann mit dem goldenen Colt

  • Der Film hat - ähnlich DAF - das Problem, dass die meisten Actionsequenzen nicht wirklich ziehen, weil sie durch Klamaukeinlagen verwässert werden. Der Abschuss ist aber das fliegende Auto von Scaramanga. Quasi das AM Vanish Pendant aus den 70ern.


    Und selbst das ist wahrscheinlich noch abgekupfert: http://www.youtube.com/watch?v=qkWyNc23GEE :think:

    The needs of the many outweigh the needs of the few or the one.
    I have been and always shall be your friend.
    I´ve been dead before.
    Live long and prosper.


    He is not really dead as long as we remember him.

  • Hm, auch TMWTGG hat sich diesmal ziemlich gezogen. Die Sirs retten über die Längen hinweg.


    Beste Szenen: PTS, Bonds 1. Treffen mit FS neben der toten Andrea, Ms Standpauke
    Schlechteste Szenen: Karate-Mädels, Hip fährt ohne Bond davon, Ende mit Nicnac, Sgt. Pepper's stupid jokes club

  • Ich habe TMWTGG eben wieder gesehen und habe dabei festgestellt,dass er doch nicht so schlecht ist,wie ich ihn immer gesehen habe.Deswegen ein überarbeitetes Statement


    +Scaramanga ist wirklich ein unglaublich vielschichtiger Chara;ein jovialer,kultivierter und charmanter Gentleman,der Bond in vielem ähnlich ist und der vielleicht sogar ein Freund Bonds sein könnte,wenn er nicht einen gänzlich anderen Lebensweg eingeschlagen hätte.
    +tolle Pre Title Sequenz
    +klassisches Bondfeeling
    +souveräne Leistung von Roger Moore
    +Bonds und Scaramangas Duell
    +der Soundtrack ist sehr überdreht und auch trashig,aber passt gut zur fernöstlichen Atmosphäre von TMWTGG
    +sehr gut inszenierte Zweikämpfe



    -der Plot um die Pistolenkugel vermischt sich irgendwo und am Ende hat man das Gefühl,keinen einheitlichen Film gesehen zu haben
    -Handlung plätschert teilweise vor sich hin
    -Bond wird lächerlich gemacht,als er von zwei Mädchen verteidigt wird,sein Helfer ohne ihn davonfährt oder sein Motorboot von einen kleinen Jungen bedienen lassen muss
    -unglaublich nervige Mary Goodnight
    -Schnickschnack,der ziemlich deplatziert wirkt.


    PS:Wie kann man Beiträge hier eigentlich löschen ?

  • Schnickschnack stellt m.E.n. belustigenderweise die einzige nicht deplatzierte Form des Klamauks im Film dar.
    Goodnight war, ist und bleibt mir zu blass in ihrer Rolle, welche wenig Wind in die Angelegenheit bringt.
    Bond ist an manchen Stellen recht machohaft und wechselt diesmal besonders eigensinnig zwischen den Damen, daher fand ich die Kampfszenen mit den karatetechnisch besser als Bond ausgebildeten fightgirls recht originell. :)


    Insgesamt ein durchwachsener Beitrag zur 007-Filmreihe, welcher vorwiegend vom starken Schauspiel des Villains lebt.

  • Ähm, das ist aber kein Vorwurf, dass er machohaft ist.
    Ist er das etwa in DN, FRWL, GF, TB, YOLT, OHMSS, DAF, LALD und und und nicht? Soll ich dir extra noch Beispiele dazu nennen?
    Bond MUSS machohaft wirken, sonst ist es für mich nicht Bond.

  • Machohaft in der Tat meistens, wenn nicht sogar fast immer. Ganz Ihrer Meinung, Mister Bond ;)


    Es geht jedoch um dieses sprunghafte Wechseln zwischen den Mädels: "Keine Sorge Goodnight, deine Stunde wird auch noch kommen."
    Oder Bonds arrogante Reaktion auf des Blondchens "Mann, musst du gut sein": "Hmm, das muss doch rauszufinden sein...", also als ob nicht auch sie Gefühle hat.


