Die Fragen nach dem persönlichen Standpunkt zu den Rollenbildern in James Bond Filmen ist hochinteressant und eine, die ich mir selbst schon so manchesmal gestellt habe!
Vielleicht mache ich es mir zu einfach, aber für mich sind James Bond Filme Dokumente des Zeitgeistes. Ich würde es einem aktuellen Bond Film durchaus übel nehmen, in dieser Hinsicht ernsthaft und ohne ironischen Unterton eine Welt zu zeichnen welche heute moralisch einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Das Bild welches von dunkelhäutigen Menschen in LALD gezeichnet wird ist nach heutigen Maßstäben unenkbar. Ebenso Charaktere wie Tatjana Romanova.
Das ist so gesehen natürlich hochinteressant, da ich - wenn ich hundert Prozent konsequent sein wollte - für einen Film aus den 70er Jahren ja die gleichen Maßstäbe anlegen müsste wie für einen Film von heute. Eine Diskriminierung wird ja, nur weil sie 40 Jahre zurückliegt und von der Gesellschaft akzeptiert war, noch lange nicht korrekter. Sie wird höchstens verständlicher. Und ich glaube genau das ist es, was bei mir beim Sehen dieser Dinge vorgeht. Es fasziniert mich, es bringt mich zum nachdenken, ich bin mir aber bewusst darüber, dass es so eigentlich nicht richtig ist. Zumindest für mein persönliches Moral-Empfinden. Das hat keinesfalls jeder andere so zu sehen.
Ich kann mich bspw. daran erinnern, in recht großer Runde LALD gesehen zu haben. Es gibt dort diese Szene als Bond Rosie zur Rede stellt und sie sinngemäß meint: Du würdest mich doch nicht unmbringen, nicht nach dem was letzte Nacht passiert ist. Woraufhin Bond meint: Vorher hätt ichs bestimmt nicht getan. Es waren bei dieser Sichtug fast gleich viele Männer und Frauen anwesend. Die Männer fanden diese Szene köstlich und waren vergnügt am Johlen, die Damen waren dagegen mehr oder weniger empört, obwohl ihnen Bond und die älteren Filme keineswegs fremd waren. Trotzdem war gerade bei den Damen die mit ihrem Partner da waren deutlich anzumerken, dass sie über das offene Abfeiern ihrer Männer einen derartigen Szene schon fast schockiert waren. Die Tempratur im Raum war zumindest für einige Minuten deutlich gesunken.
Nun kann man diese ganze Damen für prüde und verklemmt halten. Vielleicht für humorlos. Ich will mir da jetzt kein Urteil erlauben. Das ist auch nicht der Punkt, worauf ich hinaus möchte. Ich möchte darauf hinaus, dass es nicht die Szene sondern die Reaktion ihrer Männer war, welche die Damen so empörte. Es kann also durchaus Unterschiede darin geben kann wie man Filme konsumiert und was man mit dem Gesehenen anfängt. Einen Film wie DN gut zu finden heißt für mich nicht automatisch die Darstellung der Einwohner Jamaikas gut zu finden, wo Quarrel zeitweise als das Abziebild eines kulleräugigen, schwarzen Ureinwohners ist.
Ein weiteres Beispiel: Moores Bond in TMWTGG. Zumindest streckenweise. Ich habe den Film erst vor einigen Tagen gesehen und war schon recht überrascht, dass mir das bisher noch nicht so aufgefallen ist. Gerade die Szene in der er erstmals Andrea Anders in ihrem Zimmer trifft, schlägt und verhört ist von einer humorlosen Härte die ich so schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Vor allem nicht bei Moores Bond. So umwerfend ich bspw. Maud Adams in diesem Film finde so ekelhaft finde ich (streckenweise!) dafür Bond. Eigentlich möchte ich Anders nicht nur vor Scaramanga beschützen sondern auch vor Bond. Gerade wie wenig feinfühlig und sensibel Bond zwischen seinen Damen in diesem Film wechselt halte ich für wenig souverän. Das mögen widerum auch viele als absolut elementar an Bond ansehen und nicht verstehen, warum ich das nicht mag (bzw. anzweifeln, dass Bond überhaupt das Richtige für mich ist) aber ich kann damit leben.
Weitere Beispiele gibt es viele, dafür haben wir ja vielleicht bald einen Thread um uns auszutauschen!