Die "politische Korrektheit" in den James-Bond-Filmen

  • Die Fragen nach dem persönlichen Standpunkt zu den Rollenbildern in James Bond Filmen ist hochinteressant und eine, die ich mir selbst schon so manchesmal gestellt habe!
    Vielleicht mache ich es mir zu einfach, aber für mich sind James Bond Filme Dokumente des Zeitgeistes. Ich würde es einem aktuellen Bond Film durchaus übel nehmen, in dieser Hinsicht ernsthaft und ohne ironischen Unterton eine Welt zu zeichnen welche heute moralisch einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Das Bild welches von dunkelhäutigen Menschen in LALD gezeichnet wird ist nach heutigen Maßstäben unenkbar. Ebenso Charaktere wie Tatjana Romanova.
    Das ist so gesehen natürlich hochinteressant, da ich - wenn ich hundert Prozent konsequent sein wollte - für einen Film aus den 70er Jahren ja die gleichen Maßstäbe anlegen müsste wie für einen Film von heute. Eine Diskriminierung wird ja, nur weil sie 40 Jahre zurückliegt und von der Gesellschaft akzeptiert war, noch lange nicht korrekter. Sie wird höchstens verständlicher. Und ich glaube genau das ist es, was bei mir beim Sehen dieser Dinge vorgeht. Es fasziniert mich, es bringt mich zum nachdenken, ich bin mir aber bewusst darüber, dass es so eigentlich nicht richtig ist. Zumindest für mein persönliches Moral-Empfinden. Das hat keinesfalls jeder andere so zu sehen.
    Ich kann mich bspw. daran erinnern, in recht großer Runde LALD gesehen zu haben. Es gibt dort diese Szene als Bond Rosie zur Rede stellt und sie sinngemäß meint: Du würdest mich doch nicht unmbringen, nicht nach dem was letzte Nacht passiert ist. Woraufhin Bond meint: Vorher hätt ichs bestimmt nicht getan. Es waren bei dieser Sichtug fast gleich viele Männer und Frauen anwesend. Die Männer fanden diese Szene köstlich und waren vergnügt am Johlen, die Damen waren dagegen mehr oder weniger empört, obwohl ihnen Bond und die älteren Filme keineswegs fremd waren. Trotzdem war gerade bei den Damen die mit ihrem Partner da waren deutlich anzumerken, dass sie über das offene Abfeiern ihrer Männer einen derartigen Szene schon fast schockiert waren. Die Tempratur im Raum war zumindest für einige Minuten deutlich gesunken.
    Nun kann man diese ganze Damen für prüde und verklemmt halten. Vielleicht für humorlos. Ich will mir da jetzt kein Urteil erlauben. Das ist auch nicht der Punkt, worauf ich hinaus möchte. Ich möchte darauf hinaus, dass es nicht die Szene sondern die Reaktion ihrer Männer war, welche die Damen so empörte. Es kann also durchaus Unterschiede darin geben kann wie man Filme konsumiert und was man mit dem Gesehenen anfängt. Einen Film wie DN gut zu finden heißt für mich nicht automatisch die Darstellung der Einwohner Jamaikas gut zu finden, wo Quarrel zeitweise als das Abziebild eines kulleräugigen, schwarzen Ureinwohners ist.


    Ein weiteres Beispiel: Moores Bond in TMWTGG. Zumindest streckenweise. Ich habe den Film erst vor einigen Tagen gesehen und war schon recht überrascht, dass mir das bisher noch nicht so aufgefallen ist. Gerade die Szene in der er erstmals Andrea Anders in ihrem Zimmer trifft, schlägt und verhört ist von einer humorlosen Härte die ich so schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Vor allem nicht bei Moores Bond. So umwerfend ich bspw. Maud Adams in diesem Film finde so ekelhaft finde ich (streckenweise!) dafür Bond. Eigentlich möchte ich Anders nicht nur vor Scaramanga beschützen sondern auch vor Bond. ;) Gerade wie wenig feinfühlig und sensibel Bond zwischen seinen Damen in diesem Film wechselt halte ich für wenig souverän. Das mögen widerum auch viele als absolut elementar an Bond ansehen und nicht verstehen, warum ich das nicht mag (bzw. anzweifeln, dass Bond überhaupt das Richtige für mich ist) aber ich kann damit leben. :D


    Weitere Beispiele gibt es viele, dafür haben wir ja vielleicht bald einen Thread um uns auszutauschen!