    Auch spielt Moore trotz allen Klamauks für seine Verhältnisse ausnahmsweise etwas unbarmherziger, siehe Gewalt gegenüber Zweifach-Bondgirl Maud Adams.
    Das ist keineswegs ein Vorwurf, schließlich wollte man den Moore-Bond nicht ausschließlich als klischeehaften Dauergrinser auftreten lassen.
    Vielmehr ist aber eben gerade wegen dieser männerherrscherischen Elemente des Films umso belustigender, dass die Nichten nicht gerade schwächlich auftraten.

  • Dieser Kontrast mit den Nichten im Kontext zu Bonds sonstiger Darstellung in dem Film ist mir noch garnicht aufgefallen! Vielen Dank für diese neue Facette, Daniel Schweikert 1996 (das klingt recht förmlich, wenn man deinen Namen so ausschreibt... ;))
    Dass auch ich Bonds Charakter in diesem Film für sehr eigen halte, habe ich ja schon mal erwähnt. Es ist nicht die Härte oder Machohaftigkeit, es ist das oben schon erwähnte sprunghafte Umschalten Bonds. Zwar gab es auch diese schnellen Wechsel in Bonds Handeln schon öfter, aber hier fällt es mir eben auch besonders auf.


    Die Situation als Bond dann einfach zurückgelassen wird (was ja offensichtlich nicht die beiden Nichten zu verantworten haben) werde ich allerdings wohl nie nachvollziehen können. Oder hat auch dafür jemand eine Erklärung? Das ist für mich einfach jedes Mal ein sehr störendes Element in dem Moment.

  • Hallo Ahab,


    da bin ich also nicht die einzige Person, die Bonds sprunghaftes Blond-auf-brünette-und-brünette-auf-blond-Wechseln des Films fast schon wieder bedenklich findet. Dieser Kontrast fiel mir eigentlich nur deswegen auf, weil ich wenn ich Filme sehe ein leidenschaftlicher "Kontrastsucher" bin :), auch ist es ja tatsächlich ein klarer Kontrast, denn das mit den Nichten war wirklich urkomisch.


    Im Klartext heißt das, dass ich Kontraste, Gegensätze, Extreme und deutliche Unterschiede für sehr kräftige Ausdrucksmittel in Filmen halte.
    Ganz besonders faszinierend finde ich das in Filmen von Brian De Palma - welchen ich davon favorisiere brauche ich wohl kaum zu erwähnen, ich sage nur 1983 ;)


    Diese farbenfroh fotografierten Bilder, die wunderbaren Umgebungen und Kulissen, jedoch andererseits die sehr mörderisch angehauchten Handlungen....
    Solche Szenarien sind sehr sonderbar, aber betonen kristallklar, wie nah sich Traum und Albtraum manchmal stehen können.



    Nun gut, zurück zu Bond:
    Diese alberne Stelle als der Onkel der Nichten ohne Bond bei sich das Gaspedal durchdrückt, hat auch in meinen Augen keinen nennenswerten Sinn.
    Vielmehr sehe ich dies als einen Teil der "Comedy", welche in der Ära Moore dann doch recht stark ausgeprägt war.

  • (...) Die Situation als Bond dann einfach zurückgelassen wird (was ja offensichtlich nicht die beiden Nichten zu verantworten haben) werde ich allerdings wohl nie nachsie höher vollziehen können. Oder hat auch dafür jemand eine Erklärung? Das ist für mich einfach jedes Mal ein sehr störendes Element in dem Moment.

    Für meine nachfolgende Erklärung müsste der Zuschauer vermutlich zuviel "mitbringen", dennoch sei es mal versucht:


    Lt. Hip entstammt einem anderen Kulturkreis und befindet sich in einer anderen Lebenssituation als Commander Bond. Er hat Familie und stellt sie höher! Wäre Bond ein anderer Typ, so wäre jener Moment, als Hip zuvorderst an seine Familie und erst dann an den Job denkt, das Ende der Karriere des Leutnants gewesen: Bond hätte ihn feuern lassen. Familie und Job sind hier nicht vereinbar, daher die Fehlentscheidung des chinesischen Kollegen. Sicher aber auch ein komödiantisches Instrument, das die Handlung bedarfsgerecht vorantreibt, da gebe ich Daniel Recht.