  • Ich glaube, dass es dabei eine Rolle spielt inwiefern der jeweilige Bondfilm selbst ausgerichtet ist. "Live And Let Die" ist zum Beispiel über weite Strecken ein harter und ernster Film. "Diamonds Are Forever" ist dagegen so sehr als Selbstparodie, Action-Komödie und zeitgeistiger Kolportagestreifen angelegt, dass Bonds ebenso rüder Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und die durchaus kritisierbare Darstellung Homosexueller nicht so sehr ins Gewicht fallen. Bei der Kritik an dem frühen Frauenbild würde ich zustimmen, aber ebenso auf den Zeitgeist verweisen. Und hier hat das Franchise immer Schritt gehalten. Die ersten größtenteils emanzipierten Bondgirls wie Anya Amasova und Holly Goodhead fielen in eine Zeit als auch im Kino allgemein weibliche Helden verstärkt etabliert wurden (vgl. beispielsweise "Alien"). Dass in der Mitte der Achtziger noch zweimal (Stacy & Kara) der "alte" Bondgirl-Typ zurückkehren durfte, würde ich eher den Traditionen des Franchises und Bezügen zum sonstigen Blockbusterkino zuschreiben. Dass ein Film wie "Indiana Jones and the Temple of Doom" "A View to a Kill" beeinflusst hat, steht außer Frage. Die Übernahme einer naiven Blondine als Love-Interest gehört eben auch dazu.


    Was nun "Live And Let Die" angeht, so fand ich den Film nie sehr rassistisch (da ist der Roman schon ein Spur drastischer). Das haben Mitwirkende wie Yaphet Kotto, Julius W. Harris und Geoffrey Holder ja selbst so gesehen (sonst hätten sie wohl kaum mitgespielt). Warum sollte es auch keine dunkelhäutigen Schurken geben? Ich denke eher, dass hier der Entstehungszeitpunkt des Films das Problem darstellt. 1973 so einen Film zu machen oder 2013, das ist schon ein erheblicher Unterschied. Es war damals sehr kontrovers und erfüllt uns auch heute noch mit Unbehagen, weil wir ja um die historischen Zusammenhänge der 60er und frühen 70er Jahre in den USA wissen. Das einzige Element, das mich tatsächlich immer etwas befremdet, ist das der Frau mit den aufgerissenen "Kulleraugen" in der Maintitle-Sequenz. Das könnte ich als Kritikpunkt absolut verstehen, alles andere sehe ich als nicht so dramatisch an. Die Brutalität des frühen Moore-Bonds (auch gegen die Girls) war ja mehr ein Versuch Guy Hamiltons dem "weicher" wirkenden Moore die Härte und den Zynismus des Connery-Typus zu verpassen. Ein Umstand, der sich ja rasch als Fehler erwies und auch korrigiert wurde. Erst mit "The Spy Who Loved Me" fand Roger Moore komplett zu seinem ganz eigenen Stil.

  • Das hatten wir ja schon mal. Ich finde LALD auch nicht rassistisch. Das hier alle Schwarzen Gangster sind ist dem Thema geschuldet, aber es gibt eben auch positive Schwarze in dem Film. Und dann schläft Bond auch noch mit einer Schwarzen, das wäre in einem rassistischen Film undenkbar. Das war überhaupt etwas was in Hollywood auch 25 Jahre später keinesfalls selbstverständlich war. Und mir fällt gerade nur ein US Film vor LALD ein der sich traute das zu zeigen. Und der wurde in Spanien gedreht.


    In dem Zusammenhang sei aber auch noch mal darauf verwiesen wie schade es ist daß Hamilton aus Gloria Hendry nur ein Dummchen gemacht hat. Eine verschenkte Rolle.