  • Zeitlich gesehen hätte es dem guten Herrn fast noch gelingen können Bond einsteigen zu lassen und genügend Sitzplätze hatte die Limousine auch.
    Aber dass Bonds Verbündeter natürlich kein weiteres Risiko des Wartens eingehen wollte, sondern die Mädchen lieber rasch in Sicherheit brachte, ist absolut einleuchtend, Mister Fogg. Dass es mir immer wie ein reiner Lachanreger im Drehbuch vorkam, liegt wohl einfach daran, dass die Szene mitsamt Bonds verwundertem Gesicht einfach herrlich ist :D


  • Wow, das habe ich mal geschrieben? Ist ja nicht zu fassen. :bleah: Ich revidiere mein Urteil in fast allen Punkten. TMWTGG hat mir gestern extrem viel Spaß gemacht.


    Goodnight ist eine Augenweide, ebenso wie Andrea. Scaramanga finde ich inzwischen absolut faszinierend, den Score halte ich für den bis dahin besten Barrys. Wie die flirrenden Streicher beim finalen Duell thrillerhafte Spannung erzeugen, Hammer.


    Moore ist lockerer als in LALD, die Landschaften sind fantastisch eingefangen, das schiefe Wrack der Queen Soundso ein regelrecht psychedelischer Schauplatz. Die Billigkeit, die ich dem Film einst vorwarf, kann ich nicht mehr entdecken.

  • Deinen ursprünglichen Beitrag kann ich irgendwie sehr gut nachvollziehen. Also die Billigkeit von DAF, LALD und TMTGG, das Labyrinth, Goodnight...


    Gleichzeitig sehe ich es aber auch ähnlich was Deinen jetzigen Beitrag betrifft :D Die Optik der Bondgirls, das Wrack und Christopher Lees Darstellung.

  • Also, in TMWGG eine psychologische Entwicklung der Bondfigur vergleichbar mit CR 06 zu sehen, habe ich ja noch nie gehört. Sehr exklusiv und erzwingt geradezu eine Rechtfertigung...;)

    Weniger "Entwicklung" als vielmehr "Auswertung"!
    Vor einigen Monaten gab es im Thread zu dem Film eine kurze aber sehr ergiebige Debatte über das Für und Wieder von Bonds relativ unsympathischen Erwiderungen auf Scaramangas überbordende Gastfreundschaft.
    In aller Kürze: Ich hielt Bonds Verhalten für unangemessesn, ja geradezu für einen Fehler des Drehbuchs. Die Diskussionspartner "Mister Bond" und "Kronsteen" jedoch empfanden es als angemessen. Nach einigem Nachdenken über die vermeintliche Dissonanz kam ich zu dem Schluss, dass eine gewisse Bindungslosigkeit (hier: Scaramangas) leichter zu der im Film dargestellten Freundlichkeit befähigt als die doch stärkere Bindung an traditionelle Werte (Königin, Pflicht, Vaterland), die Bond mit sich herumträgt.
    Ich erlaube mir, einige der Posts, die diesen Kontrast beleuchten, hier noch einmal zu zitieren: In dem Zusammenhang bewerte ich auch die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller anders als früher.

    Anders als im Vorgänger- und auch im Nachfolger-Film weist TMWTGG einen Bond auf, der auf mich einen völlig anderen Eindruck als den der Leichtigkeit macht. Während Moores Darstellung in LALD und TSWLM m. E. den Charakter Moores wiederspiegeln, wirkt seine Performance gerade in den Begegnungen mit Scaramanga eigenartig fremd. Ich hielt das lange für ein Manko Moores und/oder des Drehbuchs. In diesem Thread (weiter oben) eröffnete man mir jedoch gerade das als eine besondere Stärke Moores: Bond musste im Kontrast zu einem Scaramanga, der für gar keine Werte mehr einsteht, etwas hölzern, vielleicht sogar angewidert wirken. Für einen jovialen, besonders höflichen und liebenswürdigen Philanthropen wie Sir Roger ist das eine großartige Schauspielleistung, da jene Merkmale so gar nicht seinem Wesen entsprechen. Eine Leistung, die ich auch in die Nähe des von kananga erwähnten ffolkes in Sprengkommando Atlantik setzen würde. In beiden Fällen: Hut ab vor Roger Moore!