  • Die Erlebnisse eines Beamten, der im Auftrag einer westlich-demokratischen Regierung Menschen töten darf, wenn es der Sache dient:
    Falls es einen Bereich gibt, der sich NICHT anbietet, über Political Correctness zu fabulieren, dann dürften das die Bond-Filme sein!

  • Wenn man Bond politisch korrigieren will, ist er kein Bond mehr. Bond ist ein altmodischer und sicher auch irgendwie konservativer Held. Sicher auch ein Grund dafür, warum die Figur des James Bond so beliebt ist, ist die Kombination dieser eher traditionelleren Attitüden mit einer sehr freiheitlichen, unabhängigen und teilweise schon fast anarchistischen Lebensform voller Genuss, sexueller Freiheit und Überfluss.
    Somit ist für fast alle etwas dabei, was sie fasziniert.


    Mich haben die vermeintlich politisch unkorrekten Punkte auch nie gestört.
    Ich fand z.B. in LALD gerade die durchweg schwarze Verbrecherbande sehr authentisch in einem Harlem der frühen 70er dargestellt, das in seinem Stadtteilbild eben auch noch so geprägt war. Ein zeithistorisches Dokument. Jedenfalls wesentlich authentischer als wenn man (wie z.B. in "Die Hard") eine Multi-Kulti-Verbrecherbande genommen hätte.
    Dafür hatten wir ja dann in vielen anderen Filmen wieder rein weiße Bösewichte. Also alles OK! ;)


    Nach meiner letzten Sichtung des hier angesprochenen TMWTGG fand ich speziell Moores Spiel phantastisch. Dies war mir vorher noch nie so aufgefallen (gefühlt war Moore für mich erst ab TSWLM in Hochform). Dieses für Moore nicht so typische harte Spiel macht ihn für mich sehr stark. Klar, die Szene mit Andrea Anders ist recht brutal, aber er wollte eben die Info von ihr. Bond steht auf der Todesliste von Scaramanga (bzw. meint, dort zu stehen) und Miss Anders will ihm nicht sagen, wer Scaramanga ist. Was soll er tun? Sich abknallen lassen, nur um nicht als "Frauenschläger" da zu stehen?!
    (warum Miss Anders Bond anfänglich die Patrone zukommen lässt, damit er sie retten kann, dann aber nichts verraten will, obwohl Bond wie erhofft zu ermitteln beginnt, bleibt ihr Geheimnis ;) ).


    Bzgl. DN mag ich an sich nur diese Drachen-Geschichte nicht. Dies ist für mich zu plump. Zumal sie ja scheinbar nur von Dr. No gestreut wurde und keinen historischen Bezug hat. Dass die Ureinwohner also blindlings auf eine neu erfundene Drachengeschichte reinfallen, ist recht unglaubwürdig.
    Ansonsten stört mich Quarrels Verhalten nicht. Ich war ja jüngst auf Jamaika und auch noch über ein halbes Jahrhundert nach DN spielt die Mischung aus Spiritualität und Religiosität eine sehr große Rolle.
    Ich finde es hierbei schade, dass es heutzutage kaum mehr möglich wäre, in einem (Bond-)Film eine z.B. afrikanische, indianische, karibische oder australische Kultur in ihrer Tradition darzustellen, weil dann sofort wieder das Gebrülle losginge, dass man Stereotypen bediene (ich schreibe hierzu auch gleich noch was im "Absurdistan"-Thread).


    Frei nach Harald Schmidt: Jede Minderheit hat das Recht, mit Klischees beladen einen Bösewicht stellen zu dürfen. ;)
    Über die eindimensionalen deutschen Bösewichte könnte man sonst schließlich auch Unbehagen äußern. :D


    Was Bonds Verhalten gegenüber Frauen (wie z.B. im angesprochenen LALD) anbelangt, so gehen diese One-Night-Stands und gemeinsam verbrachten Nächte in nahezu allen Fällen von Bond UND den Frauen in gleichem Maße aus. Auch die Frauen haben i.d.R. nicht das Bedürfnis, mit Bond eine langfristige Beziehung einzugehen. Es ist eine Übereinkunft, ein wenig Spaß miteinander zu haben. Außer Tracy und Vesper war kein Girl dabei, bei denen mehr Gefühle da gewesen wären. Und das trifft sowohl auf Bond als auch auf das Mädchen zu.
    Ahab, es wäre mal interessant gewesen, wie die Empörung in Eurer großen Runde gewesen wäre, wenn Ihr statt LALD FRWL angeschaut hättet, und dort Bond Tanja sinngemäß fragt, ob er ihren Erwartungen entspricht, und sie dann sagt, dass sie ihm das erst morgen früh sagen könne (den genauen Wortlaut weiß ich jetzt leider nicht mehr). Im Grunde genommen genau so sexistisch, aber in Frau-Mann-Richtung eben irgendwie moralisch und gesellschaftlich legitimierter.


    Die (heute nennt man es so) "Homophobie" in DAF betreffend würde mich mal interessieren, wie homosexuelle Bondfans dazu stehen?!
    Vielleicht kann hier jemand eine Info geben?

  • Außer Tracy und Vesper war kein Girl dabei, bei denen mehr Gefühle da gewesen wären. Und das trifft sowohl auf Bond als auch auf das Mädchen zu.


    Das sehe ich etwas anders. Es kann sein, dass Vesper und Tracy die einzigen Girls sind, die Bond wirklich geliebt habt (obwohl das in den Romanen etwas anders ist; hier trauert Bond etwa Tiffany deutlich mehr hinterher als sie ihm), aber ich glaube ein paar andere Bondgirls der Filme haben sich da doch mehr versprochen. Tatjana stellt sich zum Beispiel vor, wie sie und Bond in England zusammen leben würden (und das sicher nicht nur in ihrer Überläuferinnen-Rolle), die "Rache-Bondgirls" wie Melina und Camille haben eine sehr enge und persönliche Bindung zu Bond (letztere ja noch nicht mal sexuell) und insbesondere in den Dalton-Filmen scheinen Kara und Pam doch wirklich in Bond verliebt gewesen zu sein. Daltons Interpretation der Rolle tut natürlich sein übriges dazu. Sein Bond hat auch Gefühle für diese Girls. Bei Daltons 007 kann man sich kaum vorstellen, dass er die Frauen so verschleist wie seine Vorgänger Connery und Moore.


    Bei den sonstigen Punkten würde ich dir zustimmen. :thumbup:

  • Danke! Das war auch mein Gedanke.

    Bitte versteht das jetzt nicht so, als würde hier irgendjemand jemand anderem was wegnehmen oder schlechtreden wollen! Ansonsten müssten wir alle Threads hier schließen in denen es nicht heißt: So wie es gemacht wurde finden wir das alle spitze!
    Außerdem halte ich die Trennung von dem was die Figur James Bond tut und dem was die Macher für Filme drum herum gebaut haben für durchaus legitim.


    LALD ist übrigens auch einer meiner Favoriten. Ich hab auch glaube ich nicht geschrieben, dass ich LALD für untragbar halte. Nur eben, dass es Dinge in diesem Film gibt, die man heute so wohl nicht mehr darstellen könnte. Schwarze Gangster? Wunderbar! Schwarzes Bond-Girl mit One-Night-Stand? Super. Thematisierter Voodoo-Kult? Ein Highlight des Films! Hierzu möchte ich kurz einschieben, dass ich in Afrika selbst Zeuge von streckenweise sehr verbreitetem und tief verwurzeltem Voodoo-Kult wurde. Inklusive Voodoo-Markt - und zwar nicht für Touristen - auf dem es Dinge zu kaufen gab von denen man sich wirklich keine Vorstellungen macht. Nicht nur die ollen Holzmasken die es bis in den Ikea geschafft haben, die jedoch trotzdem eine große Bedeutung besitzen.
    In LALD ist für mich persönlich (muss ich das jetzt noch mehr kennzeichnen?) trotzdem ein leichtes Ungleichgewicht vorhanden, weil nach meinem Geschmack für einen wirklich überragenden Gesamteindruck die ein oder andere etwas 'aufgeklärtere' dunkelhäutige Rolle fehlt. Klar gibt es welche (Quarrel Jr. usw.) aber wie stark wäre es gewesen, wenn Rosie es auch gewesen wäre? Und wie viel mehr Wirkung hätte der Twist am Ende mit Baron Samedi auf dem Zug gehabt wenn der Film mit einer Figur aus der afrikanischen Mythologie auf dem Zug aufhört, wenn diese Mythologie von der ein oder anderen farbigen Figur im Film hinterfragt worden wäre?