    (...)
    Bond wirkt hier nicht ganz so über-lebensgroß wie in den meisten anderen Filmen. Ich meine, dem Dialog zwischen ihm und Goodnight im Hotel ("James! Junge, musst Du gut sein!" "Das muss doch rauszukriegen sein - das nächste Mal frage ich sie.") entnehmen zu können, dass er sich seiner Wirkung auf das andere Geschlecht nicht unbedingt bewusst ist. Goodnights Abfuhr nach dem Dinner trägt dazu bei, diesen Eindruck zu entwickeln. Auch spürt man seine Zerknirschung gegenüber M nach dessen Zurechtweisung, die darin kumuliert, dass Letzterer wünschte, Scaramangas Kugel hätte Bond gegolten.
    Der Tod Scaramangas ist mir als ein Geniestreich des Drehbuchautors im Bewusstsein! Er findet auf der Ebene von Scaramangas privatem Kombat-Übungsfeld statt unter Ausnutzung von dessen vollkommener Ausstattung: Sogar die Walther PPK der Wachsfigur ist nicht nur echt, sondern geladen! Er hat hier sicher oft geübt, den Parcours aber nicht bestanden, als die Bedingungen in die Realität wechselten. Das Leben ist - so kann man daraus schließen - letztlich kein Spiel.
    Einen Bewunderungsschub der besonderen Art erhielt der Film bei mir durch die Posts jüngeren Datums in diesem Thread. Bisher lastete ich dem Film ein liebloses Drehbuch an. Bonds ausbleibende Erwiederung von Scaramangas "Gastfreundschaft" hielt ich bislang für ein schweres Versäumnis. Ich sehe nun aber, dass man darin durchaus Methode erkennen kann: Das gänzliche Fehlen von Werten im Charakter des Villains MUSS Bond steif und angewidert wirken lassen - vielleicht gerade, WEIL Bond oberflächliche Ähnlichkeiten zu Scaramanga ausmacht. Aus der größten Schwäche des Films wurde so in meiner Wahrnehmung eine seiner größten Stärken! (Dafür nochmal meinen Dank an Mister Bond und Kronsteen!) Dieser letzte Dialog sorgte jetzt für eine Beförderung des Films auf Platz 5!


    (...) Es spricht also tatsächlich für eine gewisse Tiefe des Drehbuchs, dass Bond hier vergleichsweise verkrampft und ernst (wie ein Spielverderber) wirkt. Als "Opfer" der antiautoritären Erziehung der 70-er Jahre neige ich sicherlich dazu, der oberflächlichen Spielfreude eines Scaramanga auf den Leim zu gehen. (...)

  • Das liest sich sehr interessant, da ich dergleichen nie empfunden habe. Eher wirkte er auf mich in TMWTGG fast noch arroganter als anderswo. Auch sein von Dir als Unsicherheit seinerseits verstandenes "Das nächste Mal frage ich sie", kam mir immer selbstsicher vor, denn wer würde nach dieser unschönen Nummer Goodnight gegenüber auch noch ankündigen, dass es mit ihrer "Rivalin" ein nächstes Mal geben wird?! Wenn ich mir die Argumente jedoch nun neu vor Augen führe, finde ich vielleicht doch einen Denkfehler auf meiner Seite, beziehungsweise einen Interpretationsunterschied, der nun nicht mehr in dieser Form vorhanden ist.

  • Das liest sich sehr interessant, da ich dergleichen nie empfunden habe. Eher wirkte er auf mich in TMWTGG fast noch arroganter als anderswo. Auch sein von Dir als Unsicherheit seinerseits verstandenes "Das nächste Mal frage ich sie", kam mir immer selbstsicher vor, denn wer würde nach dieser unschönen Nummer Goodnight gegenüber auch noch ankündigen, dass es mit ihrer "Rivalin" ein nächstes Mal geben wird?! Wenn ich mir die Argumente jedoch nun neu vor Augen führe, finde ich vielleicht doch einen Denkfehler auf meiner Seite, beziehungsweise einen Interpretationsunterschied, der nun nicht mehr in dieser Form vorhanden ist.

    Ich muss zugeben: In dem Punkt liegst Du vermutlich näher an der Intention der Passage.
    Vor allem aber: Nach Lektüre Deiner o. a. Ausführung wird mir erstmalig der subtile Witz eingängig, der in dem Satz "Das nächste Mal frage ich sie." besteht, wenn er als als Ankündigung eines nächsten Mals gegenüber Miss Goodnight gelesen wird!
    Hut ab! Ich kenne den Film immerhin jetzt seit 1979 - aber Du hast mir etwas Neues eröffnet!

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