    Ich weiß, es ist immer etwas unglücklich, über Kunstwerke im Nachhinein zu philosophieren, was der Künstler hätte anders machen sollen oder können. Wie bei einem Bild bei dem man als Betrachter gerne einige Pinselstriche anders angelegt hätte. Das ist nochmal etwas anderes, als schlicht Kritik zu äußeren. Aber ich will damit nur mal klarstellen, dass es mir bei LALD nicht darum geht ihn auf der ebene der PC angreifbar zu machen sondern einfach nur einen weiteren Film in einem weiteren Thread auf eine weitere Art auf seine künstlerischen Bestandteile zu durchleuchten.


    Übrigens hab ich wie gesagt auch nichts gegen den One-Night-Stand Bonds mit Rosie. Es ging hier eigentlich eher um die Interessante Beobachtung bei der Beobachtung der Reaktionen auf diese Szene. Trotzdem bleibe ich dabei, dass der Moore den ich persönlich am liebsten mag diese Situation (das Gespräch) wohl etwas anders geregelt hätte.
    Besonders hart fand ich bei der Szene mit Anders auch gar nicht unbedingt die Gewalt ihr gegenüber von Bond (so etwas gab es ja auch schon vorher) eher sein Verhalten Richtung Ende dieser szene als er dann den Champagner holt. Seine geradezu kühle Professionalität im Wissen, dass Anders eh nichts gegen sie ausrichten könnte, selbst wenn sie wollte. Das ist absolut beeindruckend gespielt, keine Frage. Mir ist es schon fast kalt den Rücken runter gelaufen. Aber es ist eben auch ein (für mich!!) untypischer Moore.


    Zu DN: Achtet bei der nächsten Gelegenheit mal auf Quarrel wenn er Ryder das erste Mal am Strand mit Bond entdeckt und berichet vielleicht kurz von eurem Eindruck von speziell dieser Szene. Mal ganz abgesehen von der Drachengeschichte in der sich Quarrel ganz einfach mega blöd anstellt.


    Kronsteen: Ja, die Szene mit Romanova kommt doch irgendwie viel harmloser und lieblicher daher, auch wenn sie im Grunde in die gleiche Richtung geht! Ich muss allerdings anmerken, dass die eigentliche Empörung - wenn man es so drastisch nennen mag - nicht von der Szene mit Rosie ansich rührte, sondern eher von der Reaktion der Männer. Das war glaube ich der Punkt mit dem die Damen nicht so ganz einverstanden waren.

  • Bitte versteht das jetzt nicht so, als würde hier irgendjemand jemand anderem was wegnehmen oder schlechtreden wollen! Ansonsten müssten wir alle Threads hier schließen in denen es nicht heißt: So wie es gemacht wurde finden wir das alle spitze!
    Außerdem halte ich die Trennung von dem was die Figur James Bond tut und dem was die Macher für Filme drum herum gebaut haben für durchaus legitim.


    Nö, allet chic.


    Der Foren-Sezier-Wahn ist ab und an etwas kopflastig - für meinen Geschmack. Aber da daran ja genug ihren Spaß haben, ist es ja okay und mich zwingt keiner, das zu lesen.


    Allerdings gibt es bei einem sexistischen Alkoholiker wie Bond beim Thema Political Correctness nur die Eulen, die man nach Athen trägt.


    Da könnte man auch darüber diskutieren, ob wir Bond jetzt boykottieren, weil Spion, Abhören und NSA. :haha:


    Halte schon meine Backen ... :whistling:

  • Eines würde ich jedenfalls sofort unterschreiben:
    Trotz gegebener Komik sind Sir Roger´s beiden Erstauftritte fragenaufwerfender und verständlicherweise umstrittener als der grandiose dritte Moore, nämlich der Spion, der mich liebte.


    Die Gründe weswegen LALD und TMWTGG nicht zu meinen bevorzugten James-Bondfilmen gehören -the spy who loved me aber durchaus-, liegen allerdings woanders, nämlich hauptsächlich in der optischen Inszenierung und den Bondgirls...


    Charakteristisch für Roger Moore´s erstes 007-Werk war eben auch die leider weniger rosige politische Situation Harlem´s und die allgemeine Rassenproblematik.
    Darin liegt in meinen Augen kein Fehler, da dies in Filmen ruhig mal thematisiert werden darf, wie ich finde.
    Was allerdings kläglich scheiterte, war Hamilton´s Idee aus dem "harmloseren" Darsteller einen vor der Kamera hart agierenden Macho zu machen, denn das stand dem Film unschön zu Gesicht. Genau wie 1974 die Szene mit dem aus dem Boot geworfenen Kind und der sehr unhöflich geschlagenen Miss Adams (spätere Octopussy). Und ja: Heute würde man Bond ´73 und ´74 anders umsetzen, um weder politische éclats zu verursachen, noch Frauen zu schockieren.


    Interessant ist, dass Roger Moore in seinem fünften Bondabenteuer ebenfalls maskuliner und weniger parodistisch auftritt, es dort aber keineswegs unpassend erscheint, ganz im Gegenteil! Und woran liegt das? Womöglich daran, dass er einem in seiner "tödlichen Mission" zumindest sympathisch erscheint.
    In der Tat trifft die Filmreihe seit über 50 Jahren ständig nahezu perfekt den damals gegenwärtigen Zeitgeist. Völlig gleich ob nun die Darstellung der 80er-Jahre-Drogenbosse (License to kill) oder die Machenschaften eines modernen Medienmoguls (Tomorrow never dies, als die Technik schon wieder weiter war), es passt immer inetwa in das gesellschaftliche Gesamtbild des Zeitpunkts der Erscheinung und wirkt stellenweise sogar mehr oder weniger realistisch ;)

  • Zunächst einmal, herzlich willkommen im Forum, geschätzter Kollege Daniel. ich gebe Dir natürlich recht, dass die Bondfilme immer zeitgeistige Züge aufwiesen, zugleich aber waren sie immer einem ewiglichen Rule Britannia verpflichtet und damit gerade wieder in ihrer Abwehrstellung gegen gewisser Aspekte des Zeitgeistes sehr up to date, denn die Briten zumindest sind sehr konservative Leute. Das gilt in gleicher Weise auch für die Bücher von Fleming, und gerade dieser Spagat, diese Gradwanderung macht für mich einen wesentlichen Teil des besonderen Reizes des Bondmythos aus.
    Was Gewalt gegenüber Damen betrifft, hat sich die durchaus immer dadurch legitimiert, dass es für Bond um Leben und Tod ging und er da ja auch auf die Herren keine Rücksicht nahm. Nicht dass ich nicht darauf verzichten kann, aber das gehörte eben vor allem zu den Bondfilmen bis zur ersten Hälfte der 70er dazu. Und seine zynischen Sprüche gegenüber etwa einer Rosie Carver sind auch aus diesem ständigen Katz und Mausspiel heraus nachvolziehbar.
    Eine gesellschaftskritische Problemstudie in einem Bondfilm kann ich mir nicht vorstellen, Bond ist grundsätzlich nicht besonders politisch, aber wenn, dann ein Verteidiger der bestehenden Verhältnisse . Man erwartet ja auch von einer LeCarre-Verfilmung keine Anklagen gegenüber der Verharmlosung des Kommunismus durch Labourabgeordnete.

  • An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei dir für den Willkommensausspruch und bedanke mich dafür in einem Zuge gleich bei allen, denn sonst würden 90% meiner Beiträge weniger Themenrelevantes als Dankeschön´s beinhalten :)


    Dass die Gewalt in gewisserlei Hinsicht ihr legitimes Dasein feiern darf (aufgrund der stets vorhandenen Lebensgefahr Bonds), ist einleuchtend, aber zumindest die rauhe Umgangsweise, beispielsweise beim "Hin- und Her-Switchen" zwischen Miss Adams und "Goodnight", passt eigentlich nicht zu Sir Roger´s Darstellung und wirkt daher weniger authentisch als einstudiert.


    Im Übrigen sehe ich die Figur des 007 auch als recht neutral und unpolitisch an, aber es hat dennoch einen gewissen Grund dass man diesen Thread eröffnet hat.
    Eben weil bestimmte besagte Dinge nach heutigem Ermessen fragwürdig zu erscheinen vermögen.

  • Genau wie 1974 die Szene mit dem aus dem Boot geworfenen Kind


    Nun ja - diese Szene mag auf den ersten Blick etwas daneben erscheinen, auf den zweiten Blick aber weniger: Bond wurde von Typen verfolgt, die zweifellos über Leichen gehen. Somit befanden sich nicht nur er, sondern auch das Kind in Lebensgefahr, solange es auf dem Boot war. Es blieb ihm gar keine andere Wahl, als das Kind über Bord zu werfen. Drehbuchtechnisch hätte man dies aber trotzdem besser lösen können...

  • Bei allem gebührenden Respekt vor Unicef-Botschafter Sir Roger, aber der 1974er Bond kann mich beim besten Willen nicht überzeugen :D


    Aber: Live and let Die habe ich heute in Seelenruhe in den VHS-Rekorder eingelegt und in deutscher Fassung angesehen und war angenehm überrascht über den Film, welchen ich länger nicht mehr sah und für Bond-Verhältnisse in grausamer Erinnerung hielt.
    Drum begutachte ich diesen nochmal kurz, auch politisch um dem Thread gerecht zu werden:
    -Der Film birgt einerseits recht ernste Elemente in sich und vereint dies mit entsprechend düsterer Handlung
    -Trotzdem strotzt er nur so vor ironischem Witz (Killer: "Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen Sie den Krokodilen zum Fraß vorzuwerfen." Bond: "Der Höhepunkt unseres kleinen Rundgangs, vermute ich." :thumbup: )
    -Des Weiteren erschien mir LALD unrassistischer als gedacht. Man muss natürlich ausreichend reif für klares Verständnis schwieriger, gar problematischer, Schwarz/Weiß-Politik sein, aber auch wenn der Film nicht gänzlich zeitgemäß ist, kann er im Großen und Ganzen einen bombastischen Eindruck hinterlassen.
    -Auch die New Yorker Aufnahmen inkl. der "Ami-Schlitten" und dergleichen, machen den Film um eine Spur einzigartiger.
    -Das Filmende des lachenden Zugbesteigers erschien mir unangenehm albern, aber davon abgesehen verstanden es auch die Nebendarsteller ihre Rolle zu verkörpern.

  • LALD ist tats. erstaunlich wenig rassistisch, obwohl es viel Kritik gab. Z.B sind zwei Schwarze da, die Bond nicht mehr wie noch in DN als Art Eingeborene dem "Massa", sondern auf eher kollegialer Ebene begegnen: Stratter CIA sowie Quarrel junior "der Mann der alles mit mir teilt, im Notfall sogar die Zahnbürste". Und dann darf man nicht vergessen, dass Mr. Big in Flemings Buch noch "Halbweißer" war, als wolle er die Glaubwürdigkeit von Ms Bemerkung, die Schwarzen würden jetzt auch anfangen, Genies hervorzubringen, ein wenig erschüttern. Yaphet Kotto selbst war übrigens mächtig stolz darauf, der erste schwarze Bondschurke zu sein. Freut mich übrigens, dass Du den funkelnden Humor und auch den speziell exotischen Flair zu würdigen verstehst, Kollege Daniel. lg

  • kananga:
    Auf deinen letzten Beitrag habe ich in einem zusammenhängenden Text geantwortet, anschließend Fehlermeldung erhalten. Lässt sich den Instruktionen nach regeln.
    Bis dahin (bis der Beitrag erscheint) erstmal ein Hoch auf den Film, welcher vielleicht unterschätzt wird, gerade wenn man bedenkt dass er die Moore-Ära einleitete und es somit sein erstes Hineinschlüpfen in die Rolle des smarten Doppelnullagenten gewesen ist ;)

  • Soll Bond "endlich" eine Frau werden?


    http://news.sky.com/story/1456…pike-as-first-female-bond


    Zitat

    He is going to spend the next 37 days talking about immigration, the NHS and welfare cuts but Ed Miliband has not held back after being quizzed about James Bond.


    There has been a lot of talk about who could follow Daniel Craig in the franchise, as filming for the latest Bond movie Spectre continues in Mexico.


    But speaking to radio station Magic FM, the Labour leader took his interviewers somewhat by surprise: "Rosamund Pike would make a great Bond - I think she's a great British actress," he said.


    Hier ein Kommentar aus der FAZ dazu:


    http://www.faz.net/aktuell/feu…frau-werden-13518200.html


    Zitat

    James Bond in weiblich? Unvorstellbar! Aber die Gleichberechtigung der Frau sollte endlich auch in DEM Männerfilm schlechthin ankommen. Zumindest sieht das der britische Politiker Ed Miliband so. Daniel Craig bliebe dann nur noch die Rolle des Bond-Boys.


    Mir geht diese ganze polistische Korrektheit sowas von auf den Senkel!

  • Sehr amüsant, aber andererseits sollte Bond -nur weil er mit der Zeit geht- nicht gleich seine komplette Identität verändern, eine Frau ist nunmal kein Mann und ein Mann nunmal keine Frau. Lara Croft und Co sind längst existent und einen "Lars Croft" will ich im nächsten Tomb Raider auch nicht sehen, also weswegen eine Jane Bond?! Ich denke dass die Marke Bond der politischen Korrektheit zu Genüge beisteht, wenn er die Frauen in den Filmen gut behandelt - ohne jedoch komplett von Ursprung und Romanvorlage abzuweichen. Schaut man sich die Entwicklung der Bondreihe an, veränderte sich das Frauenbild durchaus, insbesondere in der "zweiten Ära" (1995-2015), M als Dame, Bond als Unterworfener. Ich bin wahrlich kein Macho und distanziere mich von diesem unaufgeklärten Männlichkeitszirkus vergangener Tage, aber warum soll es denn nicht ausreichen einen "frauenfreundlichen" MÄNNLICHEN Bond des 21. Jahrhunderts zu präsentieren..., mal sehen wie es wirklich wird.

  • Eigentlich ist es ja schon verschwendete Lebenszeit so etwas zu kommentieren, aber wieso versuchen nicht irgendwelche Filmemacher eine weibliche Agentin zu etablieren. Angelina Jolie als Salt war ja nicht einmal so schlecht.


    Es gibt keinen Grund eine vorhandene Franchise zur Unkenntlichkeit zu "verstümmeln" , viel kreativer wäre etwas neues - parallel zur Bond Franchise - zu erfinden und wenn es funktioniert, als Franchise zu etablieren. Es gab ja auch einmal die Idee von einem JINX-Spinoff. Okay, diese Idee hat mir nicht sonderlich gefallen, da ich, obwohl ich Halle Berry mag, die Figur Jinx ziemlich schwach fand.


    Ob dass ganze dann beim Publikum ankommt ist eine ganz andere Frage. Aber wenn schon mit aller Gewalt farbige, weibliche oder weiß der Teufel noch was für Agenten auf der Leinwand präsentieren möchte - BITTE nur zu - ABER lasst James Bond aus dem Spiel. Diese Franchise sollte lieber als Ansporn dienen.

    Schönes Gewehr, passt eigentlich mehr zu einer Frau. - Verstehen Sie etwas von Waffen Mr.Bond ? - Nein, aber etwas von Frauen.

  • Wie wäre es nach Craig mit einer schwarzen, jüdisch-orthodoxen, kommunistischen Lesbe, die im weiteren Verlauf zum Islam konvertiert? Klingt nach einem exotischen Bond-Cocktail.

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